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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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Antwort auf heiße Fragen war.
    Ich spürte mit meinem ganzen Instinkt, dass die Apachen dort draußen waren. Vielleicht war es nur ein einziger Krieger, der mit uns Tuchfühlung hielt. Aber es konnten auch drei oder vier sein, darunter Colorado Juan, der ein großer und mächtiger Häuptling werden wollte, der dazu Erfolge nötig hatte und der eine Niederlage erlitten hatte, die er in einen Sieg verwandeln wollte.
    Die paar überlebenden Apachen waren gewiss ebenso verwundet und angeschlagen wie die meisten von uns.
    Aber sie würden vielleicht dennoch etwas wagen.
    Ich blieb wachsam und strich immerzu um das Camp. Ich war leise wie ein Schatten, und ich hielt mich stets in Deckung der Wagen.
    Als ich einmal den Wagen erreichte, in dem Caroline ihr Lager hatte, da hörte ich sie weinen.
    Ich stand still da und lauschte.
    Und ich war froh. Ja, ich freute mich darüber, dass sie noch weinen konnte. Denn eine Frau, die noch weinen kann, ist in ihrem Kern noch nicht verhärtet. In ihr musste noch Wärme vorhanden sein, und wenn das so war, konnte sie gewiss auch Liebe und Zärtlichkeit geben und sehnte sich selbst danach.
    Ich hätte sie gerne getröstet und mit ihr geredet.
    Doch ich wusste, dass sie allein sein wollte.
    Überdies hielt ich Wache für uns alle. Ich konnte mir keinerlei Ablenkung erlauben. Schon wenige Sekunden konnten entscheidend sein.
    Als ich zu Pinky Perrit hinüberging, hörte ich ein Geräusch, wie man es in dieser Art nur in einem einzigen Zusammenhang hören konnte.
    Zuerst war es ein kurzes, scharfes Zischen, ein »Sssst«, und dann machte es auf dumpfe Weise »Patsch«. Ich wusste, was es war. In Pinky Perrit war ein Pfeil eingeschlagen.
    Draußen in der Nacht lag ein Apache. Und wahrscheinlich war Pinky Perrit als Silhouette gegen den helleren Himmel zu sehen gewesen.
    Das genügte für einen Apachen.
    Ich lag längst am Boden und kroch vorwärts auf unseren Seilcorral zu, aber nicht bis zu Pinky Perrit. Ich hatte ihn leise seufzen oder stöhnen und dann fallen hören. Wenn er gekonnt hätte, würde er noch geschrien haben.
    Ich blieb am Boden und sah schräg nach oben. Gegen das hellere Grau des Himmels musste ich etwas erkennen können, wenn es sich nur nahe genug vor mir bewegte.
    Ich hielt meine Waffe bereit.
    Denn es war ja so klar, dass sie kommen würden, um unsere Tiere fortzutreiben. Da es ihnen gelungen war, unseren Pferdewächter so lautlos zu erledigen, würden sie diese Chance nutzen.
    Es war immer noch möglich, dass es nur ein einziger Apache war. Er hatte die günstige Gelegenheit erkannt, es mit einem Pfeil versucht und brauchte nun nur mit einem Messer den Seilcorral zu öffnen und die Tiere fortzujagen.
    Dann saßen wir hier mit dem Gold fest.
    Ich musste lange warten.
    Es regte sich nichts, gar nichts. Man konnte glauben, es wäre nichts geschehen. Aber ich wusste, dass Pinky Perrit tot war und dass der Apache wartete wie ein Fuchs vor dem Mauseloch.
    Ich sah den Corral vor mir. Auch die Pferde konnte ich in der Dunkelheit erkennen.
    Ich sah den Apachen erst spät, als er aus dem Boden wuchs, sich in kniende Haltung aufrichtete und versuchte, das Seil über sich zu zerschneiden.
    Mein Schuss zerriss die Stille der Nacht, erschreckte die Pferde und ließ alle Schläfer im Camp auffahren.
    Sie brüllten durcheinander.
    Ich aber lief hinüber und rief ein paar erklärende Worte dabei. Ich musste hinüber, denn der Apache hatte sterbend doch noch das Seil durchschnitten. Die erschreckten Pferde wollten ausbrechen.
    Ich hielt sie mit ausgebreiteten Armen auf, und ich konnte nur hoffen, dass nicht noch ein Apache in der Nacht war, der mir jetzt einen Pfeil oder eine Kugel zwischen die Schulterblätter jagte.
    Otis Tennessee kam mir zu Hilfe. Wir knoteten das Seil zusammen und holten dann Pinky Perrit ins Camp.
    Ich sah mir später den Apachen an. Ich kannte ihn nicht. Meine Hoffnung, dass es vielleicht Colorado Juan wäre, erfüllte sich leider nicht.
    Colorado Juan war irgendwo dort draußen.
    Er wartete noch. Sein Krieger, den er als Späher in unserer Nähe gelassen hatte, hatte soeben sein Glück auf rechte Apachenart versucht.
    Nun war er tot.
    Doch auch Pinky Perrit war tot.
    Wir zählten nur noch sieben Männer und eine Frau.
    Obwohl wir eine Bande von Deserteuren und Banditen waren, war ich immer noch für sie alle der Sergeant. Und so sprach ich ein paar Worte an Pinkys Grab.
    Aber sie hörten mir gar nicht richtig zu.
    Sie standen unruhig da, scharrten mit den Füßen

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