Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Testamentum zur Seite und schloss die Augen für eine Weile, um das Brennen darin los zu werden.
Sie dachte über das Gelesene nach und ihr fiel auf, dass etwas anders war seit dem die Gruppe in der Tongrube angekommen war.
Einerseits schilderte Amadeus eine Art Gruppenbildung, der Leute, die auch schon in Lurdendorp zusammen gewesen waren und zum Anderen, schien diese Infektion oder was auch immer es sein mochte, dass die Menschen wieder auferstehen ließ, sich nicht nur durch Bisse zu übertragen.
Denn der Priester erwähnte keinerlei Verletzung des alten Knechts. Zumindest nicht, soweit sie gelesen hatte.
Wer weiß?
Vielleicht hatte er ja etwas verschwiegen?
Ihr gingen wie immer viele Sachen durch den Kopf, von denen sie aber die meisten Gedanken nicht zu Ende denken wollte, oder es schlicht auch nicht konnte.
Ihr prüfender Blick zur Uhr sagte ihr, dass es noch immer genug Zeit war, sich langsam fertig zu machen, bevor Gerd sie abholen würde.
Und das tat sie ausgiebig und selbstfürsorglich.
Selten hatte sie die Routine im Bad so deutlich gebrochen und sich intensiv auf sich konzentriert, bei der morgendlichen Toilette.
Überhaupt wollte sie alles nun anders angehen.
Intensiver.
Konzentrierter.
Und vor allem: etwas weiter weg von einigen Schriftstücken.
Gerd fiel ihre Stimmung sofort auf, als er sie abholte. Und Ellie flachste herum, dass es wohl niemals passieren würde, dass sie IHN abholen müsste.
Selbst dann nicht, wenn er tags zuvor abgestürzt war, wie an diesem Morgen.
Beim Frühstück, ließ sie ihn teilhaben an ihrer Idee, sich zurückzuziehen. Zumindest von dem Teil der Arbeit, der direkt mit den Schriften zu tun hat.
Selbst das Konservieren und katalogisieren wollte sie komplett auf Gerd abwälzen.
Er nickte das zwar ab, war sich aber direkt klar, dass er nur grobe Arbeit verrichten würde im Vergleich zu seiner Kollegin, denn was den Umgang mit empfindlichem, altem Material anging, war sie ihm haushoch überlegen.
Das war auch einer der Gründe für ihre Arbeitsteilung, bei der ihr fast immer diese Arbeiten zuteilwurden.
Natürlich wurde dadurch die Kluft zwischen den Fähigkeiten der Beiden immer breiter, was aber nie zu einem Problem führte.
Bis jetzt.
Obwohl keiner der Beiden es als Problem bezeichnet hätte. Vielleicht als Problemchen. Oder als kleine Schwierigkeit.
Elvira stürzte sich voller Energie auf den unangenehmsten Bereich ihrer Arbeit:
Den bürokratischen Teil.
Rechnungen, Papiere, noch mehr Rechnungen, Quittungen, Listen, Mahnungen und wieder Rechnungen.
Plötzlich fiel ihr auf, dass sie das alles viel zu lange hatte schleifen lassen.
Ihr Blick verfinsterte sich etwas bei dem Haufen an Papier, den sie in dem, was sie so Büro nannten, aufgestapelt hatte.
Ihre Gefühle waren gemischt und schwankten zwischen ‚Das schaffst du nie‘ und einem positiveren ‚Auch die längste Reise fängt mit einem einzigen Schritt an.‘
Sie nahm Anlauf und warf sich in die Arbeit.
Voller Elan und Einsatz durchforstete sie die Unterlagen, die sie zu sortieren, sichten und abzulegen hatte.
Rechnungen mussten bezahlt, die Bilanzen geführt werden.
Sie arbeitete konzentriert und lang.
Jeden Tag.
Jeden Tag bis spät abends.
Jeden Tag, bis ihr fast die Augen zufielen.
Und sie stand immer wieder früh auf. Anfangs mittels eines dieser Wecker, die einen mit Licht aufwecken sollen, dass man sich erholter fühlt. Später jedoch von ganz alleine.
Ihr Körper nahm die Kur an, auch wenn sie sich permanent müde fühlte.
Ihre Nächte wurden ruhiger.
Sie schlief zwar noch nicht völlig ungestört, aber sie träumte und blutete nicht mehr.
Das war sofort weg, nachdem sie entschieden hatte nicht mehr zu lesen.
Sie träumte noch, aber es war mehr eine Art Verarbeiten dessen, was sie bereits geträumt hatte.
Es gab fast nichts Neues in ihren nächtlichen Erscheinungen.
Zumindest nichts, was sie als in irgendeiner Art als wertvoll erachtet hätte, oder als wert sich auch im Wachen daran zu erinnern.
Die Arbeitswut hatte natürlich nicht nur positive Seiten.
Sie schwächelte etwas. War dauernd müde, aber das war immer noch besser, als zu träumen.
Gerd musste sie mehr als einmal aus den Papieren befreien, in den Wochen nach ihren letzten gelesenen Zeilen des Testaments.
Einmal war er so verärgert, weil er zum dritten Mal in ihrer Tür stand und dasselbe genervte „Ich bin gleich durch hier, G.“ zu hören bekam, dass ihm der Kragen platzte.
„Du kommst jetzt raus da. Und ohne Widerworte, sonst fackele
Weitere Kostenlose Bücher