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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Kruzifix und die beiden Kerzen auf einem kleinen Tischchen. Sie zog die Vorhänge zu, ließ ihn allein und ging in die Küche. Das Licht an ihrem Anrufbeantworter blinkte.
    »Jane? Ich werde morgen entlassen. Eine Gemeindeschwester soll nach mir schauen, aber ich werde sie nicht brauchen. Ich ruf dich an … Vielleicht erwische ich dich ja zwischen deinen kirchlichen Angelegenheiten. Wiedersehen.«
    Sie lächelte in sich hinein, erkannte, dass nichts ihre Mutter jetzt noch würde ändern können, und lehnte es ab, sich deswegen Sorgen zu machen. Der Gedanke, dass sie in das von Einbrechern und Straßenräubern verwüstete Haus zurückkehrte, war besorgniserregend, aber Jane hatte getan, was sie konnte, und Magda würde sich an diejenigen wenden, die sie brauchte. Darin war sie gut. Jane zog den Wasserkessel hervor und nahm einen Laib aus dem Brotkasten.
    Als sie an den Kühlschrank trat, hörte sie einen Schritt, und ein Arm legte sich von hinten um ihre Kehle, würgte sie nicht, machte es ihr aber unmöglich, sich zu bewegen.
    »Max …«, brachte sie heraus. »Was …?«
    »Wie können Sie hier sein? Wie können Sie hier sein, Tee kochen, Brot schneiden, wo Lizzie tot ist? Was hat Lizzie getan? Warum hat Ihr Gott Lizzie getötet? Sie sollten nicht leben, ich kann Sie nicht leben lassen, nicht nach dem, was passiert ist. Sie sind ihr zu ähnlich. Sie sollten nicht leben.« Er sprach mit einer seltsamen, sanften Stimme, als würde er das, was er sagte, zitieren, als hätte er es nur für diesen Moment, diesen Ort auswendig gelernt.
    »Drücken Sie bitte nicht so fest, Max.«
    Zu ihrer Überraschung kam er der Aufforderung nach. Er ließ sie los, schubste sie dann zum Arbeitszimmer. Als sie drinnen waren, schloss er die Tür.
    Plötzlich bekam Jane Angst. Max war außer sich vor Qual, und in diesem Zustand konnten Menschen irrational und unkontrolliert handeln. Er war wütend. Sie wusste nicht, wie sich seine Wut entladen würde.
    Hilf mir, betete sie, hilf mir. Es gab keine anderen Worte außer: Hilf mir.
    »Setzen Sie sich«, sagte Max.
    Sie tat, wie ihr befohlen. Im Moment erschien es ihr besser, sich nicht zu widersetzen, nicht zu flehen. Ruhig zu bleiben.
    »Was wollen Sie, Max?«
    »Oh, eine kosmische Frage? Stellen wir lieber eine einfache Frage. Mit einer einfachen Antwort. Die sollten Sie doch geben können, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht. Ich stelle selbst eine Menge Fragen. Ständig.«
    »Dafür werden Sie nicht bezahlt.«
    Sie lächelte.
    »Ich muss Antworten bekommen.«
    »Es ist schwer, ich weiß …«
    Er machte einen Satz auf sie zu, und sie wich auf dem Sessel zurück.
    »Wie können Sie es wagen, mir das zu sagen? Wie können Sie sagen, dass es schwer ist? Woher wissen Sie das? Ist es Ihnen zugestoßen?«
    »Nein«, erwiderte Jane. »Wenn Sie meinen, ob ein Mensch, den ich geliebt habe oder mit dem ich verheiratet war, gestorben ist, nein.«
    »Dann seien Sie nicht so herablassend zu mir.«
    »Und Sie bedrohen mich bitte nicht.«
    »Glauben Sie daran? Glauben Sie wirklich daran? Würden Sie dafür sterben?«
    »Für mein Christentum? Ich glaube daran, ja. Ob ich dafür sterben würde … Ich frage mich, wie mutig ich bin. Aber viele Menschen sind für ihren Glauben gestorben. Und tun es immer noch.«
    »Sie glauben, dass Christus von den Toten auferstanden ist?«
    »Ja.«
    »Und an Gebete?«
    »Ich glaube nicht, dass Gebete ein magischer Trick sind. Wir bekommen immer eine Antwort, aber vielleicht nicht diejenige, die wir uns wünschen.«
    »Gute Ausrede.«
    »Klingt das so für Sie? Das ist kein Brief an den Weihnachtsmann … Ich wünsche mir, bitte kann ich es haben …«
    »Warum ist Lizzie gestorben? Können Sie das beantworten?«
    »Nein. Ich weiß es nicht … Es erscheint grausam und entsetzlich und sinnlos … wie so vieles auf der Welt. Ich weiß, dass sich die Dinge mit der Zeit bewältigen lassen, und ich weiß, dass Gott trotz allem stets bei uns ist, wenn Schreckliches passiert.«
    »Tut mir leid, das ist mir entgangen. Wie dumm.«
    »Lassen Sie mich den Tee machen, dann fahre ich Sie nach Hause.«
    »Nein.«
    »Geben Sie sich eine Chance, Max.«
    »Ich gehe nirgendwohin. Sie auch nicht. Nicht, bevor Ihr Gott Lizzie wieder zum Leben erweckt hat.«
    »Das wird er nicht. Dieses Gespräch hat keinen Zweck, Sie sind nicht in der richtigen Verfassung dazu.«
    »Bis Sie mir erklären können, warum meine Frau gestorben ist, und bis Ihre Gebete sie mir zurückbringen, bleiben Sie

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