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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gehört. Erlaube bitte, daß ich mein Beileid ausdrücke, auch wenn es schon ein paar Wochen her ist.«
    Barbara ging um den Schreibtisch herum und setzte sich in den Sessel, der ihrem Vater gehört hatte. »Danke, Preacher. Es ist traurig, aber nicht zu ändern. Das Leben geht weiter.« Sie schwieg einen Moment. »Was kann das Haus Soong für dich tun?«
    Preacher blieb stehen. Es wäre unhöflich gewesen, wenn er sich gesetzt hätte, ohne ausdrücklich dazu aufgefordert worden zu sein. »Du weißt, daß ich mit deinem Vater gelegentlich Geschäfte gemacht habe?« - Sie nickte.
    »Ich habe fünfzig Platten«, sagte er.
    Barbara zögerte einen Moment, dann sah sie ihn an. »Der Zeitpunkt ist nicht gerade günstig«, sagte sie schließlich. »Der Markt ist verstopft. Es sieht fast so aus, als ob die Dealer mehr Ware bezogen hätten, als sie absetzen können.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Preacher. »Ich habe ein paar Proben gesehen. Was die Leute auf der Straße verkaufen, ist minderwertiges Zeug. So was wollen die Kunden nicht haben.«
    »Es ist aber vorhanden«, sagte sie.
    »Na schön«, sagte er lächelnd. »Dann will ich dich nicht länger stören. Ich habe meine Verpflichtung gegenüber dem Hause Soong erfüllt. Du hattest die erste Option, aber wenn du meine Ware nicht willst, muß ich andere Geschäftsfreunde fragen. Vielleicht ist die Situation in Los Angeles besser.«
    »Ich habe nicht gesagt, wir wären nicht interessiert«, sagte Barbara rasch. »Ich habe nur gesagt, die Marktlage sei ein bißchen problematisch.«
    »Erstklassige Ware läßt sich immer absetzen«, erwiderte Preacher, »und ich biete absolute Spitzenqualität. Eigene Ernte. Wir haben sie selbst im Labor überprüft. Der THC-Gehalt liegt vierzig Prozent über dem Durchschnitt.«
    »Wieviel willst du dafür?« fragte sie.
    »Pro Platte fünfhundert Dollar, abzüglich eurer zwanzig Prozent Kommission selbstverständlich.«
    »Das ist für San Francisco zu teuer«, erwiderte sie.
    »Dann muß ich eben doch nach Los Angeles fahren«, sagte er. »Da unten haben die Leute mehr Geld für die Kleinigkeiten, die uns das Leben verschönern. Außerdem brauche ich das Geld. Die Gemeinde muß ein ganzes Jahr davon leben.«
    »Setz dich doch«, sagte Barbara lächelnd. »Wir werden schon einen Weg finden. Trinken wir erst einmal Tee.«
    Der Streifenwagen fuhr im Schrittempo durch den abendlichen Verkehr an der North Beach. »He, Sergeant«, sagte der Fahrer. »Sehen Sie mal, was da steht.«
    Der Sergeant wandte den Kopf. Der violette Kastenwagen war an der Ecke geparkt. Die hinteren Türen standen weit offen. Preacher stand auf der kleinen hölzernen Plattform davor und sprach laut in sein Handmikrofon. Hinter ihm versperrte ein schwarzer Vorhang mit einem weißen Kreuz den Blick in den Wagen.
    »Halten Sie mal einen Moment«, verlangte der Sergeant, »ich möchte hören, was er zu sagen hat.«
    Preachers Stimme war klangvoll, aber nicht laut, und vor allem sehr freundlich. Auch aus den Lautsprecherboxen, die links und rechts neben ihm standen, klang sie noch überzeugend und sehr intensiv. »Wenn ihr begriffen habt, daß unser Herr Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, um eure Sünden von euch zu nehmen, dann habt ihr den ersten Schritt in die Gottesgemeinde getan. In der Gottesgemeinde ist jedermann frei. Es gibt keine Sünde, es gibt keine Schuld, und es gibt keinen Krieg. Nur Liebe. Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten. In der Gottesgemeinde findet jedermann Frieden. Frieden mit sich selbst und Frieden mit anderen. Auch ihr könnt der Gottesgemeinde beitreten, eurem Nächsten die Hand reichen und in der Gemeinschaft derer leben, die gut und gerecht sind. Glaubt an den Herrn Jesus Christus und kommt in die Gottesgemeinde!« Preacher unterbrach sich für einen Moment und blickte herab auf die Schar seiner Zuhörer. Dann hob er segnend die Hände. Im Scheinwerferlicht sah er beinahe wie der Gekreuzigte aus. »Der Herr segne und bewahre euch. Amen.«
    Preacher genoß das plötzliche Schweigen der Menge und verharrte noch eine Weile mit ausgebreiteten Armen. Erst als die Mädchen mit den Sammelbüchsen aus dem Wagen herauskamen und Flugblätter in der Menge verteilten, ließ er die Arme ruckartig fallen und zog sich hinter den Vorhang zurück.
    »Der kann unheimlich quasseln«, sagte der Sergeant, »beinahe hätte ich auch geglaubt, was er sagt.«
    Tom lachte. »Das liegt aber nicht an seiner Ansprache, Sergeant. Das liegt an den Mädchen. Wenn

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