Der Seelenschluessel
wurde ihr Rachedurst. Und irgendwann genügte es einfach nicht länger, ihr Double auf Deep Space 9 auszuschalten.
Iliana lechzte nach mehr. Sie wollte –
musste
– Kira Nerys leiden sehen, bevor sie sie tötete. Wie genau ihre Rache aussehen würde, hatte sie noch nicht entschieden, doch Iliana ahnte schnell, dass sie für die Umsetzung ihre Pläne eine Organisation brauchen würde, die ihr den Rücken deckte.
Zu ihrem Glück waren ihre Mitgefangenen von einst schneller als erwartet auf ihrer Seite und versprachen Unterstützung. Besonders Shing-kur war ihr loyal ergeben und ging mit gutem Beispiel voran. Die Kressari machte Ilianas Bedürfnisse zu ihren eigenen und trug jede ihrer Entscheidungen mit. Sie war Ilianas engste und einzig wahre Vertraute.
Die anderen waren im Grunde recht simple Gemüter, angetrieben von wenig mehr als dem Durst nach Profit und der Verachtung für die Gesellschaften, die sie verstoßen, gejagt oder verraten hatten. Um auf dem vorsichtigen Vertrauen aufzubauen, das Iliana sich während ihrer Flucht erarbeitet hatte, würde sie ihnen geben müssen, wonach es sie am meisten verlangte.
Mit Shing-kurs Hilfe entwarf Iliana daher das Bild einer organisierten Gruppe Krimineller, die aus Grennokar heraus operierte, und an deren Spitze sie selbst stehen würden. Sie sagte ihnen, ein neues Zeitalter habe begonnen. Die kleinen, nur oberflächlich kontrollierten Protektorate, in die die alliierten Mächte die gebeutelte Cardassianische Union aufgeteilt hatten, – angeblich – um Anarchie zu vermeiden, während Cardassia seine Kriegswunden leckte, würden nicht lange existieren. Aber sie boten ihnen eine Chance, die sie nicht ausschlagen durften. Leidenschaftlich sprach sie von den Welten und den Schiffsrouten dieser Region des Alls, die nie verwundbarer sein würden als in diesem Augenblick. Dieser Raumsektor sei reif für die Ernte, und ihre fünfköpfige Gruppe aus Gleichgesinnten sei in der einzigartigen Position, diese Ernte einzufahren.
Fellen Ni-Yaleii, die junge Waffenschmugglerin, war sofort überzeugt. Iliana glaubte fest daran, aus dem Interesse der Efrosianerin im Nu leidenschaftlichen Enthusiasmus machen zu können. Mazagalanthi, der lissepianische Schmuggler verbotener Technologien, gab sich erst reserviert, willigte in ihren Vorschlag letztlich aber ebenfalls ein. Der stets skeptische Telal, ein freischaffender romulanischer Auftragskiller, war eine härtere Nuss, doch auch er ließ sich von Ilianas Aussichten bezirzen.
Die folgenden Wochen verbrachte die Gruppe damit, die nützlichsten Sektionen Grennokars wieder mit Energie zu versorgen und in den wenigen verbliebenen Siedlungen Harkoums, die von Industriestandorten zu Verstecken für Gesetzlose von Dutzenden Welten verkommen waren, nach Söldnern zu suchen. Nach und nach gewann Ilianas kriminelle Enklave Struktur und Ordnung, und schon bald führte die Gruppe erste, scheinbar wahllose Angriffe in benachbarten Sektoren durch. Von Schiffen arbeitete sie sich schnell zu ambitionierteren Zielen wie Außenposten und Kolonien hoch und machte sogar vor ausgeklügelten Tricksereien nicht Halt.
Je mehr sie daran verdienten, desto mehr Nutzen zog Iliana aus der wachsenden Euphorie ihres inneren Zirkels. Irgendwann erzählte sie ihren Begleitern die Geschichte, die sie sie über ihre Zeit in Letau glauben machen wollte. Darin war sie das Opfer eines Täuschungsmanövers, das noch immer andauerte. Eine Betrügerin habe Ilianas Identität gestohlen und betreibe nun an ihrer Stelle eine Föderationsraumstation im B’hava’el-System.
Diese subtilen Manipulationen brachten den gewünschten Effekt. Schritt für Schritt formte Iliana aus der Loyalität ihrer Mitstreiter etwas Größeres, Tieferes. Etwas, das weitaus schwerer zu finden war: Eifer.
Diese Piraten und einstigen Gefängnisinsassen waren nicht länger nur Komplizen oder Freunde. Sie waren ihre Anhänger.
»Nerys? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Es gibt einen Jem’Hadar auf Deep Space 9!«
Iliana seufzte und drehte sich zu Shing-kur um. Die Kressari stand auf der Schwelle des bescheidenen Quartiers, das Iliana schon kurz nach ihrer Ankunft in Grennokar in Beschlag genommen hatte. Dank ihrer Ausbildung beim Obsidianischen Orden kannte sie die Architektur von Strafvollzugsanstalten wie dieser recht gut. Entsprechend mühelos hatte sie die auffällige Unauffälligkeit dieses Zimmers durchschaut.
Wie Iliana vermutet hatte, bot die gewöhnlich wirkende Arbeitsstation des
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