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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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seinen Eltern, die in Solingen wohnten. Maja nervte ihn während der ganzen Fahrt mit den immer gleichen Fragen nach Mama, Lukas spielte selbstvergessen mit einem Plastikauto, das Gebrumm und Gequietsche, mit dem der Junge die Fahrgeräusche imitierte, trieben ihn fast in den Wahnsinn. Schweißgebadet lenkte er den Wagen in die Einfahrt seiner Eltern. Seine Mutter erwartete ihn vor der Haustür. Sie trug ein geblümtes Hauskleid, das ihre üppige Figur noch ausladender wirken ließ.
    »Was ist denn mit Ellen?«, fragte sie statt einer Begrüßung, die Stirn besorgt in Falten gezogen.
    »Nichts. Sie ist bei einer Freundin.«
    Maja und Lukas rutschten aus dem Wagen und rannten ins Haus.
    Hannelore Dankert musterte ihren Sohn. »Oh, mein Gott, was ist mit deinem Gesicht? Hattest du einen Unfall?« Sie streckte die Hand aus, doch Philipp schob sie weg.
    »Das ist nichts. Geh doch schon mal ins Haus, ich lade die Taschen der Kinder aus.«
    Seine Mutter ließ die Hand sinken, ihre Schultern fielen zusammen, die Hände schlugen gegen die breiten Hüften. Sie sah aus wie eine aufblasbare Puppe, aus der man so viel Luft abgelassen hatte, dass sie zwar nicht einknickte, aber auch nicht mehr aufrecht stand. Abrupt wandte Philipp sich ab. Während er die Taschen aus dem Kofferraum holte, hörte er, wie seine Mutter im Haus nach den Kindern rief. Zügig ging er auf die Garage zu. Wie erwartet war sie nicht abgeschlossen. Im Inneren war es dämmrig, es roch nach Gummi, Benzin und abgestandener Luft. Auf dem Benz seines Vaters lag eine feine Staubschicht. Seit dem Schlaganfall konnte er nicht mehr fahren, doch das hieß nicht, dass er sich von seinem geliebten Auto trennte. Philipps Mutter hatte nicht einmal einen Führerschein. Niemand rührte diesen Wagen an. Er stand in der Garage und träumte von vergangenen Zeiten. Ein ideales Versteck. Philipp öffnete die Heckklappe, stellte die Sporttasche im Kofferraum ab und drückte die Klappe behutsam wieder zu.
    Im Haus empfing ihn der vertraute Geruch nach Scheuermittel und Zigarettenqualm. Seine Mutter stand in der Küche und schälte Kartoffeln. Er stellte die Taschen der Kinder im Flur ab.
    »Ich muss gleich wieder los«, sagte er.
    »Kommst du morgen zum Essen?«, rief seine Mutter aus der Küche. »Deine Schwester wird auch da sein. Sie würde sich bestimmt freuen, dich zu sehen.«
    Philipp hatte nicht die geringste Lust auf ein Familien-essen. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Mal sehen.«
    Er verabschiedete sich von den Kindern, die bereits das Wohnzimmer mit Beschlag belegt hatten. Sein Vater schlief glücklicherweise.
    Wenig später war Philipp wieder auf der Landstraße und trat das Gaspedal durch. Jetzt war Ellen dran. Sie konnte sich auf etwas gefasst machen.
    Ein Mann stieg aus einem schlammbespritzten dunkelblauen Volvo Kombi, als Lydia und Chris vor dem Haus der Familie Dankert hielten. Er war groß und kräftig und hatte gewelltes blondes Haar. Sein Sakko sah teuer aus, aber zerknittert. Irritiert blickte er die beiden an, als sie auf ihn zukamen.
    »Was wollen Sie?«, fragte er barsch.
    Lydia zog ihren Dienstausweis aus der Tasche. »Mein Name ist Lydia Louis. Das ist mein Kollege Chris Salomon. Wir haben am Dienstag mit Ihrer Frau gesprochen. Sie sind doch Philipp Dankert?«
    Der Mann blieb stehen und gaffte sie an. »Meine Frau ist nicht da.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, und Lydia fiel auf, dass auf seiner Stirn ein großes Pflaster klebte.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte sie.
    Dankert tippte mit dem Finger an das Pflaster. »Das ist nichts. Ich war ein wenig ungeschickt. Ärzte.« Er lachte auf, doch es klang verkrampft.
    »Ihre Frau wird vermisst?«, fragte Chris.
    »Sie ist bestimmt bei einer Freundin«, antwortete Dankert. »Vielleicht ist sie sogar inzwischen heimgekommen.« Er warf einen Blick in Richtung Haus.
    Lydia registrierte ein nervöses Blinzeln. Sie fragte sich, was mit dem Mann los war. Er hatte seine Frau als vermisst gemeldet, schien aber von der polizeilichen Unterstützung bei der Suche nach ihr alles andere als angetan zu sein. »Sie sind unterwegs gewesen?«, fragte sie und warf einen Blick auf den Volvo.
    »Ich habe die Kinder zu meinen Eltern gebracht«, antwortete er.
    »Dann können wir uns ja ungestört unterhalten«, sagte Lydia und marschierte auf das Haus zu, ohne seine Antwort abzuwarten. Dankert zögerte, doch dann folgte er ihr und schloss die Tür auf.
    »Wir hatten gestern eine kleine

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