Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Gästezimmer. In unserem Bett waren sie nie. In Los Angeles war ich aus genau dem Grund, den ich dir eben genannt habe. Kim Hickox wollte den Vertrag nicht unterschreiben, ohne mich vorher gesprochen zu haben, und ich brauchte diesen Vertrag für die heutige Sitzung des Vorstands. Ich hatte keine Ahnung, daß Charlie und Melanie auftauchen würden. Sie haben mich gebeten, wieder in Churchland arbeiten zu dürfen, und ich habe ja gesagt. Das ist alles.«
    »Und warum wollen die beiden wieder nach Churchland zurück?« fragte Jane schneidend. »Haben sie plötzlich gemerkt, daß sie nicht ohne dich auskommen?«
    »Ich habe zu diesem Thema nichts mehr zu sagen«, erklärte er ruhig. »Ich habe einen anstrengenden Tag vor mir, Jane, deshalb kann ich dich leider nicht abholen. Aber ich schicke dir einen der Jets.«
    »Die Mühe kannst du dir sparen«, sagte sie trocken. »Ich komme nicht wieder zu dir zurück. Ich bin keine läufige Hündin wie deine anderen Weiber. Ich komme auch ohne dich aus.«
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Wirklich.« Aber noch während er sprach, hörte er, wie sie einhängte.
    Als Preacher um acht Uhr in sein Büro kam, wartete Randle bereits auf ihn. Er saß auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch, die Hände über dem goldenen Knauf seines kleinen Spazierstocks gefaltet, und starrte düster vor sich hin.
    Preacher setzte sich. »Guten Morgen, Jake«, sagte er. »Wollen Sie eine Tasse Kaffee?«
    Randle gab keine Antwort.
    Preacher ließ sich dadurch nicht stören. Er drückte die Sprechtaste und bat die Sekretärin, ihm eine Tasse zu bringen. Sekunden später stand der dampfende Kaffee vor ihm auf dem Tisch. »Was führt Sie hierher?« fragte Preacher den Alten.
    »Du weißt ganz genau, worum’s geht«, knurrte Randle. »Gedankenlesen kann ich leider noch nicht«, sagte Preacher. »Deshalb schlage ich vor, Sie sagen mir einfach, was los ist.«
    »Das möchte ich selbst gern wissen«, gab Randle zurück. »Was zum Teufel macht Jane mit den Kindern in Dallas?«
    »Haben Sie nicht mit ihr gesprochen?« fragte Preacher verblüfft.
    »Ich habe mit ihr gesprochen«, sagte der alte Mann grob.
    »Dann wissen Sie es ja«, sagte Preacher und trank einen Schluck. »Sie hat mich verlassen.«
    »Ja, und?« schrie der Alte. »Was zum Teufel gedenkst du dagegen zu tun? Wie konnte es überhaupt so weit kommen?«
    »Ich war genauso überrascht wie Sie, Sir«, erwiderte Preacher. »Sie hat mir nicht gesagt, was sie vorhat.«
    »Sieh zu, daß du sie wieder zurückholst!« sagte Randle. »Sofort!«
    Preacher sah ihn neugierig an. »Und warum?«
    »Warum? Warum?« äffte Randle ihn nach. »Ich werde dir sagen, warum! Weil du kein gewöhnlicher Ehemann bist, sondern der Pfarrer der Gottesgemeinde! Was glaubst du denn, was passiert, wenn die Leute merken, daß Jane nicht mehr da ist? Du kannst nicht erwarten, daß dich irgend jemand als Seelsorger ernst nimmt, wenn du nicht einmal deine eigene Familie zusammenhalten kannst. Wenn Jane die Scheidung einreicht, dann sind wir erledigt. Erinnerst du dich noch daran, was Oral Roberts für Probleme gehabt hat, als sich sein Sohn scheiden ließ?
    Seine ganze Gemeinde wurde rebellisch, und es hat Jahre gedauert, bis er sich wieder von dem Schlag erholte. Wir können uns so etwas nicht leisten, wir sitzen längst nicht so fest im Sattel wie er.«
    Preacher schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich eigentlich Sorgen um die Gemeinde, oder geht es Ihnen um Ihre Tochter?«
    Randle stand auf. »Um beide! Ich habe sehr hart gearbeitet, um diese Kirche aufzubauen. Und ich will nicht, daß sich Jane genauso töricht wie ihre Mutter verhält.«
    »Bis jetzt war noch gar nicht die Rede von Scheidung«, sagte Preacher.
    »Bis jetzt!« sagte Randle. »Das ist doch erst der Anfang. Als nächstes tritt ein Anwalt auf den Plan. Glaub mir, ich habe das schließlich selbst alles durchmachen müssen.« Er atmete schwer. »Also was ist, mein Sohn? Fliegst du jetzt rüber nach Dallas, oder muß ich sie selbst holen lassen?«
    Preachers Kopf ruckte hoch. »Ich verstehe nicht ganz, Randle. Wie stellen Sie sich das vor?«
    Randle verzog das Gesicht. »Es gibt immer Mittel und Wege. Sie hat die Kinder mitgenommen. Wenn die Kinder wieder hier sind, kommt sie von selbst.«
    »Nein«, sagte Preacher. Er stand auf und beugte sich über den Tisch. »Sie halten sich da raus, Jake! Sie haben die Leute so lange herumkommandiert, daß Sie schon gar nicht mehr wissen, daß Sie auch nur ein Mensch sind. Die

Weitere Kostenlose Bücher