Der Seelenfänger
Frauen.«
»Gut«, sagte der Leutnant. Er wandte sich an Preacher. »Dann geben Sie mir jetzt Ihre Papiere!«
Die Durchsuchung dauerte insgesamt fast drei Stunden und erbrachte, außer zwei halbgerauchten Joints in der Kabine des Lieferwagens, absolut nichts. Der Leutnant streckte Preacher die beiden Stummel anklagend hin. »Gibt’s hier noch mehr von dem Zeug?«
»Keine Ahnung, Leutnant«, erwiderte Preacher. »Ich gehöre nicht zu den Leuten, die Kippen aufheben.«
Ärgerlich wandte sich der Leutnant an seine Beamten. »Habt ihr sonst noch irgend etwas Belastendes gefunden?«
»In der Küche sind eine Menge scharfgeschliffener Messer«, rief ein besonders Eifriger.
Der Leutnant streifte ihn mit einem verächtlichen Blick. Einer der anderen Männer drängte sich vor. »Wir könnten die Mädchen durchsuchen. Wer weiß, was die alles unter ihren Kleidern versteckt haben. Ich hab mal gehört -«
Der Leutnant wurde regelrecht wütend. »Red keinen Quatsch. Du weißt doch genau, daß wir dafür nur Beamtinnen einsetzen dürfen.«
»Vielleicht genügt es, wenn wir sie abtasten?« schlug ein anderer vor.
»Wenn du mich anfaßt, stehst du am nächsten Tag vor Gericht«, knurrte Charlie.
»Halt den Mund, Smitty«, sagte der Leutnant. Dann wandte er sich wieder an Preacher. »Das wär’s dann für heute, aber wir sind noch lange nicht fertig mit Ihnen. Wir werden Sie von jetzt an im Auge behalten. Machen Sie bloß keinen Fehler, sonst machen wir Schluß mit Ihrer Kommune. Wir wollen bei uns keine Hippies und Leute wie euch.«
Sie standen alle vor dem Versammlungshaus und sahen schweigend zu, als die Streifenwagen endlich wieder den Hügel hinauffuhren. Schließlich drehten sie sich zu Preacher um. Charlie fragte, was alle dachten: »Was sollen wir jetzt machen?«
Er sah sie lange an, ehe er Antwort gab. »Geht wieder an die Arbeit! Ich fahre morgen früh in die Stadt und bringe alles in Ordnung.«
Aber er glaubte selbst nicht, daß alles wieder wie früher werden könnte. Die Worte des Polizisten klangen ihm noch im Ohr, und er war fest überzeugt, daß der Mann genau das tun würde, was er angekündigt hatte.
Drittes Kapitel
Die Atmosphäre in der Stadt hatte sich drastisch geändert. Preacher spürte es zuerst, als er zur Bank kam. Der früher so gelassene, freundliche Mr. Walton war plötzlich befangen und steif, als Preacher zu ihm ins Büro geführt wurde.
»Sie haben vermutlich gehört, daß man unsere Konzession widerrufen hat«, sagte Preacher. »Wir dürfen kein Gemüse mehr in Los Altos verkaufen.«
Mr. Walton nickte. »Ja, irgendwo war die Rede davon.«
»Ich verstehe gar nicht, warum die uns nicht mehr wollen«, sagte Preacher. »Und ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht ein gutes Wort für uns einlegen können. Wir haben doch nie jemand Ärger gemacht.«
»Der Stadtrat trifft seine eigenen Entscheidungen«, erwiderte Mr. Walton. »Es wird nicht gern gesehen, wenn jemand die Behörden beeinflussen will.«
Preacher schwieg. Was Walton da sagte, entsprach nicht ganz den Verhältnissen. Als sie seinerzeit die Konzession beantragt hatten, waren sie von Walton begeistert unterstützt worden. »Was ist denn nur los?« fragte Preacher. »Ist denn jetzt alles anders geworden?«
Walton vermochte seinem Gegenüber nicht in die Augen zu sehen. »Vielleicht haben sich die Ladenbesitzer beschwert, daß Sie ihnen Kunden wegnehmen.«
Preacher schüttelte den Kopf. »Sie wissen doch selbst, daß das nicht stimmt. Die meisten kleineren Läden haben sich doch selbst beliefern lassen von uns. Die waren für uns sogar die wichtigsten Kunden.«
Der Bankmanager schwieg.
»Mr. Walton«, bat Preacher, »wir brauchen doch diese Einkünfte. Wenn wir unser Gemüse nicht verkaufen dürfen, können wir weder unsere Rechnungen noch die Hypothekenzinsen bezahlen.«
»Ich kann Ihnen leider nicht helfen«, sagte Walton.
»Und was sollen wir machen?« fragte Preacher.
Walton lehnte sich im Sessel zurück. »Sie könnten natürlich das Grundstück verkaufen. Wir werden uns gern bemühen, einen Käufer zu finden. Ich wüßte sogar jetzt schon einige Leute, die sehr interessiert daran sind.«
Preacher nickte. Was Walton sagte, war deutlich. Auch die Bank wollte die Gottesgemeinde loswerden. »Wir haben eine Menge Geld investiert«, sagte er bitter.
Walton wurde plötzlich sehr eifrig. »Da finden wir schon eine Lösung. Sie werden bestimmt keinen Schaden erleiden. Vielleicht machen Sie sogar noch einen Profit.«
»Und
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