Der Seelenfänger
Elijah. Aus der kurzen Zusammenfassung ging hervor, daß Joe als Mitglied der Black
Muslim-Bewegung verschiedene Gewalttaten begangen hatte, zeitweilig vom FBI gesucht worden war und in dieser Zeit mit einer gewissen Leah Turner zusammengelebt hatte, die ihm zwei Kinder geboren hatte. Seit einigen Jahren war er mit Beverly Lee verheiratet.
Preacher schlug den Bericht wieder zu. Er wußte genug. »Stammt das Material von jenen Leuten, die Joe heute morgen zusammengeschlagen und entführt haben und ihn illegal irgendwo festhalten?«
»Es wurde niemand entführt, Dr. Talbot«, sagte Randle. »Reverend Washington wurde nur für eine etwaige Überstellung an die Polizeibehörden in Gewahrsam genommen.«
»Und warum ist er der Polizei bisher nicht übergeben worden?«
»Weil ich die Betreffenden darauf hingewiesen habe, wie außerordentlich schädlich das für unsere Kirche wäre«, erwiderte Randle. »Seine Bewacher sind ehrliche christliche Bürger, die nicht einsehen, daß sie Tausende unglücklich machen sollen, nur weil einer, und sei er es auch in noch so verabscheuungswürdiger Weise wie dieser Joseph Washington, kriminell ist.«
»Ehrliche christliche Bürger«, höhnte Preacher sarkastisch. »Sie hatten wohl gar nichts damit zu tun, Mr. Randle?«
Randle gab keine Antwort. Er preßte die Lippen zusammen und starrte Preacher wütend an. Es schien, als ob er zu atmen aufgehört hätte.
»Darf ich Ihr Schweigen so deuten, daß Sie diese widerrechtlichen Maßnahmen veranlaßt haben?«
»Denk dir, was du willst«, erklärte Randle und zog einen weiteren Schriftsatz aus seiner Mappe. Wieder reichte Ryker ihn weiter.
Der vornehme grüne Einband zeigte, daß es sich um den Schriftsatz eines hochbezahlten Rechtsanwalts handeln mußte.
Talbot gegen Talbot stand drauf. Die Scheidungsklage von Jane. Als Begründungen hatte der Rechtsanwalt wiederholte Fälle von Ehebruch, seelischer Grausamkeit und unmenschliche Behandlung aufgeführt. Preacher legte den Schriftsatz ungelesen beiseite. »Soviel ich sehe, ist dieser Schriftsatz bei keinem Gericht eingereicht worden. Außerdem hat meine Frau mir ausdrücklich versichert, daß sie momentan unter gar keinen Umständen die Scheidung einreichen werde.«
»Bis jetzt jedenfalls hatte sie das vor«, sagte Randle. »Aber sie wird es bestimmt tun, wenn sie das sieht, was ich Ihnen jetzt zeige.« Er zog eine Video-Kassette heraus. »Mrs. Lacey, vielleicht möchten Sie lieber hinausgehen? Ich kann Ihnen diese Perversionen wirklich nicht zumuten.«
»Das kommt gar nicht in Frage«, rief Mrs. Lacey entschlossen. »Ich gehöre zu den Gründungsmitgliedern unserer Stiftung, und ich glaube, es ist meine Pflicht, mich über alles zu informieren, auch wenn mich die Details vielleicht abstoßen mögen.«
Preacher blieb reglos. Er wußte, was nun kam. Randle hatte nicht nur sein Telefon abgehört, sondern auch eine Kamera in seinem Schlafzimmer einbauen lassen.
Ryker hatte das Videoband eingelegt, und als Randle nickte, setzte er das Gerät in Gang. Gleichzeitig erloschen die Lichter.
Erst flimmerten ein paar Zahlen, dann Farbflecken über den Bildschirm. Dann kam das Bild, allerdings sah man nicht mehr als zwei undeutliche Schatten, die sich im Dunkeln bewegten. Preacher fragte sich gerade, ob das schon alles sein sollte, als eine Frauenstimme ertönte. »Dein Schwanz fühlt sich unglaublich groß an. Ich ersticke ja fast. Komm, ich will dich unbedingt sehen.«
Im Schlafzimmer wurde es hell, und alles war nun deutlich zu sehen. Preacher kniete im Bett, sein nackter Rücken verdeckte das Gesicht der Frau, die vor ihm lag. Nur ihre in sein Gesäß vergrabenen Hände waren zu sehen. Plötzlich bewegte sie sich, drehte ihn um, so daß ihn die Kamera voll erfaßte, mit spitzen Fingern hielt sie sein erigiertes Glied hoch. Dann warf Kim Hik-kox sich auf den Rücken, spreizte die Beine und zog ihn auf sich herunter. Als er das erste Mal in sie hineinstieß, schloß sie die Augen.
»Ich glaube, das genügt«, sagte Randle. »Schalten Sie ab!«
Preacher blieb stumm. Kim hatte ihn bewußt bloßgestellt. Das konnte man schon daran erkennen, wie sie ihn herumgedreht hatte. Sie mußte gewußt haben, wo die Kamera war.
»Nun«, fragte Randle, »bist du immer noch sicher, daß deine Frau die Scheidung nicht einreichen wird? Ich glaube, wenn sie das gesehen hat, wird sie nie wieder mit dir zu tun haben wollen.«
»Ich kann nicht für Jane sprechen«, erwiderte Preacher. »Was mich allerdings
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