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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Auseinandersetzung«, erklärte er ungefragt, als sie in den Flur traten. »Ich war ärgerlich, weil sie allein im Wald gejoggt ist. Ich finde das gefährlich. Aber das wissen Sie ja besser als ich.«
    Lydia warf einen Blick ins Wohnzimmer, bevor sie den beiden Männern in die Küche folgte. »Sie haben sich gestritten?«, hakte sie nach.
    »Ein wenig. Ich sagte doch, eine kleine Auseinandersetzung. Nichts Ernstes. Ellen hat eingesehen, dass ich recht habe.«
    »Eingesehen?«, fragte Lydia scharf.
    Dankert antwortete nicht.
    »Und trotzdem ist sie weggelaufen?« Chris runzelte die Stirn.
    »›Weggelaufen‹ ist das falsche Wort.« Dankert sah an ihnen vorbei, während er sprach. »Sie wollte sich ein wenig die Beine vertreten. Ich bin ins Bett gegangen und habe erst heute Morgen gemerkt, dass sie nicht zurückgekommen ist.«
    »Sie hat sich die Beine vertreten? Am späten Abend? Hat sie das öfter getan? Finden Sie das weniger gefährlich, als morgens im Wald zu joggen?« Chris machte kein Hehl aus seinem Argwohn.
    Lydia empfand genauso. Irgendetwas an Dankerts Geschichte stimmte hinten und vorne nicht. Ein Mann, der sich Sorgen machte, weil seine Frau allein im Wald joggte, ließ sie nicht einfach so abends im Dunkeln spazieren gehen, ohne darauf zu achten, dass sie wohlbehalten zurückkehrte. Und er meldete sie auch nicht als vermisst und begrüßte dann die Polizei wie lästige Versicherungsvertreter. Das passte alles nicht zusammen. Da war irgendetwas faul. Aber was? Lydia fiel ein, wie nervös Ellen Dankert am Dienstag gewesen war. Wie besorgt, dass das Essen nicht rechtzeitig fertig sein würde. Eine böse Ahnung stieg in ihr auf.
    »Normalerweise ist sie abends nicht mehr aus dem Haus gegangen«, beantwortete Dankert Salomons Frage. »Ich glaube, sie war immer noch aufgewühlt wegen unseres Streits. Ich habe sie gehen lassen, weil ich sie nicht gleich wieder verärgern wollte. Vermutlich war das ein Fehler.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und verbarg das Gesicht in den Händen. Seine Finger waren lang und schmal und makellos gepflegt. Lydia fiel ein, dass er Chirurg war. Für einen Augenblick dachte sie, er würde in Tränen ausbrechen, aber er blieb einfach reglos sitzen.
    Lydia setzte sich zu ihm. »Hat Ihre Frau in den letzten Tagen mit Ihnen über den Leichenfund im Wald gesprochen? Ist ihr vielleicht noch etwas eingefallen?«
    Dankert nahm die Hände vom Gesicht. »Meinen Sie, dass ihr Verschwinden etwas damit zu tun haben könnte?« Er schien ehrlich verblüfft.
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben nur am Dienstagabend darüber gesprochen. Ich … ich hatte Ihre Visitenkarte auf dem Küchentisch gefunden und …« Er brach ab. »Nein. Ich glaube nicht, dass ihr noch etwas eingefallen ist. Sie hat nichts dergleichen erwähnt.«
    »Gut.« Lydia stand auf und ging auf Chris zu, der die ganze Zeit an der Küchentür gestanden hatte. »Wir werden den Wald nach Ihrer Frau absuchen. Normalerweise betreiben wir nicht so einen Aufwand, wenn eine erwachsene Frau vermisst wird. Aber dieser Fall liegt anders. Es ist nicht auszuschließen, dass der Mörder am Dienstagmorgen noch in der Nähe des Tatorts war, als Ihre Frau dort auftauchte, dass er sie beobachtet hat und glaubt, auch sie habe ihn gesehen.«
    Dankert starrte sie fassungslos an. »Sie meinen …«
    Chris räusperte sich. »Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass der Täter hierhergekommen ist, um Ihrer Frau aufzulauern. Er kann ja überhaupt nicht wissen, wer sie ist und wo sie wohnt. Die Identität der Zeugin ist nie bekannt gegeben worden. Wir möchten diese Möglichkeit nur sicher ausschließen. Also machen Sie sich bitte keine unnötigen Sorgen. Ich gehe davon aus, dass Ihre Frau bald wieder auftaucht und es eine harmlose Erklärung für ihr Verschwinden gibt.« Chris lächelte ihn aufmunternd an.
    Dankert reagierte nicht.
    Im Wagen gab Lydia über Funk die Anweisung, das Waldstück, in dem Kristina Keller in der Nacht auf Dienstag ermordet worden war, mit einer Hundertschaft und Hunden zu durchkämmen. Dann steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss. Salomon hatte keinen Ton gesagt, seit sie das Haus verlassen hatten. Wortlos blickte er auf seine Hände.
    »Was ist los, Salomon? Möchtest du wieder etwas zu meiner mangelnden Sensibilität anmerken?«, fragte Lydia, als sie den Wagen auf die Straße lenkte.
    Salomon schüttelte langsam den Kopf. »Ich denke über etwas anderes nach.«
    »Und

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