Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
ich den ganzen Kram ab!“, war scheinbar deutlich genug für sie.
Und das war auch der Abend, an dem sie entschied, vielleicht nicht nur noch Papiere zu schichten und zu verhindern, dass das Telefon an einem ihrer Ohren festwachsen würde.
„Du musst da raus, Ellie“ stellte Gerd fest, ohne zu wissen dass er in dem Moment bei ihr offene Türen einrennt.
„Ja, G, ich weiß. Und ich werde mich auch wieder anderen Sachen widmen. Nicht direkt wieder ganz und vor allem nicht diesen Schriften.
Aber ich dachte an einen bestimmten Raum, den ich noch nicht so genau inspiziert habe wie ein Kollege von mir, den wir einfach mal Gerhardt X nennen können.
Nur zur Tarnung.“
Gerd hatte die Untersuchung des Raumes zwar nicht völlig aufgegeben, aber seine Besuche dort unten waren auch in dem Maße seltener geworden, wie Elvira ihm keine Träume mehr schilderte.
Nicht, dass er kein Interesse mehr hatte an dem was dort verborgen sein musste.
Ganz im Gegenteil. Innerlich brannte er danach, die Wand einzureißen.
Aber wie es im Leben so oft passiert, verdirbt einem ein Problem oft genug den Spaß an der Sache.
Selbst dann, wenn es kein eigenes ist und noch nicht einmal genau mit dem zu tun hat, woran man den Spaß letztlich verliert.
Nun brannte der Zunder der Leidenschaft nach dem Wissen über das, was im Keller war wieder lichterloh, weil Ellies Funke des Interesses auf ihn gefallen war.
„Na endlich, Ellie. Ich dachte schon du würdest dich nie aufrappeln. So gut dir das papierne Chaos auch tut – ich seh‘ ja deine Entwicklung – so sehr merke ich auch, wie dir all das fehlt. Du bist keine Büromaus. Vergiss das mal. Du gehörst in den Dreck, genau wie ich.“
Elvira lächelte und grinste beinahe über beide Ohren.
„Da kannst du Recht haben, G. Deswegen werden wir das auch in Angriff nehmen.
Direkt im neuen Jahr, werden wir loslegen. Was meinst Du?
Über die Feiertage, wollte ich wenigstens meinen Onkel besuchen und einfach mal gar nichts tun, was mit der Ausgrabung zu tun hat.“
„Das klingt gut Ellie. Also Anfang Januar legen wir los und dann ist die Wand auch nicht mehr sicher vor uns.“
Ellie verbrachte die Weihnachtstage bei ihrem Onkel in seiner Wohnung in Hamburg, die er nur wenige Wochen im Jahr bezog.
Ihre Tante bevorzugte die Villa in Heidelberg, die ihr Onkel nach seiner Studienzeit dort erworben hatte zwar, aber in den Wintermonaten zog es die zwei doch häufiger in den Norden.
Es war wie immer ein einerseits sehr erfreulicher Besuch, weil die beiden Alten sehr mochte.
Ihre liebenswürdige Tante – die liebenswürdigste von allen Tanten der Welt – und ihren verschrobenen Onkel, der auf seine Art zwar spleenig war, aber dennoch nicht minder liebenswert als seine Frau.
Aber es war auch immer Salz in der Wunde im Verlust ihrer Eltern.
Ihr Onkel sah seinem Bruder ähnlich, dass es sie jedes Mal schmerzte, wenn sie ihn sah.
Dennoch nahm sie ihr Herz voller guter Gedanken und schöner Gefühle mit auf die Zugfahrt zurück nach Köln.
Sie schlief nicht, sondern sah die ganze Fahrt aus dem Fenster und sie sah, wie wolkenfrei der Tag war.
Das Diesige der letzten Tage war völlig verschwunden, und die Sonne strahlte über dem Dom, als sie in den Bahnhof zu Köln einrollte.
Und bei der Ankunft entschied sie sich, das Auto nicht nach Blaubach zu kutschieren, sondern eine Zwischenlandung zu machen.
030
Ellie nahm Platz auf der Bank, die nahe dem Eingangstor der Flora lag. Von hier hatte sie einen schönen Blick über die schneebedeckten Rosenbeete auf das große Gebäude, das den Park dominierte.
Das viele Arbeiten der letzten Tage und Wochen hatte ihr gut getan, trotz der Erschöpfung. Und der Besuch bei ihrem Onkel erst recht.
Ihr Schlaf war wieder fest, das Träumen hatte sich aus ihrem Kopf verabschiedet, und sie war nicht mehr ganz so wissbegierig nach dem, was Amadeus geschrieben hatte.
Natürlich würde sie den Rest lesen.
Aber vielleicht nicht mehr ganz so gierig, wie noch vor einem Monat.
Vielleicht lag ja darin der Schlüssel?
Abstand zu finden. Und so wie heute, einfach die Seele baumeln zu lassen und sich selbst Abwechslung zu gönnen.
Sich schlichtweg frei zu nehmen von allen Verpflichtungen und den sonnigen Tag in der Kölner Flora zu verbringen.
In wenigen Tagen würden sie und Gerd sich an das Erkunden der Wand machen, und so wollte sie diesen Tag nutzten, um ihren Akku wieder ganz voll aufgeladen zu haben, bevor sie beide loslegten.
Es waren zwar unglaublich viele Menschen auf
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