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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bestimmt nichts dagegen«, sagte Preacher. »Und wenn er trotzdem Einwände hat, dann behaupten Sie einfach, ich hätte Ihnen die Show aufgedrängt und Sie hätten seine Interessen gewahrt, indem Sie Sendezeit bei ihm kauften. Machen Sie ihm klar, was die Kirche und er an der Sache verdienen, dann ist er zufrieden.«
    »Aber wir wissen doch beide, wenn wir die Show wie geplant ohne direkte Spendenappelle durchführen, werden wir gar nichts verdienen.«
    »Das werde ich ihm nicht auf die Nase binden«, sagte Preacher. »Das wird er noch früh genug merken, wenn er die Show im Fernsehen sieht. Falls er sie sieht.«
    »Stanford Carrol wird sich schwarz ärgern«, lachte Lincoln zufrieden. »Seit einem Jahr bemüht er sich, die beiden für CBN zu gewinnen, aber die wollten nicht genug zahlen.«
    »Caroll? Ist das ein guter Mann?« fragte Preacher.
    »Und ob«, sagte Lincoln. »Ein ganz alter Hase. Ehe er zu CBN ging, war er zehn Jahre bei NBC.«
    »Dann würde ich vorschlagen, daß Sie noch vor der Vorstandssitzung mit ihm sprechen. Es kann sicher nicht schaden, wenn er weiß, wie sehr wir seine Idee schätzen. Und Randle wird das wohl auch interessieren.«
    Lincoln starrte ihn ungläubig an. »Sagen Sie, Reverend, sind Sie eigentlich Pfarrer oder Geschäftsmann?«
    »Ich bin ein Pfarrer«, lächelte Preacher, »der gezwungen ist, die Rolle eines Geschäftsmannes zu spielen.«
    Mit einem Joint in der Hand trat Melanie an den Tisch. »Macht es euch etwas aus, wenn wir rauchen?« fragte sie.
    Preacher verzog das Gesicht. »Wirklich zu lieb von dir, daß du fragst! Aber wenn ich richtig sehe, raucht ihr längst. Also was soll’s?«
    »Reine Höflichkeit«, sagte Melanie und hielt ihm den Joint hin. »Willst du mal ziehen?«
    »Die Frage gefällt mir schon besser«, sagte Preacher. Er nahm einen mächtigen Zug und behielt den Rauch sekundenlang in der Lunge, ehe er ihn wieder ausströmen ließ. »Ja«, sagte er, »das tut gut.«
    Melanie wartete, bis er noch einen Zug genommen hatte, dann bot sie Lincoln den Joint an. »Na, wie steht es mit Ihnen?«
    Lincoln starrte verblüfft auf den Joint. »Warum nicht?« sagte er. »Dieses Flugzeug ist ja ohnehin eine fliegende Lasterhöhle, wie ich feststellen mußte.«
    Erstaunt sah Melanie zu, wie Lincoln fachmännisch rauchte. »Ich dachte immer, Sie wären ein Snob«, sagte sie. »Aber Sie haben ganz offensichtlich das Zeug zu einem richtigen Hippie.«
    Lincoln lachte. »Was haben Sie in den Joint reingedreht? Zwei Züge, und ich hebe schon ab.« Er griff in die Tasche. »Aber ich will nicht schmarotzen. Preacher hat den Scotch gestiftet, ihr habt den Joint beigesteuert, da will ich nicht knausern. Ich habe auch einen Beitrag zur Verbesserung unserer Stim-
    mung zu machen.« Er zog eine winzige braune Flasche mit einem weißen Pulver heraus. »Wer mag eine Prise?«
    Melanie starrte ihn einen Augenblick sprachlos an, dann rief sie: »Hey, Charlie! Komm her, hier steigt eine Party!«
    Als das Flugzeug auf der Rollbahn in Churchland aufsetzte, waren alle vier wunschlos glücklich.
    Zwölftes Kapitel
    Um sieben Uhr ging der Wecker. Stöhnend setzte sich Preacher im Bett auf. Seine Augen schmerzten, in seinem Hinterkopf raste ein Tiger, und seine Zunge war so haarig wie ein Flokatiteppich.
    Er stolperte ins Badezimmer und wühlte das Medizinschränkchen durch. Als er das Alka Seltzer gefunden hatte, warf er gleich vier Tabletten auf einmal ins Wasserglas. Um das Sprudeln der Bläschen zu stoppen, das in seinen Ohren wie Schrapnellfeuer klang, trank er das Glas ruckartig und in einem Zug aus. Er stützte sich auf dem Waschbecken ab und starrte betäubt in den Spiegel. Seine blutunterlaufenen Augen starrten zurück. Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du bist heute nicht in der besten Verfassung, die Vorstandssitzung zu leiten«, sagte er zu sich selbst.
    Er ging zurück ins Schlafzimmer, setzte sich auf die Bettkante und telefonierte. »Schicken Sie mir eine große Tasse schwarzen Kaffee«, bat er das Mädchen. Dann wartete er darauf, daß das Hämmern in seinem Hinterkopf aufhörte. Er fragte sich, wie er ins Bett gekommen sein mochte. Das letzte, woran er sich erinnerte, war die Gangway am Rollfeld.
    Es klopfte, das Mädchen trat ein. Sie trug ein Frühstückstablett mit Orangensaft und Kaffee. »Geht es Ihnen besser, Dr. Talbot?« fragte sie, als sie ihm das Glas reichte.
    Preacher versuchte, aus ihrem Gesicht abzulesen, ob sie bloß höflich war oder ob sie ihr Mißfallen

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