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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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entwickelte ein hochspezialisiertes Computerprogramm für Opposition-Research-Fachleute, die für Politiker arbeiteten.
    Ähnlich wie bei Bücher bewegte sich auch Nobles Leben in verschiedenen Graustufen: Nach außen hin hatte er seinen Laden, doch den größten Teil seiner Arbeitszeit verbrachte er mit der Arbeit für diverse Geheimdienste. Und er behielt die Leute, für die er arbeitete, argwöhnisch und verbittert im Auge.
    Noble war untersetzt und kräftig gebaut; sein dickes, glattes Haar war stets perfekt geschnitten und glatt nach hinten gekämmt, was irgendwie retro wirkte. Er war bereits beim Betanken des Wagens seiner Frau, als er Fanes Mercedes von der Straße einbiegen sah. Er schaute zu, wie der Wagen in das fluoreszierende Leuchten der Tankstelle glitt und auf der anderen Seite der Zapfsäule, an der er stand, anhielt.
    Die Fahrertür sprang auf, und Fane hievte sich aus dem Auto. Er trug immer noch sein zweireihiges Jackett, die Krawatte lag locker um den Kragen seines maßgeschneiderten Hemds. Er war gewohnheitsmäßig gut angezogen und mit seinen eins dreiundneunzig eine beeindruckende Erscheinung. Er ging um das Auto herum und öffnete den Tankdeckel.
    » Bobby«, grüßte Fane.
    » Wie geht es dir, Marten?«
    » Gut.« Fane zog seine Kreditkarte durch das Lesegerät und steckte die Zapfpistole in den Tank. Die Zapfsäule begann, Benzin zu pumpen. Er klappte den Kragen seines Jacketts hoch, während Noble seine Zapfpistole auf Automatik stellte, und die beiden traten vor Fanes Auto.
    » Ich habe ein paar Namen für dich«, sagte Fane.
    Das war sein Stil. Er hatte nichts gegen Geplauder, aber zuerst kam das Geschäft.
    » Schieß los«, sagte Noble.
    » Richard Cha.«
    » C-h-a?« Noble schrieb nie etwas auf. Er speicherte alles in seinem Kopf, indem er es für sich buchstabierte.
    » Richtig. Und Jeffrey Safra Currin.«
    Noble zischte durch die Zähne. » Den kann ich schreiben. Was macht Cha von Beruf?«
    » Silicon Valley«, berichtete Fane. » Software-Patente, denke ich.«
    » Nun, das ist dort ja äußerst selten«, grinste Noble und stellte einen Fuß auf die Stoßstange von Fanes Auto. » Ich schaue mal, was ich für dich tun kann.«
    » Hier noch die kurze Zusammenfassung der Situation«, sagte Fane und gab ihm eine Kurzversion des Szenarios. Er würde die Geschichte später vertiefen und durch Details ergänzen, doch Fane ließ zu Beginn eines neuen Projekts immer viel Vorsicht walten, falls sich die Sache anders entwickelte, als er sich das vorgestellt hatte.
    » Verdammte Scheiße, Mann.« Noble blickte finster, als Fane fertig war. » In was bist du denn da schon wieder hineingeraten?«
    » Ja, das ist alles ziemlich interessant.«
    Noble lehnte sich, Standbein und Spielbein an den Knöcheln lässig überkreuzt, gegen den nassen Kotflügel des Autos. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Sein strenger Blick wurde von den verschwommenen Rändern des Lichts angezogen.
    » Aber ich glaube nicht, dass es sich um Erpressung handelt«, sagte Fane. » Da muss noch was anderes sein.«
    Die Abschaltautomatik von Nobles Zapfsäule klickte.
    » Was zum Beispiel?«
    Fane schüttelte den Kopf. » Weiß nicht.«
    Noble nickte. Mehr würde er nicht bekommen.
    » Worauf soll ich dann den Schwerpunkt legen?«, fragte er. » Über Currin gibt es genügend Informationen, um damit eine ganze verdammte Bibliothek zu bestücken. Und bei Cha wird es genauso sein.«
    » Ich suche nach einer Verbindung zwischen ihnen. Irgendetwas außer der Tatsache, dass dieser Mann mit den Ehefrauen der beiden schläft.«
    In diesem Moment klickte auch Fanes Zapfsäule, und beide Männer gingen zu den Schläuchen hinüber, um sie wieder einzuhängen.
    Noble war zuerst fertig und trat auf die Betoninsel zwischen den Zapfsäulen. Er stützte sich mit den Ellbogen auf das Gerät, während Fane die Tür seines Autos öffnete. » Das riecht förmlich nach Schwierigkeiten.«
    » Oh ja«, sagte Fane, der noch an der offenen Tür stand. Er zögerte kurz, als ihm ein Gedanke kam, entschied sich dann aber doch, diesen für sich zu behalten. Er nickte. » Das stimmt.«
    Dann stieg er in seinen Mercedes und schloss die Tür. Einen Augenblick später verschwanden die Rücklichter seines Autos in der regnerischen Nacht.

Kapitel 5
    Fane war nur wenige Minuten von seinem Haus in Pacific Heights entfernt– ein altes, elegantes Viertel, hoch über der Bucht von San Francisco. Von hier aus hatte man einen atemberaubenden Panoramablick

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