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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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und sahen sich immerzu um. Sie fürchteten sich vor weiteren Pfeilen, die aus den Morgennebeln zischen konnten, und sie dachten auch immerzu an das Gold.
    Sie alle wollten am Leben bleiben und mit dem Gold in eine bessere Zeit entkommen können. Sie träumten jede Sekunde von dieser Zeit. Sie war ihnen vor Augen wie ein wunderschönes Märchenbild.
    Aber die Wirklichkeit war gnadenlos. Noch bevor die Sonne aufging, zogen wir weiter.
    Wieder ritt ich mit Caroline an der Spitze. Und wieder fuhren Ken Buchanan, Will Banner und Bac Cannon die Wagen.
    Jed Slater und Harvey Jenkins trieben unsere Reservetiere.
    Und Otis Tennessee bildete allein die Nachhut. Gestern war er noch mit Pinky geritten. Ich wusste, dass wir Glück haben mussten, wenn wir morgen noch sieben lebende Männer und eine lebende Frau sein wollten.
    Der Weg war manchmal schlimm. Aber es war ja kein Weg im wörtlichen Sinn, sondern unsere Richtung.
    Wir fuhren durch unwegsames Land und suchten uns den Weg dort, wo ein Weiterkommen möglich war.
    Aber ich kannte dieses Land gut genug. Hier hatte ich in meiner Jugend gejagt und später Patrouille geführt. Hier kannte ich mich aus.
    Unseren Armeewagen hatten wir natürlich nicht mehr bei uns. Und die drei kleinen Erzwagen waren stark und hielten einiges aus.
    Caroline und ich sprachen bis zum späten Vormittag kein Wort miteinander. Wir ritten nur gemeinsam an der Spitze und hielten scharfe Ausschau nach allen Seiten.
    Doch dann mussten wir über eine kleine Ebene. Wir konnten uns etwas entspannen.
    Ich fragte Caroline Sackett: »Was taten Sie, bevor Sie mit Ihrem Bruder zur Mine gingen und dort das viele Gold fanden?«
    Sie sah mich etwas kritisch an.
    »Ach, warum sollte ich Ihnen das erzählen, Jim Cane?«, fragte sie. »Was hätte das für einen Sinn?«
    Sie machte eine kleine Pause.
    »Mein Leben war mies«, sagte sie dann. »Ich habe immer nur Geld verdient, damit mein Bruder im Osten studieren konnte. Er hat die ersten Jahre immer geglaubt, das Geld käme von unserem Vater. Aber der hatte längst Pleite gemacht mit seinem Eisenwaren-Handel. Seine Gläubiger hatten alles übernommen und einen Verwalter eingesetzt, bei dem er als kleiner Angestellter arbeitete. Er war ein Säufer geworden. Ich aber ging schon mit siebzehn in die Saloons. Ich fing als Tingeltangelgirl an. Soll ich Ihnen von dieser lausigen Zeit erzählen, Sergeant, von den Männern, die von mir nicht nur ein Lächeln wollten? Nun, ich lernte meine Lektionen. Und ich fand schnell heraus, wie ein Mädel vor die Hunde gehen kann. Ich begriff es. Denn es war so einfach. Trau niemals einem Mann, niemals! Denn er will nur deinen Körper. Ich wurde eine Spielerin. Und das war mein Leben, Sergeant. Es gab nur wenige Glücksphasen. Als wir das Gold aus der Mine holten, da glaubte ich, dass ich es nun endlich geschafft hätte. Aber jetzt sind es die verdammten Apachen. Und wenn wir jemals durchkommen, dann werden sich diese Strolche hier wahrscheinlich noch um die Anteile streiten. Jim Cane, ich frage mich manchmal, warum Glück und Pech oft so dicht beieinander sind.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Das ist so«, sagte ich. »Die schönen Tage sind Geschenke des Lebens. Aber man muss gegen alles ankämpfen, denn die Schwachen gehen unter. Ich glaube an ein unabwendbares Schicksal, aber dennoch kämpfe ich gegen jede scheinbare Unvermeidbarkeit an und ergebe mich nicht schon vorher. Und deshalb glaube ich auch jetzt bis zum letzten Atemzug an eine Chance für uns. Ein paar werden überleben. Und etwas Gold werden wir durchbringen.«
    »Vielleicht nur ein paar Taschen voll«, sagte sie spöttisch, »ja, vielleicht nur ein paar Taschen voll für ein paar tausend Dollars. Und das genügt dann einem Sergeant, der eine Million bei sich hatte?«
    Ich gab ihr keine Antwort. Ich sah in die Ferne und dachte über mein zukünftiges Leben nach, so wie ich es mir nach meiner Entlassung vorgestellt hatte.
    Und dann dachte ich darüber nach, was sein würde, wenn wir am Leben blieben und eine Menge von diesem Gold durchbrächten.
    Caroline ließ mir Zeit.
    Aber dann fragte sie: »He, Jim Cane, wie viel genügt einem Sergeant? Tausend Dollar? Dreitausend? Zehntausend? Hunderttausend? Wie viel müsste es sein? Was würde dieser Sergeant damit tun? Frauen, Karten, Feuerwasser? Reisen? Oder Geschäfte?«
    Ich sah sie an.
    »Mir genügten dreitausend Dollar«, sagte ich. »Aber ich konnte nie dreihundert ersparen. Mit dreitausend ginge ich in das Land zwischen

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