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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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sofort, und als wir sie fanden, hofften wir auf eine Armeepatrouille oder einen starken Wagenzug, denen wir uns anschließen konnten. Aber wir hatten kein Glück. Warum haben Sie mit Ihren Männern so spät eingegriffen, Sergeant?«
    Die Frage kam unvermittelt, und sie war nüchtern und präzise.
    Ich erwiderte: »Caroline, ich hatte nur eine einzige Chance, die Apachen schlagen zu können. Sie mussten sich an ihrem Wild erst festgebissen haben wie hungrige Wölfe an einem Kalb. Sie mussten blind und taub sein für alles, was sonst noch geschah. Es kam auf diesen einen Moment an. Sie durften nicht zwischen den Felsen verschwinden können. Sie mussten sich zum Kampf stellen. Deshalb musste ich warten.«
    Sie sah mich aus schmalen Augen an.
    »Aber Sie warteten zu lange«, sagte sie. »Mein Bruder Steve und die anderen Männer starben indes. Sie könnten noch leben, wenn Sie, Sergeant, früher…«
    »Nein«, unterbrach ich sie. »Ich wollte den Häuptling und Anführer mit den Kriegern erledigen. Colorado Juan musste ich erwischen. Das konnte nur gelingen, wenn wir sie stellten. Mann gegen Mann. Nur dann waren die Chancen einigermaßen groß. Dass er dennoch entkam, war Pech. Und nun wird er bald genügend Krieger bei sich haben, in zwei oder drei Tagen etwa, um uns endgültig zu vernichten. Verstehen Sie, dass es nur auf ihn ankam?«
    Sie dachte nach.
    »Vielleicht reden Sie sich nur heraus, Sergeant«, sagte sie. »Vielleicht wollten Sie nicht auch noch gegen uns mit Ihren Strolchen um das Gold kämpfen müssen. Das ganze Gold gehört rechtmäßig mir. Sobald wir auf Menschen oder gar auf eine Armeepatrouille stoßen, werde ich…«
    Ich schüttelte den Kopf und unterbrach sie mit den trockenen Worten: »Sie werden nichts tun, was ich nicht will. Und noch eines, Caroline! Ich werde alles tun, damit nicht die Apachen das Gold bekommen und damit den Krieg noch schlimmer machen und die Not und das Elend der weißen Zivilbevölkerung noch größer werden. Ich ordne alle Dinge diesem Ziel unter. Lieber sollen weiße Strolche das Gold bekommen als die Apachen. Die Weißen verjubeln es nur und bringen es durch, als wüchse neues Gold wie Gras. Aber die Apachen rüsten sich mit moderneren Gewehren aus, als die Armee sie besitzt. Haben Sie mich verstanden, Caroline?«
    »Sie sind hart, Jim Cane, sehr hart«, murmelte sie. »So hart sind Sie, Jim Cane, dass Sie für die Chance eines Sieges Männer opfern können.«
    »Das muss ich können«, erwiderte ich. »In diesem Land bekommt man gegen die Apachen nichts geschenkt. Hier muss man stets den vollen Preis zahlen. Wir haben nicht viele Chancen.«
    Sie schluckte mühsam.
    Aber sie begriff, dass ich sie nicht erschrecken, sondern nur vorbereiten wollte. Sie fragte mich plötzlich: »Stimmt es wirklich, Jim Cane, dass Sie am Ende Ihrer Dienstzeit angelangt sind?«
    Ich nickte.
    »Wenn ich diesen verdammten Job nicht bekommen hätte«, murmelte ich, »wäre mir gewiss wohler. Aber dann hätte ich Sie nicht kennen gelernt, Caroline.«
    Ihre Augen öffneten sich einen Moment.
    »Ein Schürzenjäger?«, fragte sie verächtlich.
    Ich lächelte ernst und schüttelte wieder den Kopf. »Nur ein Mann«, sagte ich, »dem eine besondere Frau begegnet. Und beide wissen genau, wie kurz das Leben sein kann. Oder?«
    Sie betrachtete mich nun vom Kopf bis hinunter zu den Füßen in den Steigbügeln. »Ein Mann«, sagte sie dann. »Ja, ich glaube, Sergeant, dass Sie ein Mann sind, ein harter Mann. Doch was für ein harter Mann Sie sind, wird sich noch herausstellen.«
    »Sicher«, sagte ich, »sicher, Ma’am! Es wird sich auch herausstellen, was für eine Frau Sie sind.«
    »Ich bin vor allen Dingen eine Frau, die überleben will. Und das Gold möchte ich behalten. Ich habe alles gewagt für dieses Gold. Und ich würde noch eine Menge mehr wagen und auch tun dafür. Das merken Sie sich mal, Sergeant!«
     
    * * *
     
    Wir ritten dem sinkenden Abend nach, bis die Schatten der Nacht uns einholten.
    Dann ließ ich halten.
    Ich übernahm mit Pinky Perrit die Wache nach Mitternacht. Pinky löste Jed Slater beim Seilcorral ab, in dem sich unsere Tiere befanden.
    Ich umkreiste das Camp und hielt immer wieder an, um in die Nacht zu lauschen. Aber man durfte nicht einfach nur Lauschen. Man musste mit allen Sinnen wittern, musste seinen Instinkt hinaus in das dunkle Ungewisse senden.
    Und dieser Instinkt empfing dann irgendwelche Zeichen, Ahnungen. Und er kam zurück wie eine Strömung, in der eine

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