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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Couch und wischte sich mit der Hand übers Haar. »Ich hör wohl nicht recht«, sagte sie.
    »Du behauptest, du wärst ein Prediger Gottes. Was predigst du eigentlich? Gottes Wort? Mit dem Herzen oder nur mit den Lippen?«
    »Ich predige, was in der Heiligen Schrift steht. Sogar die Baptisten haben in ihrer Konvention von 1968 festgestellt, daß es dem einzelnen Gläubigen freigestellt ist, ob er die Abtreibung ablehnt«, sagte er wütend. »Und daß es in der Bibel heißt, man müßte jede Frau heiraten, die man angebumst hat, mußt du mir erstmal beweisen.«
    Ihre Stimme wurde kühl. »Ist das. schon öfter vorgekommen?«
    »Woher soll ich das wissen?« gab er zurück. »Ich bin immer mit Mädchen zusammengewesen, aber du bist die erste, die mir mit so etwas kommt. Bist du überhaupt sicher, daß es von mir ist? Es ist ja schon drei Monate her, daß wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben. Woher weiß ich denn, daß du nicht sofort mit irgendwem in die Heia gehüpft bist, als ich dir den Rücken gekehrt habe?«
    Sie hatte zu weinen begonnen. »So etwas tue ich nicht.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Na gut. Also nicht. Auch egal.«
    »Ist es dir auch egal, daß ich dich liebe?«
    »Der Herr hat befohlen, daß wir uns lieben«, gab er zurück.
    »Darum geht es mir nicht, das weißt du genau«, sagte sie hartnäckig.
    Er nahm einen großen Schluck und setzte sich ihr gegenüber. »Mein Gott, du machst es mir wirklich schwer, Mädchen. Was glaubst du, was passiert, wenn der alte Randle kapiert, was hier läuft? Er hat mir das Versprechen abgenommen, daß ich die Finger von dir lasse. Wenn er das jetzt erfährt, dann schmeißt er uns beide raus. Dann kann ich meine Kirche vergessen und du das süße Leben im Penthouse.«
    Sie lächelte. »Vielleicht kommt es aber auch anders. Vielleicht wäre er richtig glücklich darüber.«
    Er starrte sie ungläubig an. »Was soll denn der Quatsch?«
    »Warum, glaubst du, hat er verlangt, daß wir uns nicht mehr sehen?«
    »Er hat gesagt, ich hätte dir den Kopf verdreht, du wärst ganz durcheinander und die Leute würden schon über dich reden. Außerdem hätte er ein ganz privates Interesse an dir.«
    »Und alles, was dir daraufhin einfiel, war, daß ich seine Geliebte bin, oder?« Sie war wütend, aber ihre Stimme blieb kalt. »Du blöder Idiot! Glaubst du vielleicht, ein Mann wie er würde ruhig zusehen, wie seine Tochter einem schäbigen Wanderprediger nachläuft, der nichts als seine dämliche Bibel im Kopf hat?«
    »Du meinst -?« Er fing gerade an zu begreifen, als das Telefon schrillte. Er drehte sich um, aber sie rührte sich nicht.
    »Wahrscheinlich ist er das«, sagte sie.
    Preacher blieb stumm.
    »Geh nur ran«, sagte sie. »Wahrscheinlich will er sowieso mit dir sprechen. Ich habe doch gesagt, daß mein Telefon abgehört wird.«
    Wie gelähmt ergriff Preacher den Hörer. »Hallo«, sagte er vorsichtig.
    Dröhnend schallte die Stimme des alten Mannes ins Zimmer. »Andrew, bist du es?«
    »Ja, Sir.«
    »Herzlichen Glückwunsch, mein Sohn! Mach dir nur keine Sorgen! Ich habe schon alles für die Hochzeit arrangiert!«
    Dreizehntes Kapitel
    Jake Randle hielt Wort. Churchland war im Mai 1976 fertig. Die offizielle Eröffnung sollte allerdings erst am 4. Juni stattfinden, dem amerikanischen Nationalfeiertag. Das Zusammentreffen mit der Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten würde dem Festakt einen besonders patriotischen Anstrich verleihen.
    Um elf Uhr vormittags hatten die Computer in der Empfangshalle bereits zweitausendvierhunderteinundzwanzig Besucher registriert. Auf dem Parkplatz standen einunddreißig Busse; auf dem Rollfeld waren sieben Privat-Jets, drei DC-9 und eine Boeing 727 gelandet. Auf den Notparkplätzen drängten sich über siebenhundert Privatautos. Weitere fünfzehn Omnibusse sowie drei große Chartermaschinen wurden im Laufe des Nachmittags noch erwartet.
    Preacher stand in seinem Büro im siebenten Stock des Kirchengebäudes und sah auf die festliche Menge herab. Hunderte von Männern, Frauen und Kinder in Sonntagskleidern schlen-derten über die Straßen und Plätze, bestaunten die Gärten und neuen Gebäude. Eine festliche Stimmung lag in der Luft. Der Summer rief ihn zu seinem Schreibtisch zurück. Er drückte die Sprechtaste. »Ja, was gibt’s?«
    »Ihre Frau ist am Telefon, Dr. Talbot«, sagte seine Sekretärin.
    Preacher nahm den Hörer des Privattelefons ab. »Guten Morgen, Jane.«
    »Hallo, Liebling. Ich habe dich heute morgen

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