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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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den Davis Mountains und dem Großen Knie des Rio Grande. Dort ist schönes grünes Land, mit Hügeln, Wald, Wild und Wasser. Dort würde ich eine Ranch aufbauen. Dort zwischen dem Pecos und dem Rio-Grande-Knie würde ich mit dreitausend Dollar etwas auf die Beine stellen. Und ich wäre in zehn Jahren stolz darauf.«
    Sie betrachtete mich nachdenklich.
    Dann lächelte sie: »Wir sind sehr verschieden, Sergeant«, sagte sie etwas spöttisch. »Ich verlange mehr. Dreitausend Dollar, hey, die besaß ich schon oft! Als berufsmäßige Spielerin hatte ich oft ein größeres Spielkapital zur Verfügung. Denn ich spielte in noblen Saloons mit reichen Burschen. Ich verlor manchmal in einer Nacht mehr als dreitausend Dollar und holte sie mir in der nächsten Nacht wieder zurück, verdoppelte sie.
    Nein, ich brauche viel mehr. Hunderttausend wenigstens müssen es sein. Und dann kaufe ich in New Orleans ein schönes Haus, halte mir eine schwarze Zofe und lasse jeden Tag meinen schönen Wagen vorfahren mit einem Rappengespann davor. Ich werde eine begehrte Lady der Gesellschaft sein, mich der Verehrer nicht erwehren können, und ich werde mit ihnen Katz und Maus spielen und gewiss nicht die Maus sein. Ich werde…«
    Sie hatte sich in eine feurige Erregung geredet. Und auch daran erkannte ich, wie impulsiv, lebendig und voll Feuer sie war.
    Doch nun bekam sie sich wieder unter Kontrolle. Plötzlich war sie wieder kühl, beherrscht, spröde. Es ging wieder die Härte und Verwegenheit einer Abenteurerin von ihr aus.
    »Wir sind doch sehr verschieden, Sergeant«, sagte sie anschließend und irgendwie abweisend.
    »Sie sind eine Frau, eine besondere Frau«, sagte ich. »Und ich bin ein Mann, ein wirklicher Mann, jedenfalls in diesem Land hier.«
    Sie nickte.
    »Ich weiß«, murmelte sie, »dass ich mich an Sie halten muss, Jim Cane. Oh, ich wusste immer, wer der große Leitwolf war und an wen ich mich halten musste, um mir das gierige Rudel vom Leib zu halten. Aber ich habe immer bezahlen müssen auf irgendeine Art. Was muss ich bei Ihnen zahlen, Sergeant?«
    Da grinste ich.
    »Wir werden sehen, Honey«, erwiderte ich. »Vielleicht finde ich noch heraus, dass du Liebe und Zärtlichkeit geben kannst und auch selbst gerne etwas davon hättest. Ich glaube nämlich nicht, dass du nur eine schöne Kneifzange bist, deren Herz längst tot ist. Die Welt ist voller schlechter Burschen. Ich bin vielleicht auch einer. Und dennoch…«
    Sie blieb nicht länger mit ihrem Pferd neben dem meinen. Sie drehte ab und schlug einen Bogen nach hinten.
    Wir brachten den Tag hinter uns, und weil wir alle nur wenig geschlafen hatten und mehr oder weniger verwundet waren, war es für jeden von uns ein harter Tag gewesen.
    Das Gelände in den Vorbergen der Tumacacori Mountains war rau. Wir hatten an diesem Tag etwa zwanzig Meilen geschafft. Das war für das Gelände eine gute Leistung. Aber als zurückgelegte Entfernung war es nichts.
    Wir erreichten die Quelle, die ich erreichen wollte. Das Wasser war sogar in Ordnung. Wahrscheinlich kannten die Apachen in der Umgebung keine geheime Quelle, sodass sie diese selbst benutzen mussten.
    An einigen Spuren, die nur ich erkannte, sah ich, dass die Quelle kurz vor unserer Ankunft noch Besuch gehabt hatte. Ich sah auch, dass man in der Nähe nach Wurzeln gegraben und Kräuter abgerupft hatte. Es waren Wurzeln und Kräuter von einer Art, wie die Apachen sie dazu benutzen, entzündete Wunden zu heilen. Das Zeug wurde gekaut, bis es ein weißer Brei war. Damit bestrichen sie Wunden wie mit Salbe.
    Ich wusste Bescheid.
    Und ich fragte mich, ob sie in der kommenden Nacht wieder einen von uns erwischen würden.
    Ich sagte deshalb laut genug über das Camp: »Wenn die Nacht hell genug ist, dann lauft nur nicht als wandelnde Zielscheiben durchs Camp. Dieser Pinky war ein Narr, weil er aufrecht am Seilcorral stand.«
    Sie brummten nur, fluchten und waren vor Müdigkeit mürrisch.
    Otis Tennessee brachte Caroline das Abendessen vom Feuer zum Wagen hinüber. Sie saß am Boden und lehnte ihren Rücken gegen die Speichen des Vorderrades. Sie nahm wohl den Teller und die Blechtasse aus Tennessees Händen, doch als dieser sich neben sie setzen wollte, sagte sie ruhig und bestimmt: »Ich danke Ihnen, Mister. Und ich möchte jetzt keine Gesellschaft.«
    Aber er lachte nur und setzte sich dennoch neben sie.
    Sie wollte sich mit dem Teller und dem Blechbecher in den Händen erheben. Doch er legte die Hand auf ihre Schulter.
    Ruhig

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