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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vor dem Tod gerettet. Und Sie waren der Anwalt der Toten«, sagte Mr Sattersway.
    »Ich glaube, Sie sprechen eher von sich selbst. Was Sie getan haben. Nicht, was ich getan habe.«
    »Es kommt aufs Selbe heraus«, antwortete Mr Sattersway. »Das wissen Sie sehr gut! Sie haben gehandelt – durch mich. Aus irgendwelchen Gründen wollen Sie persönlich nicht offen in Aktion treten.«
    »Manchmal tue ich es«, sagte Mr Quin.
    In seiner Stimme schwang ein neuer Ton mit. Gegen seinen Willen erschauerte Mr Sattersway ein wenig. Es begann kühl zu werden, fand er. Doch die Sonne stand so hell am Himmel wie vorher.
    In diesem Augenblick tauchte eine junge Frau an der nächsten Biegung vor ihnen auf. Sie war sehr hübsch, mit blondem Haar und blauen Augen, und trug einen rosafarbenen Baumwollrock. Mr Sattersway erkannte sie sofort. Es war Molly Stanwell, der er früher schon begegnet war.
    Sie winkte ihnen grüßend zu. »John und Anna mussten wieder weg«, rief sie. »Sie wussten zwar, dass Sie eintreffen, aber sie wollten unbedingt bei der Probe dabei sein.«
    »Was wird denn geprobt?«, fragte Mr Sattersway.
    »Eine große Maskerade. Ich weiß auch nicht, wie man es richtig nennt. Es wird viel gesungen und getanzt und all so was. Mr Manly – Sie erinnern sich doch an ihn? – hat eine gute Stimme. Er spielt den Pierrot, ich bin Pierrette. Zwei echte Tänzer wurden für die Hauptrollen engagiert – für Harlekin und Kolombine, wissen Sie. Und ein Haufen Mädchen werden tanzen. Lady Roscheimer möchte die Dorfmädchen unbedingt im Singen unterrichten. Sie gibt sich wirklich große Mühe. Die Musik ist ganz nett, aber sehr modern, fast keine richtigen Melodien. Von Claude Wickam. Vielleicht kennen Sie ihn?«
    Mr Sattersway nickte. Er kannte viele Leute. Das war mehr oder weniger sein Hobby. Er wusste über das ehrgeizige Genie Claude Wickam Bescheid und auch über Lady Roscheimer, eine dicke Person mit einer Schwäche für junge Männer, die einen Hang zur Kunst hatten. Und er war auch über Sir Leopold Roscheimer informiert, den es freute, wenn seine Frau glücklich war, und dem es nichts ausmachte, wenn sie es auf ihre Weise tat. Eine seltene Eigenschaft bei Ehemännern.
     
    Sie lernten Claude Wickam beim Tee kennen. Er stopfte sich den Mund mit allem voll, was ihm in die Finger geriet, redete ununterbrochen und gestikulierte heftig mit seinen schmalen weißen Händen. Er war kurzsichtig und trug eine dicke Hornbrille.
    John Denman, sehr aufrecht, rosig, etwas ölig, lauschte mit einem Ausdruck gelangweilter Aufmerksamkeit. Wie es Mr Sattersway schien, unterhielt sich Wickam nur mit Denman. Anna Denman saß hinter der Teekanne, wie immer schweigsam und ausdruckslos.
    Mr Sattersway warf ihr verstohlen einen Blick zu. Sie war groß, hager, mit schwarzem, in der Mitte gescheiteltem Haar und wettergegerbter Haut, die sich über den hohen Backenknochen spannte. Eine Frau, die viel Zeit im Freien verbrachte und nicht viel für Kosmetika übrig hatte. Wie eine Holzpuppe, leblos… und trotzdem…
    Ja, dachte Mr Sattersway, hinter diesem Gesicht steckt mehr, nur merkt man es nicht. »Wie bitte«, sagte er zu Claude Wickam. »Was haben Sie eben gesagt?«
    Claude Wickam, der sich gern reden hörte, begann noch einmal von vorn. Russland, so meinte er, sei das einzige interessante Land auf dieser Erde. Dort experimentiere man noch. »Ein großartiges Land!«, rief er und stopfte sich ein Sandwich in den Mund. »Nehmen Sie nur das russische Ballett«, fuhr er mit vollem Mund fort. Er erinnerte sich an seine Gastgeberin und wandte sich an sie. Was sie denn vom russischen Ballett halte?
    Offensichtlich war die Frage nur als Einleitung zu der wichtigen Überlegung gedacht, was Wickam selbst davon hielt, aber die Antwort seiner Gastgeberin war so ungewöhnlich, dass er den Faden verlor.
    »Ich habe es nie gesehen.«
    »Wie bitte?« Er starrte sie entgeistert an. »Aber… sicherlich…«
    Ihre Stimme war ausdruckslos wie immer. »Vor meiner Heirat war ich Tänzerin. Deshalb…«
    »Eulen nach Athen tragen«, sagte ihr Mann.
    »Tanzen!« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich kenne alle Tricks. Es interessiert mich nicht.«
    »Ach!« Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Wickam seine Fassung wiedergewann.
    »Wenn wir schon von Experimenten sprechen«, sagte Mr Sattersway, »so ist den Russen eines besonders geglückt.«
    Claude Wickam wirbelte herum. »Ich weiß, wen Sie meinen!«, rief er. »Sie meinen die Kharsanowa! Die unsterbliche, die

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