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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dahinter.
    »Wir begegneten Miss Stanwell«, sagte er, das Thema wechselnd. »Draußen, in der schönen Straße hinter dem Haus. Sie erzählte, dass sie in der Vorstellung von heute Abend die Pierrette spielt.«
    »Ja«, erwiderte Mr Denman. »Sie ist hervorragend.«
    »Sie bewegt sich zu unbeholfen«, meinte seine Frau.
    »Unsinn«, sagte Mr Denman. »Alle Frauen sind gleich, Sattersway. Vertragen es nicht, wenn man eine andere lobt. Molly ist ein hübsches Mädchen, und deshalb redet jede andere Frau schlecht von ihr.«
    »Ich sprach vom Tanzen«, erwiderte Mrs Denman. Es klang etwas erstaunt. »Sie ist sehr hübsch, natürlich, doch ihre Füße bewegen sich nicht leicht genug. Du kannst mir da nichts vormachen. Vom Tanzen verstehe ich etwas.«
    Mr Sattersway kam Mr Denman taktvoll zu Hilfe. »Wie ich hörte, sollen zwei richtige Balletttänzer herkommen?«
    »Ja. Sie tanzen das eigentliche Ballett. Prinz Oranoff bringt sie in seinem Wagen mit.«
    »Sergius Oranoff?«
    Die Frage kam von Mrs Denman. Ihr Mann sah sie verwundert an.
    »Du kennst ihn?«
    »Ich habe ihn einmal gekannt – damals in Russland.«
    Mr Sattersway hatte den Eindruck, dass John Denman beunruhigt war.
    »Wird er dich wiedererkennen?«
    »Ja, er wird mich wiedererkennen.«
    Sie lachte, ein tiefes, fast triumphierendes Lachen. Nichts mehr an ihr erinnerte jetzt noch an eine hölzerne Puppe. Sie nickte ihrem Mann tröstend zu. »Der gute Sergius. Er bringt also die beiden Tänzer her. Er war schon immer am Tanzen interessiert.«
    »Ich erinnere mich.«
    John Denman schwieg abrupt, drehte sich um und verließ den Raum. Mr Quin folgte ihm. Mrs Denman ging zum Telefon und wählte. Mit einer energischen Geste hielt sie Mr Sattersway zurück, der ebenfalls hinausgehen wollte.
    »Könnte ich Lady Roscheimer sprechen? Ach, Sie sind es selbst. Hier ist Anna Denman. Ist Prinz Oranoff schon eingetroffen? Was? Ach, mein Gott! Wie schrecklich!«
    Sie lauschte noch ein paar Augenblicke, dann legte sie auf. Sie wandte sich an Mr Sattersway und sagte:
    »Es hat einen Unfall gegeben. So wie Sergius fährt, muss man immer darauf gefasst sein. In all den Jahren hat er sich offensichtlich nicht verändert. Das Mädchen ist nicht sehr verletzt, nur eine Quetschung, und dazu der Schreck. Jedenfalls kann sie heute Abend nicht tanzen. Der Mann hat sich den Arm gebrochen. Sergius selbst ist nichts passiert. Der Teufel kümmert sich immer um seinesgleichen, wie es so schön heißt.«
    »Und was ist mit der Aufführung heute Abend?«
    »Eben, mein Freund! Es muss etwas geschehen!«
    Sie setzte sich und überlegte. Plötzlich blickte sie auf und meinte: »Ich bin eine schlechte Gastgeberin, Mr Sattersway. Ich kümmere mich überhaupt nicht um Sie.«
    »Ich versichere Ihnen, es macht mir nichts aus. Obwohl es da eine Sache gibt, Mrs Denman, die ich sehr gern wissen möchte.«
    »Ja?«
    »Wie sind Sie auf Mr Quin gestoßen?«
    »Er ist oft hier«, antwortete sie nachdenklich. »Ich glaube, ihm gehört hier etwas Grund.«
    »Das stimmt. Er hat es mir heute Nachmittag selbst erzählt«, erwiderte Mr Sattersway.
    »Er ist so…« Sie schwieg. Ihre Blicke trafen sich. »Ich meine, dass Sie ihn viel besser kennen als ich«, schloss sie.
    »Ich?«
    »Habe ich nicht Recht?«
    Er war unsicher. Seine friedliche kleine Seele fand sie beunruhigend. Offenbar wollte sie ihn zwingen, mehr zu sagen, als er zu sagen bereit war. Er sollte in Worte fassen, was er nicht einmal sich selbst eingestehen wollte.
    »Sie wissen Bescheid«, sagte sie. »Ich glaube, Sie wissen vieles, Mr Sattersway.«
    Das war eine Schmeichelei, doch ausnahmsweise beflügelte sie Mr Sattersway nicht. Er schüttelte in ungewohnter Bescheidenheit den Kopf. »Was weiß der Mensch schon?«, sagte er. »So wenig – ach, so wenig!«
    Sie nickte. Dann nahm sie den Faden wieder auf und sagte in seltsam bedrücktem Ton:
    »Angenommen, ich erzähle Ihnen ein Geheimnis – würden Sie mich auslachen? Nein, Sie würden es nicht tun. Angenommen also, dass man zu seiner Fantasie Zuflucht nimmt, um…«, sie schwieg einen Augenblick,»… um weiterarbeiten, weiterleben zu können. Dass man sich etwas einredet, das es in Wahrheit gar nicht gibt, dass man sich eine gewisse Person erträumt… Sie verstehen, man macht sich etwas vor, nichts weiter. Doch eines Tages…«
    »Ja?«, ermunterte Mr Sattersway sie. Er war höchst neugierig.
    »Eines Tages bewahrheitet sich der Traum. Alles, was man sich in seiner Fantasie vorgestellt hatte,

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