Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Weiber sich anschickten, etwas zu Essen zuzubereiten.
Sie untersuchten die Satteltaschen, die Leon und Matthes mitbrachten und fanden altbackenes Brot, sowie die eine oder andere kleine Räucherwurst.
Wenigstens etwas, wenn es auch nicht viel war.
Jacob humpelte mehr, als er ging. Die Feuchte in der Grube tat seiner Hüfte scheinbar sehr unwohl.
Matthes jedoch war flinken Fußes, und so sammelten sie beide doch recht schnell eine erhebliche Menge an Feuerholz zusammen, mittels dessen wir gedachten eine Brotsuppe zu kochen.
Wir hatten den Gedanken an den Karren schon fast gänzlich beiseitegeschoben.
Ich kann mich jedenfalls nicht mehr daran erinnern, dass wir ihn weiter eines Blickes würdigten, sobald die ersten Flammen an den kleinen Kessel schlugen, der zur Ausrüstung des Karrens gehörte.
Der Kessel würde kaum genug fassen um uns alle zugleich zu sättigen, selbst wenn die Suppe dick wäre, was sie aber nicht wurde.
In kürzester Zeit lagen wir im Disput darüber, in welcher Reihenfolge wir zu speisen hätten.
Die Krieger hielten sich für wichtiger, da sie uns beschützen und bei Kräften bleiben müssten.
Ich wies auf die Edle hin, die unsere Höchstgeborene war und die Weiber pochten auf ihr Recht als Weibsvolk, bevorzugt behandelt zu werden.
Wir waren gerade damit beschäftigt uns zu einigen, als ich einen Hieb in der Seite spürte und mich umblickte.
Leon trat aus den Birken, die am südlichen Rand der Grube ihre Wurzeln so tief in den Boden streckten, dass wir sie an den Wänden der Grube heraustreten sehen konnten. Er trug etwas auf den Schultern, was er mit einer Hand festhielt, während er den südöstlichen Weg in die Grube einschlug, um zu uns herunter zu gelangen.
Karolus hatte ihn, wie so oft, zuerst erblickt und mich angestoßen so dass ich mich umdrehen würde.
Ich winkte ihm, und er sah zu uns herab. Er deutete mit seiner Hand, in der sein Bogen lag ein siegreiches Zeichen. Er hielt den Bogen quer in die Luft und ich wusste, dass das, was auf seiner Schulter lag, gewildert war.
Das Jagdrecht lag nicht in Händen der Gemeinen. Auch nicht in Zeiten des Hungers und der Not.
Aber das war ihm damals scheinbar einerlei, denn das wenige Brot und die alten, kleinen Würste, die er und Matthes zusammengetragen hatten würden kaum mehr als einen oder zwei Tage reichen um uns zu ernähren. Nicht wie sie dachten, eine ganze Woche.
Karolus und ich waren zu sehr auf unseren erfolgreichen Jäger fixiert, als das wir merkten was unmittelbar hinter uns geschah.
Johanna, Hermann und Barbara standen direkt neben dem Wagen und nahmen ebenfalls keine Notiz von den Bewegungen auf der Ladefläche. Sie waren, in ihrer stets geheimnisvollen Art, in ein Gespräch vertieft, welches sie zu sehr vereinnahmte.
Jacob und Matthes, schürten das Feuer und ließen die Suppe heiß und heißer werden, so dass uns der Duft langsam in die Nase stieg.
Die Freiin war mit Clara in der kleinen Hütte und Adelheid stand in deren Tür und starrte auf sonderbare Weise an uns vorbei auf den Karren, und doch zeigte ihr Kopf in Richtung Leonhardt.
Sie schien mir wieder so zwiegespalten, jetzt, wo ich erneut darüber nachdenke, nach all den Jahren.
Aber dennoch war es Leonhardt, der als erster das Geschehen überblickte.
Hansz bewegte sich.
Und, wie Leon mir später berichtete, er erkannte an seiner langsamen unrunden Art und daran, dass er die Arme wie ein Schlafwandler hob, was mit ihm geschehen sein musste.
Als er dann die Augen des Mannes sah, war ihm klar, was er zu tun hatte. Und dies möglichst schnell.
Ich erkannte noch wie Leonhardts triumphaler Blick mit dem er ankam, einem überlegenden und zweifelnden wich, als er uns näher kam.
Er warf plötzlich in einem Schwung das Reh nach hinten von der Schulter, hob den Bogen an und seine freie Hand legte im selben Moment schon den ersten Pfeil auf die Sehne.
Den Bogen ausziehen, Anvisieren des Zieles und Freigeben des Pfeiles, war eine Bewegung.
Kaum einen Atemzug später surrten Federn durch die Luft und ein krachendes Geräusch verriet mir, dass Knochen brachen.
Das Metall der Pfeilspitze hatte sich quer durch einen Arm, den Brustkorb und wieder hinaus in den anderen Arm gebohrt und dabei mehrere Knochen zertrümmert.
Es war eine dieser Spitzen, die für Kettenhemde oder Rüstungen gedacht waren. Lang und spitz, so dass sie sich einbohrten, statt von der Schutzkleidung gestoppt zu werden.
Hansz wurde durch den Pfeil an einen der Eckpfosten des Wagens genagelt, der neben der
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