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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Alter.«
Caspar spürte, wie sie sich bemühte, ihm weder seine erste Erinnerung noch seine letzte Hoffnung zu nehmen.
»Ich weiß nicht, was ich denken soll. Jeder wünscht sich doch so ein süßes Kind. Aber die Vorstellung, dass die Kleine gerade auf ihren Vater wartet, zerreißt mir als Mutter das Herz.«
Sein Blick streifte ihre Hände.
»Ihnen als Mutter? « Er sah keinen Ehering. Der einzige Schmuck, den sie trug, war die feingliedrige Kette mit dem Perlmuttanhänger um ihren schlanken Hals. »Na ja, sagen wir mal, ich habe mich bei Marie um dieses Amt beworben und kläglich versagt.« Ihre Stimme bekam einen traurigen Unterton, den er auch während ihrer Sitzungen immer wieder einmal gespürt hatte. Doch nie war er so deutlich gewesen wie jetzt.
»Ich habe zu viel gearbeitet und meine Tochter vernachlässigt. Deshalb war es auch so leicht für ihn, sie mir wegzunehmen.«
Das ist es also , dachte Caspar. Deshalb fühle ich mich ihr verbunden. Wir haben etwas gemeinsam.
»Wer hat sie Ihnen weggenommen?«, fragte er sanft. »Mein Exmann. Er hat es geschafft, dass ich nicht mehr an Marie herankomme.«
»Wie?« Er biss sich auf die Lippen, doch es war zu spät. Seine knappe Frage war zu fordernd und drängend gewesen und hatte sie daran erinnert, dass er keine Berechtigung hatte, in ihrem Privatleben herumzustochern. »Sagen wir einfach, er hat so seine Methoden«, sagte sie knapp und wischte sich mit dem Ärmel über ihre Wange.
»Ach verdammt.« Sie räusperte sich. »Jetzt habe ich mich doch verquatscht.«
»Wir können gerne darüber reden«, versuchte er es noch einmal.
Sophia zog die Pipette heraus.
»Nein. Fehler werden durch Reden nicht besser. Man muss handeln. Deshalb höre ich hier auch auf. Um mich vorzubereiten.«
»Was haben Sie vor?«
»Ich werde kämpfen. Bald habe ich einen wichtigen Gerichtstermin. Drücken Sie mir die Daumen.«
»Das werde ich.« Caspar blinzelte ihr aufmunternd zu. »Und wer weiß, vielleicht entpuppe ich mich ja noch als Anwalt für Sorgerechtsfragen, verstehen Sie?« Er lachte. »Dann kann ich mich für die gute Behandlung bei Ihnen revanchieren.«
»Ja, wer weiß.« Sie lächelte traurig. »Aber jetzt legen Sie bitte den Kopf nach hinten.«
Er gehorchte. Während Sophia sich über ihn beugte, löste sich wieder die Strähne hinter ihrem Ohr, und Caspar wünschte sich, sie würde ihn streichelnd berühren, so wie ihr dezentes Parfüm es schon lange tat.
So nah wie jetzt sind wir uns noch nie gewesen , dachte er, als ihr Blick ihn fixierte, während sich am Ende der Pipette der erste Tropfen bildete.
    In dem Moment witterte Mr. Ed die Gefahr. Der Hund schlug an, sprang über das Bett zum Fenster und bellte die gekippte Fensterscheibe an. Seine Instinkte hatten ihn gewarnt, bevor die Schallwellen es taten. Jetzt erst konnten auch sie es hören, das Splittern. Gefolgt von einem metallischen Kreischen. Und dann, für einen kurzen grauenhaften Moment, klang es für Caspar so, als werde in der Einfahrt etwas Lebendiges in zwei Teile gerissen.
     

18.31 Uhr
    Er überlegte kurz, ob er Sophia nachgehen sollte, die eilig mit Mr. Ed an der Leine sein Zimmer verlassen hatte. Irgendetwas war dort draußen passiert. Vermutlich ein Unfall.
Er trat dichter an das Dachfenster heran, doch von hier oben konnte er kaum etwas erkennen. Tagsüber genoss man aus dem Obergeschoss der Villa einen atemberaubenden Blick über das bewaldete Naturschutzgebiet, das sich bis zu den Ausläufern der noblen Villenrandbezirke erstreckte. Die Dunkelheit und der Schneeregen hatten aber schon lange den betongrauen Winternachmittag verschluckt, das ließ die unnatürliche Lichtquelle umso bedrohlicher wirken: Rot-blaue Notsignale zuckten in regelmäßigen Abständen zwischen vereisten Nadelbäumen hervor, die den geschwungenen Weg vom Tal bis hoch zum Empfang der Teufelsbergklinik säumten. Caspar schob das Fenster auf und beugte sich hinaus. Der Schneeregen war stärker geworden. Aus einiger Entfernung konnte er ein monotones Brummen hören, dann ging vier Stockwerke unter ihm die schwere Eingangstür auf, und zwei Männer traten in die Kälte.
»Haben Sie gesehen, wie es passiert ist?«, hörte er den Klinikleiter fragen. Raßfeld stand außerhalb des spärlichen Lichtkegels, der vom Empfangsbereich nach draußen fiel, war aber an seiner rauchigen Stimme eindeutig zu erkennen.
»Nein, ich hab gerade Pause gemacht«, antwortete Bachmann. »War in der Bibliothek. Sie wissen schon. Hab das Rhetorik-Buch

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