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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Sergeant wollte ihm mitteilen, dass er Lafferton mit einer Beförderung zum Inspector bei einer anderen Dienststelle verlassen wollte und schon nächste Woche weg wäre. Nathan war begeisterungsfähig, ehrgeizig und arbeitete hart. Er würde schnell aufsteigen. Simon wollte ihn nur ungern verlieren, wusste aber, dass er ihn gehen lassen musste. Er wartete.
    »Die Sache ist, ich hab’s noch keinem hier erzählt … noch nicht. Wir wollten, dass Sie’s als Erster erfahren.«
    Wohin? In den Norden? Zur Met?
    »Em und ich kriegen was Kleines.«
    Nathan wurde röter als eine Tomate. Simon stieß einen Schrei aus, der gleichzeitig Erleichterung und Entzücken ausdrückte.

    Kurz vor der Mittagspause rief Simon die Kerntruppe zusammen, die am Angus-Fall gearbeitet hatte.
    »Es wird nicht leicht werden«, warnte er und blickte sich um. Er musste den richtigen Ton treffen – zu großen Optimismus dämpfen und gleichzeitig andeuten, dass er sich ziemlich sicher fühlte, den Täter geschnappt zu haben. »Sleightholme wird nicht gestehen – sie hat kaum ein Wort gesagt. Droben im Norden werden die Kollegen sie natürlich drankriegen, weil Amy Sudden im Kofferraum ihres Wagens war. Aber beide Dienststellen müssen verlässliche Beweise für die beiden Jungen zusammenbringen. Wir müssen uns verdammt anstrengen. Das wird eine harte Sache. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden.«
    »Sie könnten sich irren, Chef. Vielleicht bricht die Frau ja doch zusammen und serviert uns alles auf einem Silbertablett.«
    »Sie haben sie nicht kennengelernt.«
    »Es heißt, Sie wären ein Held, Chef … Haben da eine echte Stuntnummer abgezogen.« Bewundernde Pfiffe ertönten.
    »Danke, Leute, das wäre alles. Also machen wir uns an die Arbeit.«

Sechzehn
    E r hatte sie ruhen lassen. Sie hatte sich eine Wolldecke und ein Kissen geholt und sich auf das Sofa im Wohnzimmer gelegt, verkrampft und verängstigt, aber so erschöpft, dass sie zweimal für etwa zwanzig Minuten eingeschlafen war. Ansonsten hatte sie sich mit geschlossenen Augen von Max abgewandt und für sie beide gebetet. Mehrmals hatte sie ihn gefragt, was er von ihr wollte, was er damit zu erreichen hoffte, sie hier festzuhalten, doch seine Antworten hatten keinen Sinn ergeben.
    Falls Max überhaupt schlief, hatte sie es nicht bemerkt. Jedes Mal, wenn sie zu ihm sah, hatte er mit offenen Augen auf dem geradlehnigen Stuhl gesessen, hatte manchmal auf sie, manchmal ausdruckslos ins Leere gestarrt.
    Beim Morgengrauen hatte sie mit dem wenigen, was ihre Küche hergab, Frühstück gemacht. Er ging ins Badezimmer, schloss sie aber vorher in der Küche ein. Als sie die Toilette benutzte, blieb er vor der Tür stehen. Das Fenster war ein schmaler, hoher Schlitz oben in der Wand; sie machte sich gar nicht erst die Mühe, es zu erreichen.
    Danach fragte sie ihn, ob sie Briefe lesen und beantworten könnte, und er stimmte zu, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Schließlich machte sie Kaffee, goss die letzte Milch dazu und setzte sich einfach hin, wie er, tat nichts und schwieg.
    Sie verlor jedes Zeitgefühl, aber als sie meinte, dass es später Vormittag sein müsse, merkte sie, dass Max schlief, auf seinem Stuhl etwas zur Seite gerutscht war. Er hatte nicht schlafen wollen, das wusste sie; die Erschöpfung musste ihn überwältigt haben. Sie wartete. Beobachtete ihn. Er schlief weiter. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe. Sie empfand Bedauern für ihn, eine Affinität zu seiner Qual, die ihn in den Wahnsinn und zu dieser Tat getrieben hatte. Aber sie musste jetzt etwas unternehmen.
    Nach weiteren zehn Minuten begann sie sich sehr langsam zu bewegen. Sie stand auf. Er schlief weiter. Schritt für Schritt näherte sie sich der Wohnzimmertür. Sie befürchtete, dass der Griff ein Geräusch machen oder das Schloss knacken würde, als sie es zentimeterweise öffnete. Sie blickte über die Schulter. Max hatte sich nicht bewegt.
    Sie erreichte den Flur. Zögerte. Jetzt musste sie nur noch zur Eingangstür kommen, sie aufschließen und wegrennen. Sie überlegte, wie viele Schritte sie machen musste, in welche Richtung sich der Schlüssel drehte. Sie zitterte, das Herz schien ihr die Brust zu sprengen. Aber sie würde hinauskommen. Sie musste.
    Sie bewegte sich.
    Er hatte nicht geschlafen. Oder die Leere des Zimmers hatte sich irgendwie auf ihn übertragen. Oder ein kleines Geräusch hatte ihn geweckt.
    Als Jane einen Schritt machte, schlang er ihr von hinten den Arm um

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