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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sollten wir damit jetzt doch an die Öffentlichkeit.«
»Sie meinen die Presse?«
Sie nickte.
»Ja. Auch wenn Raßfeld auf die Barrikaden gehen wird. Er wollte ja noch nicht einmal, dass ich Ihnen das Foto des Mädchens zeige. Aber ich denke, es wird höchste Zeit.«
»Einverstanden«, sagte Caspar, ohne zu zögern. Diese Scheibchentaktik und die von Raßfeld verordnete Klinikisolation wurden ihm ohnehin zunehmend suspekt. Für den Professor war er ein dankbares Untersuchungsobjekt, denn Fälle vollständiger Amnesie kamen laut Sophia in der Praxis sehr selten vor. Nur deshalb war ihm überhaupt der Aufenthalt in dieser exklusiven Klinik gestattet. Raßfeld wollte seinen Fall wissenschaftlich dokumentieren, und das setzte angeblich voraus, dass der Erkenntnisprozess von innen heraus stattfand und nicht durch äußere Einflüsse manipuliert wurde. Aus diesem Grund hatte der Psychiater sogar ein Gespräch mit der Polizei verhindert.
»Meinetwegen können die Reporter jederzeit kommen«, sagte Caspar, auch wenn ihm bewusst war, dass er sofort verlegt werden würde, wenn sein Foto auf einmal in allen Zeitungen veröffentlicht war. Denn die prominenten Patienten, die sich wegen ihrer Drogenprobleme oder Depressionen in die Teufelsbergklinik zurückzogen, legten größten Wert auf Anonymität und Ruhe. Dazu passte kein Kameratross vor dem Haupteingang.
»Gut, ich kläre das. Da ist allerdings noch eines …« Sophia wich seinem Blick aus.
»Was?«
»Wenn der Medienrummel losgeht, werde ich nicht mehr bei Ihnen sein können. Ab morgen wird sich Raßfeld persönlich um Sie kümmern. «
Caspar überlegte kurz, dann musste er lächeln. »Aber natürlich, ich verstehe. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, Sophia.«
Sie sah auf und schüttelte traurig den Kopf.
»Nein. Es ist nicht wegen der Feiertage. Ich habe heute meinen letzten Tag.«
»Aha.«
»Ich höre auf.«
»Oh.«
Er fühlte sich auf einmal wie ein Trottel, der nicht mehr in ganzen Sätzen reden konnte. Deshalb also konnte sie gefahrlos die Anweisungen des Klinikchefs ignorieren. Sie wollte ihn verlassen.
»Darf ich fragen, warum …?«
»Nein, bitte nicht«, sagte sie und drückte seine Hand, was alles noch viel schlimmer machte.
Erst jetzt merkte er, dass sie der eigentliche Grund war, weshalb er nicht schon längst seine Sachen gepackt und sich alleine auf die Suche nach seiner Identität gemacht hatte. Sophia war in den wenigen Sitzungen so etwas wie ein Anker in der Tiefsee seines Bewusstseins geworden. Und jetzt wollte sie die Leinen kappen.
»Hat es mit Professor Raßfeld zu tun?«, fragte er, obwohl er wusste, dass er mit dieser Frage die therapeutische Beziehung verließ und privates Terrain betrat.
»Nein, nein.«
Sie schob das Foto des Mädchens wieder in ihren Hefter und setzte sich an einen kleinen Sekretär unter dem Fenster in der Dachschräge.
»Also dann.« Nachdem sie ihre letzten Behandlungsnotizen festgehalten hatte, klappte Sophia mit einem leisen Seufzer die Akte zu und stand wieder auf. Caspar spürte ihre Unsicherheit, als sie überlegte, ob sie ihm zum Abschied die Hand geben oder ihn umarmen sollte. Sie zog verlegen an dem Zeigefinger ihrer rechten Hand, trat dann einen Schritt zur Seite und blieb mit ihrem Blick an seinem Nachttisch hängen.
»Aber Sie müssen mir versprechen, regelmäßig Ihre Augentropfen zu nehmen, auch wenn ich das ab morgen nicht mehr kontrolliere, ja?«
Sie griff sich ein kleines Plastikfläschchen und schüttelte es. Caspar war Kontaktlinsenträger. Als sie ihn fanden, hatten die Linsen wie ausgetrocknete Kaugummis auf seiner Pupille geklebt – neben seiner Unterkühlung ein weiteres Indiz dafür, dass er geraume Zeit im Freien gelegen haben musste.
»Ich glaube, die brauch ich nicht mehr«, protestierte er. »O doch, das ist wie mit Salben. Die darf man nicht absetzen, nur weil die Reizung schon abgeklungen ist.« Sophia klopfte auf die Bettkante, und er folgte der Aufforderung, sich neben sie zu setzen.
Er hielt einen Höflichkeitsabstand, doch sie rückte näher an ihn heran. Jetzt war er es, der ihrem Blick auswich. Seit seiner Wiedergeburt vor wenigen Tagen hatte er sich noch nicht an den Fremden gewöhnt, der sich in ihren Augen spiegelte.
»Was meinen Sie? Glauben Sie, das Mädchen auf dem Foto ist meine Tochter?«, fragte er, während Sophia den Schraubverschluss der Augentropfen löste. »Sieht sie mir überhaupt ähnlich?«
Sie hielt kurz die Luft an und seufzte dann.
»Schwer zu sagen in dem

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