Der Seelenfänger
warst, hast du uns überhaupt nicht beachtet. Ständig bist du zu irgendwelchen Konferenzen gefahren. Und jetzt tauchst du plötzlich hier auf und erzählst uns, daß du diese stinkreiche Möse heiraten willst.«
Preacher preßte die Lippen zusammen. »Ich wußte nicht, daß die Grundlage unserer Gemeinschaft das Nicht-Heiraten ist. Ich dachte, was zählt, ist die Tatsache, daß wir uns lieben und daß wir Jesus lieben, unseren Erlöser.«
»Du erzählst uns dauernd, daß du uns liebst«, sagte Charlie, »aber gevögelt hast du mit ihr!«
»Hör mal, Charlie, du weißt doch, daß das nicht stimmt«, sagte Preacher.
»Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll«, sagte Charlie und wandte sich ab, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah.
Preacher stand auf und nahm ihre Hand. »Charlie.«
Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter und weinte. »Warum läßt du uns nicht einfach gehen? Was willst du von uns?«
Er streichelte ihr über das Haar. »Das, was ich immer gewollt habe, Charlie.« Über ihren Kopf hinweg sah er die anderen an. »Erinnert ihr euch, was ich gesagt habe, als wir die Gottesgemeinde verließen? Ich sagte, ich wollte für uns eine Kirche errichten. Einen Ort, wo wir die Menschen zu Gott führen können. Und ich habe euch gesagt, daß ich euch dazu brauche.«
Er wartete einen Moment. Sie unterbrachen ihn nicht.
»Daran hat sich nicht das geringste geändert. Ich möchte immer noch, daß ihr mir helft. Ich habe mich nicht geändert. Ich brauche euch. Ich brauche euren Glauben, euer Vertrauen und eure Liebe.«
Melanie protestierte. »Wir haben gehört, du wolltest uns wegschicken. Und zwar schon lange vor der Geschichte mit dieser Miß Dawson.«
»Wer hat das behauptet?«
»Die Leute in Randle und die Leute vom Fernsehen«, sagte
das Mädchen. »Sie haben gesagt, daß der alte Randle von dir verlangt habe, daß >der Harem verschwindetc.«
»Und warum habt ihr nicht mit mir darüber geredet?« fragte Preacher.
»Das wollten wir ja«, sagte Melanie. »Aber du hattest nie Zeit. Du warst ständig mit Randies Leuten unterwegs.«
Preacher schwieg einen Moment lang. Dann sagte er: »Das darf nicht mehr vorkommen. Wenn ihr etwas von mir wollt, müßt ihr auch mit mir reden. Ich verspreche euch, daß ich mir dafür Zeit nehme.« Jetzt sahen ihn alle an. »Werdet ihr bleiben?«
Preacher studierte den Computerausdruck, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Mehr als sechs Millionen Dollar?« fragte er ungläubig.
»So ist es«, sagte Beverly. »Sechs Millionen Dollar hat Churchland die Randle Foundation gekostet. Sowohl das Land als auch die Gebäude gehören der Stiftung. Wir haben die Stadt nur gepachtet, für sechshunderttausend Dollar im Jahr. Außerdem müssen wir für den Unterhalt und die Personalkosten aufkommen. Der Vertrag läuft über zehn Jahre.«
»Das sind ja noch einmal über fünfzigtausend im Jahr«, sagte Preacher.
»Außerdem schulden wir Randle weitere fünfhunderttausend für Public-Relations und Fernsehzeit, die wir für unsere Kirche gekauft haben.«
Preacher schüttelte den Kopf. »Das sind eine Menge Schulden, die wir da haben. Kein sehr einfacher Start.«
»So ist es vereinbart«, sagte Beverly kühl. »Du hast den Vertrag ja selbst unterschrieben. Wenn wir es schaffen, steht sich Randle jedenfalls dabei nicht schlecht.«
»Und wenn wir es nicht schaffen?«
»Dann kann er uns vor die Tür setzten.«
»Und was macht er dann mit dem ganzen Gerümpel?«
Beverly zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht.«
Preacher lachte. »Er kann überhaupt nichts mit der Stadt anfangen. Ich wette, er läßt uns weitermachen, auch wenn wir nie einen Penny bezahlen. Sonst kann er sich nämlich die Kirche, den Flugplatz und den ganzen übrigen Kram in die Haare schmieren und abschreiben. Ich glaube, diesmal hat er sich selbst ausgetrickst.«
Beverly verzog keine Miene. »Kann sein.«
»Wann ist denn die Pacht fällig?«
»Wir schulden ihm jetzt schon eine Viertelmillion!«
»Gut«, sagte Preacher. »Warte, bis wir ihm eine Million schulden. Vorher zahlen wir überhaupt nichts.«
»Das geht doch nicht«, widersprach sie. »Schon mit den ersten drei Briefaktionen haben wir dreihunderttausend Dollar Kollekte gesammelt, dabei ist Churchland noch nicht mal eröffnet.«
Preacher rieb sich die Nase. »Du bist der Schatzmeister unserer Kirche, nicht wahr?«
»Ja«, sagte sie.
»Und wer hat als erster die Chance, die Kollekten zu zählen?«
»Ich.«
»Im Prinzip hat sich also
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