Der Seelenfänger
mit der Verlesung des Protokolls. Eine Kopie befindet sich in den vor Ihnen liegenden Mappen.«
Randle meldete sich. »Ich schlage vor, wir verzichten auf die Verlesung des Protokolls und genehmigen es in der schriftlichen Form.«
»Ich unterstütze den Antrag«, sagte Craig.
Preacher erhob sich. »Ich stelle den Antrag auf Abstimmung. Erhebt sich Widerrede? - Nein. Gut, dann können wir jetzt den Geschäftsbericht für das letzte Vierteljahr diskutieren. Ich möchte die Schriftführerin bitten, die Ergebnisse kurz zusammenzufassen.«
Beverly nahm ein weiteres Blatt aus der Mappe. »Der ausführliche Geschäftsbericht liegt Ihnen vor. Ich möchte folgende Eckdaten vortragen:
Die Einkünfte aus Kollekten und Spenden im Berichtszeitraum betrugen 12,1 Millionen. Hinzu kommen Einkünfte aus Zinsen und Dividenden in Höhe von 4,7 Millionen. Das macht zusammen 16,8 Millionen. Diesen Einkünften stehen laufende Kosten in Höhe von 10,5 Millionen gegenüber. Das ergibt einen Bruttogewinn von 5,3 Millionen. Die bisherigen Rücklagen betragen 41,4 Millionen. Sie sind in Schatzbriefen, Schul dver-schreibungen der amerikanischen Regierung und Aktien angelegt.«
Beverly warf einen Blick in die Runde. »Ich möchte hinzufügen, daß sich die laufenden Ausgaben in den letzten zwei Monaten deutlich erhöht haben. Unsere Aufwendungen sind um monatlich eine Million gestiegen, weil die Rundfunk- und Fernsehanstalten seit 1. Januar die Tarife erheblich erhöht haben.« Sie zögerte einen Moment.
»Wie sieht es denn mit den Einkünften aus«, fragte Randle. »Steigen die auch?«
»Die Einkünfte aus Kollekten und Spenden bewegen sich etwa auf derselben Höhe wie im vergangenen Jahr, es sind ungefähr vier Millionen im Monat«, sagte sie. »Die Einkünfte aus Zinsen und Dividenden haben sich hingegen aufgrund der erhöhten Rücklagen ständig gesteigert. Es ist aber keineswegs sicher, daß wir die bisherigen Tariferhöhungen der Rundfunk-und Fernsehanstalten voll damit auffangen können, ganz zu schweigen von den noch zu erwartenden Tariferhöhungen im Laufe des Jahres.«
»Wenn ich Sie richtig verstehe, erwarten Sie, daß sich unsere Ausgaben im Laufe dieses Jahres um insgesamt zwölf bis vierzehn Millionen erhöhen, ohne daß sich die Einkünfte steigern. Ist das richtig?«
Beverly nickte.
»Jawohl, Sir.«
»Danke«, sagte Randle. Er wartete, bis sich Beverly wieder gesetzt hatte. Dann warf er einen bedächtigen Blick in die Runde. »Das klingt aber gar nicht gut, Freunde.«
Niemand sagte etwas. Sie wußten alle, daß Randle noch etwas wollte. Der Alte hob den Kopf und warf Preacher einen kritischen Blick zu. »Ich glaube, du solltest dir etwas einfallen lassen, mein Sohn. Die Kollekten sind Sache des Pastors, nicht wahr?«
»Kann sein«, sagte Preacher. »Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
»Ich finde, wir sollten genauso aggressiv wie die anderen sein. Ihr könnt doch ganz gezielt zu Spendenaktionen und Sonderkollekten auffordern. Jerry Falwell und Oral Roberts machen das fast jede Woche. Sie sind sich auch nicht zu schade, gelegentlich selbst um Spenden zu bitten.«
»Zu schade bin ich mir auch nicht«, erklärte Preacher ärgerlich. »Aber ich bin auch nicht so eitel, daß ich mir Denkmäler in Gestalt von Universitäten und Krankenhäusern bauen müßte wie meine geschätzten Kollegen. Ich will nur Gott dienen.«
»Dazu sage ich amen«, erwiderte Randle. »Aber wie willst du für eine ausgeglichene Bilanz sorgen? Wenn die Kosten steigen, müßt ihr einfach mehr verdienen. Ihr braucht mehr Zuschauer und höhere Einkünfte durch die Kollekten.«
»Das ist leichter gesagt als getan«, seufzte Preacher.
»Falwell scheint es zu schaffen. Er behauptet, daß er fünfundzwanzig Millionen Zuschauer hat. Aber das hat er nicht dadurch erreicht, daß er gewartet hat, bis die Leute seine Sendung entdeckt haben. Er hat etwas unternommen. Er ist losgezogen und hat dafür gesorgt, daß die Leute aufmerksam wurden.«
Preacher wandte sich an den Geschäftsführer von Randle Communications. »Mr. Lincoln, haben Sie den Bericht der Arbitron Media-Forschung dabei, um den ich Sie bat?«
Lincoln nickte, zog einen Schnellhefter aus seiner Tasche und reichte ihn über den Tisch. »Die Zahlen über die religiösen Programme stehen im dritten Teil des Berichts«, sagte er.
Preacher schlug die entsprechende Seite auf. »Arbitron hat alle religiösen Programme seit 1970 erfaßt«, sagte er. »Im Jahr 1975, also ein Jahr vor der
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