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Der Seele weißes Blut

Der Seele weißes Blut

Titel: Der Seele weißes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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entfernen. Die Steine waren etwas verrutscht. Ich habe mir die Fotos noch mal angesehen. Da könnte ein Tier durchgelaufen sein, ein Hund zum Beispiel. Und wenn wir annehmen, dass es ein ›K‹ sein sollte, ergibt es 1KOR71, das wäre der erste Korintherbrief, Kapitel sieben, Vers eins: ›Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.‹«
    »Was für ein Blödsinn«, murmelte Salomon.
    »Die Heilige Schrift«, erwiderte Schmiedel.
    »Ja, natürlich.« Salomon verzog das Gesicht.
    »Verdammt, das ist es«, fuhr Lydia dazwischen, ohne auf Salomons Kommentar einzugehen. »Salomon, trommle die anderen zusammen. Wir treffen uns sofort. Und du, Schmiedel, schaust bitte noch etwas nach.«
    »Und was?«
    »SIR2614.«
    »Was ist das?«
    »Genau das will ich von dir wissen.« Sie stand auf. »In zehn Minuten will ich alle sehen, die nicht gerade unterwegs sind.« Sie stürmte aus der Kantine. Vielleicht war das der Durchbruch, auf den sie seit einer Woche warteten.
    Das Besprechungszimmer glich einem Tümpel voller schnatternder Enten. Alle sprachen durcheinander. Es hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass es so etwas wie einen neuen Ermittlungsansatz gab, doch niemand wusste, worin die Neuigkeit bestand. Schmiedel hatte stur geschwiegen, und auch Chris und Lydia hatten nichts verraten.
    »So, Leute«, rief sie über den Lärm hinweg. »Wollt ihr wissen, was los ist, oder weiter spekulieren?«
    Augenblicklich wurde es still. Lydia fuhr fort: »Es gibt ein paar neue Entwicklungen, vielleicht haben wir sogar endlich eine richtige Spur. Zunächst: Eben habe ich Nachricht vom LKA erhalten. Die Tote aus dem Zoopark ist Ellen Dankert, unsere Zeugin des ersten Mordes. Über die Möglichkeiten, die diese Tatsache eröffnet, haben wir bereits gesprochen. Wir werden uns auf jeden Fall noch einmal ihren Ehemann vornehmen, aber ich persönlich glaube nicht, dass er der Täter ist. Anmerkungen dazu?«
    Alle schwiegen.
    »Okay, dann übergebe ich das Wort an Schmiedel.«
    Schmiedel räusperte sich. »Ich bin heute beim Lesen zufällig auf was gestoßen«, begann er.
    »Hört, hört«, rief Hackmann. »Der kann lesen.«
    »Nur kein Neid, Thomas, du hast mit Sicherheit andere Qualitäten«, spöttelte Meier.
    Hackmann wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber Lydia brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Erzähl weiter, Schmiedel.«
    »Jedenfalls, um es kurz zu machen, ich habe unsere geheimnisvollen Schriftzeichen entschlüsselt.«
    Pfiffe waren zu hören, ein paar Kollegen applaudierten.
    »Es handelt sich um Verweise auf Bibelzitate.«
    »Ja, natürlich«, stieß Köster hervor und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Da hätten wir wirklich früher draufkommen können.«
    Einige nickten zustimmend, Hackmann murmelte: »Also ich bestimmt nicht.« Keiner schenkte ihm Be-achtung.
    »Ich möchte euch die Texte nicht vorenthalten«, fuhr Schmiedel fort. »Am ersten Tatort war ein Verweis auf folgenden Vers in den Baum geritzt: ›Siehe, ich habe eine Tochter, noch eine Jungfrau, und dieser hat eine Nebenfrau; die will ich euch herausbringen. Die könnt ihr schänden und mit ihnen tun, was euch gefällt.‹ Das stammt aus dem alten Testament, Buch der Richter. Dieser Vers gehört zu einer Geschichte, die als ›Das Verbrechen von Gibea‹ bezeichnet wird. Ein Mann ist in einer fremden Stadt bei jemandem zu Gast. Plötzlich tauchen ein paar ungehobelte Kerle auf und verlangen die Herausgabe des Gastes. Daraufhin bietet ihnen der Gastgeber anstelle des Mannes seine eigene Tochter und die Ehefrau seines Gastes an. Der Gast selbst übergibt schließlich bereitwillig seine Frau an die Übeltäter, die sie so brutal vergewaltigen, dass sie stirbt. Danach zettelt der Mann aus Rache einen Krieg gegen Gibea an.«
    »Das ist ja abartig«, stieß Wiechert hervor. »Der Mann schickt seine Frau vor, damit ihm nichts passiert?«
    »Man muss das Ganze im Kontext begreifen«, erklärte Köster.
    »In welchem Kontext denn bitte?«, hielt Wiechert dagegen. »Tut mir leid, aber ich kann mir keinen Kontext der Welt vorstellen, der aus diesem Arschloch einen anständigen Kerl machen würde.«
    »Schluss, ihr beiden!«, fuhr Lydia dazwischen. »Wir sitzen hier nicht, um über die Moral der Bibel zu diskutieren. Wir suchen einen Mörder, der offenbar ein Faible für Bibelverse hat. Alles andere hat uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu interessieren.« Sie warf Wiechert, die bereits wieder den Mund geöffnet hatte, einen warnenden Blick

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