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Der Seher

Der Seher

Titel: Der Seher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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aneinander gesetzt: Botschaft erhalten. Abgemacht, abgemacht. Sundara und ich würden heute nacht also ein Abenteuer mit diesen beiden haben. Wir waren monogamer als die meisten Paare, daher unsere Zweiergruppen-Lizenz: die lärmenden vielköpfigen Haushalte mit dem Gezänk über privates Eigentum und den kommunalen Kinderhorden waren unsere Sache nicht. Aber Monogamie ist eine Sache und Keuschheit eine andere, und wenn erstere noch existiert, verwandelt allerdings durch die Evolutionen der Ära, so ist letztere doch so ausgestorben und verschwunden wie der Dinosaurier. Die Aussicht auf einen kleinen Waffengang mit der kraftvollen Ms. Yarber war mir angenehm. Und doch ertappte ich mich dabei, daß ich Friedman beneidete, wie ich stets Sundaras Partner der Nacht beneidete: Denn er würde die einzigartige Sundara haben, die für mich immer noch die begehrenswerteste aller Frauen war, und ich mußte mich mit jemandem begnügen, den ich begehrte, aber weniger begehrte als sie. Ein Maß der Liebe war das, nehme ich an, der Liebe in einer Beziehung, die andere Partner nicht ausschloß. Glücklicher Friedman! Es gibt nur ein erstes Mal mit einer Frau wie Sundara.
    Dann redete Quinn. Er ist kein Komiker, und er machte nur ein paar flüchtige Witzchen, auf die seine Zuhörer taktvoll überreagierten; dann kam das ernste Geschäft, die Zukunft von New York City, die Zukunft der Vereinigten Staaten, die Zukunft der Menschheit im kommenden Jahrhundert. Das Jahr 2000, so sagte er uns, trägt großen symbolischen Wert: Im Wortsinne bezeichnet es die Ankunft eines Jahrtausends. Laßt uns, mit dem Wechsel der ersten Ziffer, reinen Tisch machen und aufs neue beginnen, eingedenk der Fehler der Vergangenheit, aber sie nicht wiederholend. Wir sind, sagte er, im zwanzigsten Jahrhundert durch die Feuerprobe gegangen, haben gewaltige Erschütterungen, Verwandlungen und Verletzungen ertragen; verschiedene Male sind wir dicht an die Zerstörung allen Lebens auf Erden herangekommen; wir haben der Möglichkeit weltweiter Hungersnot und weltweiter Armut ins Auge gesehen; wir haben uns töricht und vermeidbar in Jahrzehnte politischer Unsicherheit gestürzt; wir sind die Opfer unserer eigenen Gier und Angst, unseres Hasses und unserer Unwissenheit gewesen; aber nun, da die Energie der Sonnenreaktion selbst unter unserer Kontrolle ist, da das Bevölkerungswachstum stabil ist, da zwischen ökonomischem Wachstum und dem Schutz der Umwelt ein funktionsfähiges Gleichgewicht hergestellt wurde, ist die Zeit für die Errichtung der bestmöglichen Gesellschaft gekommen, einer Welt, in der Vernunft herrscht und Gerechtigkeit triumphiert, einer Welt, in der die volle Blüte der menschlichen Möglichkeiten sich entfalten kann.
    Und so fort, eine glanzvolle Vision der bevorstehenden Epoche. Noble Rhetorik, besonders von einem New Yorker Bürgermeister, der traditionellerweise eher die Probleme des Schulsystems und die Forderungen der Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes als das Schicksal der Menschheit im Kopf hat. Es wäre ein leichtes gewesen, die Rede als bloßen hübschen Bombast abzutun; aber nein, unmöglich, sie hatte eine Bedeutsamkeit, die über ihr Thema hinausging; denn was wir hörten, war der erste Trompetenstoß eines, der sich anschickte, ein Führer der Welt zu werden. Da stand er, wirkte einen halben Meter größer, als er war, sein Gesicht gerötet, die Augen hell, die Arme in jener charakteristischen Pose ruhender Kraft verschränkt, und rüttelte uns auf mit diesen Weckrufen:
    »- Laßt uns, mit dem Wechsel der ersten Ziffer, reinen Tisch machen -«
    »- wir sind durch die Feuerprobe gegangen -«
    »- ist die Zeit für die Errichtung der bestmöglichen Gesellschaft gekommen -«
    Die Bestmögliche Gesellschaft. Ich hörte es klicken und rauschen, und das Geräusch kam nicht so sehr vom Wechsel der ersten Ziffer als vom Hervortreten eines neuen politischen Slogans, und ich bedurfte keiner großen stochastischen Fähigkeiten, um zu ahnen, daß wir alle noch viel, viel mehr von der Bestmöglichen Gesellschaft hören würden, bevor Paul Quinn mit uns fertig war.
    Verdammt, aber er war mitreißend! Ich fieberte darauf, weg und zu den Taten der Nacht zu kommen, und dennoch saß ich reglos, hingerissen, und ebenso erging es dem ganzen Publikum alkoholisierter Politiker und gestoneter Berühmtheiten, und selbst die Kellner unterbrachen ihr ewiges Geschepper mit dem Geschirr, als Quinns glorreiche Stimme durch den Saal rollte. Seit jener

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