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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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sich vor dem Kampf gedrückt hatte.
‚Die Tonstecher, oder? Sie sollen in Nord und Süd Wache stehen, während wir uns beraten in der Schänke.‘
    Und so geschah es dann auch.
Wir zogen in den Dorfkrug und Hans und Wolff, die beiden Tonstecher, standen in den Abend blickend, mit einer Pike in der Hand, Wache.
Sie fürchteten sich, während wir in der Schänke einen Beschluss zu fassen hatten.“

039
     
    Ellie konnte nicht mehr lesen. Ihre Augen waren zu müde. Sie war zu müde.
Es war nach den Stunden des konzentrierten Entzifferns, der teils sehr verschnörkelten Buchstaben und der toten Sprache, nur noch eine Qual, dem zu folgen, was der Pfaff niedergeschrieben hatte.
Er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben sauber zu schreiben, aber wie er sagte, rannte ihm die Zeit davon und man merkte, dass er die Schreibgeschwindigkeit erhöhte.
Mit jedem neuen Abschnitt wurde es schwieriger und anstrengender.
    Fast so, als spüre er eine Art Deadline. Auch, wenn das Wort in diesem Zusammenhang eher makaber wirkt.
Der Tag war vorüber und es war, ohne das Elvira es bemerkt hätte, dunkel geworden.
Sie blickte auf ihr Mobiltelefon und fand die Nachrichten ihres Kollegen, der sich nach ihrem Befinden erkundigte. Vier mal.
Und danach, ob sie, und wenn sie, wann sie, zusammen speisen würden. Drei mal.
    Sie antwortete ihm in kurzen Worten, dass sie schlichtweg zu erschöpft sei und außerdem auch in keiner Weise hungrig.
Natürlich hätte ihr die soziale Interaktion gut getan, weil es sie aus ihren Gedankenströmen gerissen hätte.
Nur war sie sich nicht sicher, ob sie genau das überhaupt wollte.
Vielleicht wollte sie sich ja eingraben.
„Ellie ist dem so?“, fragte sie sich selbst.
    Sie blieb sich die Antwort schuldig.
    Sie war sich allerdings auch bewusst, dass es kaum sinnvoll war sich ausschließlich mit den Schriften zu befassen. Dann würde sie völlig abwandern und vielleicht den Bezug zur Realität komplett verlieren. Zumindest befürchtete das ein Teil in ihr.
Das Teufelchen auf ihrer Schulter dachte da natürlich anders.
    „Fernsehen, Ellie. Versuch doch zu entspannen beim Fernsehen.‘ schlug das rote Männchen mit dem Pferdefuß vor.
Natürlich nicht ohne Hintergedanken.
    Eine Idee, die Elvira nicht einmal abwegig fand. Sie versuchte ein, für sie möglichst anspruchsloses Programm zu finden, und wurde auch fündig.
Eine dieser grenzdebilen Castingshows musste herhalten, um ihr Hirn zu berieseln.
Sie starrte zwar auf den Bildschirm, nahm aber das Geschehen kaum war. Die markigen Sprüche der Juroren und die Darbietungen, waren ihr einerlei.
Sie ließ das Geflacker der Farben auf sie einprasseln, wie einen warmen Sommerregen, und genoss die Abwesenheit der Welt.
Sie starrte nach einer Zeit durch den Bildschirm hindurch und fokussierte irgendeinen Punkt weit, weit hinter dem TV Gerät.
Ihr Kopf war leer und der Teufel rieb sich die Hände.
Er hatte wieder gewonnen.
Sie war geradewegs auf dem Weg ins Traumland, wo schon ein neues Erlebnis auf sie wartete.
Elvira merkt nicht einmal, wie sie hinüberglitt und am frühen Abend den Strapazen des Lesens erlag.
Sie schlief einfach ein und selbst die unbequeme Haltung im Sessel des Zimmers, machte ihr nichts aus. Zumindest nicht jetzt. Morgens würde sie es hassen, dass sie so die Nacht oder wenigstens einen Teil davon, verbracht hatte.
    Die Stimmen im TV verblassten zunehmend und es schloss sich eine Stille um sie herum.
Dunkelheit umfing sie, und sie blickte in reine Schwärze, egal wohin sie sich wendete.
Ihre Augen wanderten schnell, als wolle sie nicht den kleinsten Lichtstrahl verpassen, der sich zu ihr verirren würde. Sie blickte in alle Richtungen, aber es gab nichts außer einem tiefen, dunklen, lichtlosen Schwarz.
Bis sie leise eine Stimme vernahm.
    „Ich sang, wie ich es schon hundert Mal getan hatte, doch der Graf war dieses Mal nicht bei mir.
Ich konnte ihn nicht fangen mit meinen Liedern.
Welcher Art sie auch waren, er kam nicht zu mir. Ich brach den Bann nicht, der ihn fern hielt von meiner Kunst.“
    Das Licht kehrte mit Wucht zurück und blendete sie fast. Sie blinzelte kurz und der Kopf, den sie sah, kam ihr bekannt vor. Als sie Hermann vom Broich erkannte, konnte sie auch die Stimme wieder zuordnen. Das Licht hatte sich gelegt und sie erkannte, dass es abends war.
Sie sah sich um, und inmitten eines Kreises aus den ihr bekannten Leuten in der Tongrube, brannte ein kleines Feuer.
Der Sänger nahm einen Schluck aus einem Becher und wischte sich das

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