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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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wollen. Verklagt werden. Wenn das alles geklärt ist. Nur bis es so weit ist, könnte jemand es glauben. Jemand, den wir kennen. Jemand, der mich sehen könnte.«
    Jemand hatte das bereits, nur hatte Dougie ihr das nicht erzählt. Als er auf ihrer Arbeitsstelle angerufen und sie krankgemeldet hatte, war zuerst Schweigen gewesen, dann: »Ja, ja. Schon gut.« In einem Ton, der nicht misszuverstehen war.

    Es kam in Wellen. Aber die Wellen schlugen jetzt dichter zusammen und höher. Eines Tages, dachte Eileen, würde eine Welle so hoch sein und so schnell heranbranden, dass sie über ihrem Kopf brach und sie ertränkte und mit wegriss, und darum betete sie. Nie wieder aufzuwachen. Bilder flackerten auf einem Schirm hinter ihren Augen. Weeny, als sie drei war. Weeny an ihrem ersten Schultag. Janet und Weeny Hand in Hand vor dem Eingang.
    In einem Karton auf dem Regal im Wohnzimmer lagen die echten Fotos. Sie würde sie bald auspacken, weil die Fotos die Wahrheit darüber erzählen würden, wie glücklich sie alle gewesen waren und was für hübsche kleine Mädchen, wie nahe sie sich als Familie gestanden hatten. Die Wahrheit war auf den Fotos. Sie wusste es.
    »Das andere ist«, sagte Dougie, »dass ich anrufen und diesen Besuch vereinbaren werde.«
    Sie spielte mit dem Löffel auf ihrer Untertasse.
    »Ich bring dich hin, wir fahren beide da rauf.«
    Das Gefängnis hieß Gedley Vale. Der Name war in den Nachrichten genannt worden. Dougie hatte auf der Karte nachgeschaut. Es war hundertvierzig Kilometer entfernt.
    »Ich muss alles aufschreiben, was ich ihr sagen will. Ich muss es in Ordnung bringen. Sie muss erfahren, dass ich alles zusammenstelle. Vielleicht sollte ich rausfinden, welche Anwälte sie hat, und auch mit denen reden. Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, was man dir erlauben wird.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, wegen der Anwälte und so. Ich habe noch nie mit so was zu tun gehabt.«
    Sie funkelte ihn an. »Glaubst du, ich?«
    Dougie schüttelte den Kopf.
    Auf der Rückfahrt in Keiths Auto hatte sie die ganze Zeit laut gekämpft, mit der Polizei und den Zeitungen und dem Fernsehen, für ihre Tochter und gegen die monströse Ungerechtigkeit des Ganzen. Auch den kleinsten Zweifel hatte sie niedergekämpft. Es war ein Versehen, ein Missverständnis. Wie ein Missverständnis so schlimm werden, ein solches Ausmaß annehmen konnte, begriff sie nicht, aber es war so, und sie musste dem auf der Stelle Einhalt gebieten. Weeny war dafür angeklagt worden, Dinge getan zu haben, die zu schrecklich waren, um auch nur daran zu denken, Dinge, die nur die bösesten, verderbtesten Menschen tun konnten, und auch von denen nicht viele. So ein Mensch war Weeny nicht. Niemals. Wie konnte das jemand annehmen? Wie konnte das passiert sein?
    Janet hatte zweimal angerufen, kreischend und weinend, so dass Dougie schließlich Eileen den Hörer wegnehmen und dem Mädchen sagen musste, es solle sich beruhigen.
    »Ich habe Kinder«, hatte Jan immer wieder gesagt. »Ich habe Kinder, weißt du.«
    »Aber sie hat nichts davon getan, Jan, sie hat es nicht getan.«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ihr Name ist in allen Sendungen, überall, Fotos in den Zeitungen, alle schauen mich an.«
    »Keiner schaut dich an, sie wissen ja nicht, dass sie deine Schwester ist.«
    »Natürlich wissen sie das, und was sie nicht wissen, werden sie bald herausfinden. Ich will wissen, was mit uns passieren wird, du musst etwas dagegen unternehmen.«

    Eileen erhob sich und ging zur Spüle, drehte beide Hähne auf, beobachtete das Wasser, wie es in den Ausguss wirbelte. Töpfe standen zum Abwaschen da, aber sie wusch sie nicht ab.
    »Du musst zurück zur Arbeit«, sagte sie.
    Dougie hatte sich zwei Tage freigenommen und danach gebeten, in den Mittagspausen heimgehen zu dürfen, hatte angegeben, sie sei krank und man könne sie nicht zu lange allein lassen. Sie hatten ihm natürlich nicht geglaubt, doch er meinte, sie hätten mitleidig geklungen.
    »Niemand hat eine Ahnung«, versicherte er ihr.
    Doch die hatten sie. Es war schwierig. Jemand hatte ihn direkt gefragt, und er hatte sich umgedreht und war davongegangen. Mehr brauchten sie nicht. Er hatte sich verflucht.
    Die Jungs hatten es aufgenommen und waren sehr still geworden. Keith hatte auf der Heimfahrt nichts gesagt, doch er hatte Eileen geküsst und sie kurz umarmt und gemeint, er sei für sie da, Leah sei für sie da. Es sei ein furchtbarer Alptraum und ein Schlamassel, aber es würde sich

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