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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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überbewertet .“, scherzte sie mit sich selbst und nahm sich die nächsten Blätter vor.
Sie warf die Bettdecke zurück, machte es sich bequem, ohne sich umzuziehen und schüttelte ihr Haar, um es zu lockern.
Eine typische Bewegung für sie, der zumeist eine Vorwärtsbeugen des Kopfes folgte.
So verharrte sie, wie auch in diesem Fall, für einige Sekunden und warf dann voller Elan ihre Frisur in einem Bogen nach hinten.
Einerseits war es eine Art Aufbruchssignal für sie selbst, und zum anderen lockerte es, ihre doch immerhin schulterlangen Haare ausreichend auf, um nicht störend an ihrem Kopf zu kleben.
Etwas, das sie maßlos hasste.
Ihrer Handschuhe hatte sie sich in der Zwischenzeit nicht einmal entledigt, fiel ihr auf.
Sie musste darüber lächeln, als sie anfing zu lesen.
    „Den ganzen Winter über blieb es ruhig im Hoff zu Wanda. Wir mussten von Niemandem mehr Abschied nehmen und die Köhlerfamilie brachte junges Leben in die Burg.
Der junge Leonhardt brüllte bisweilen, dass wir Angst hatten, die Steine würden sich lockern.
Aber immerhin war es nicht das Schreien sterbender Menschen, wie es im Gilbhart gewesen war.
Es war uns möglich Holz zu fällen, das wir dringend benötigten und Wolfgang schlug mit Martinus Bäume, dass es eine Freude war, ihnen zuzusehen.
Die Späne flogen im Nu im hohen Bogen durch den angrenzenden Wald im Norden des Hoffs, und Leonhardt stand mit Jacobus und Matthes sichernd und scherzend daneben.
Keines der Monster ließ sich blicken, während Stamm um Stamm fiel.
Der letzte Zwischenfall mit den Wiederkehrern war noch vor Clemens. Wenn ich mich recht entsinne mag es um Albert 57 gewesen sein, wo die Frau gebissen wurde, die bis dahin von der Pestis genesen war. Ihr erinnert euch gewiss.
Das Fieber, dass die Untoten tragen, raffte sie in nur zwei Tagen dahin und sie brannte nur zwei Tage danach in der Vorburg zu Asche, die der Wind über die Felder Wandas trug.
Es war eine beinahe friedliche Zeit, die uns erinnerte an die Zeit, in der die Welt sich normal bewegte. Die Zeit, in der jeder Mensch seinen Stand hatte, seine ihm zugedachte Aufgabe erfüllte und sein Tagewerk verrichtete so gut es ihm möglich war.
Ich bemerkte, wie Adelheid sich rührend um den jungen Leonhardt bemühte. Sie half Maria, wo sie konnte und sie sah den Sprössling mit sehnsüchtigen Augen an.
Und oft sah ich diesen Blick auch an ihr, wenn sie den älteren Leonhardt anblickte. Es war nie für lange Zeit. Ihr Blick ging schnell gen Boden oder in gänzlich andere Richtung, wenn jemand sie ansah, aber sobald sie sich unbeobachtet wähnte, genoss sie seinen Anblick.
Jedoch sah ich solchen Blick auch an der Freiin und ich biss mir auf Zunge und Lippen um kein Wort über die Eine oder Andere zu verlieren.
Die Niedere hätte mir die Augen ausgekratzt, die Edle vermutlich schlimmeres angetan.
Aber wo die Handwerkerstochter nur Augen für unser Lager, die Kranken oder Leonhardt hatte, beobachtete die Freiin auch sie ganz genau. Und es schien ihr ganz gewiss nicht zu gefallen, was sie in Adelheids Augen sah.
    Ich verbrachte Zeit in der kleinen Kapelle, wie ich es schon lange angedacht hatte.
Wir feierten das Christfest im Haupthaus, wo wir uns sogar in der großen Halle einfinden durften, in der nicht nur ein Feuer brannte, sondern gleich drei.
Wir nahmen Platz und wir tranken den letzten Wein, den es gab, aßen frisches Brot, vom geernteten Getreide und es gab Hühner, die von Elisabeth auf verschiedenste Weise zubereitet worden waren.
Nach Art der Reinkaue 58 , eingebacken in Eierkuchen mit Brot und Birne, oder am Spieß gebraten, mit eine Soße aus Mehl, Kraut und Zimmet.
Es gab Hechtpastete und Wildragout, dazu Neunaugen und gesottenes Schwein.
Es war kein opulentes Mahl, wie es die Herren zu solchen Festen genossen, aber es war dennoch sehr besonders. Für uns alle.
Es war auch das letzte Mal, dass wir Fleisch auf dem Tisch sahen, bis zum neuen Jahr, das wir das dreizehnhundertfünfzigste nannten.
    Am Ende des Hartungs 59 kam endlich sogar eine Lieferung aus dem heiligen Köln zu uns, die außer Kohle, Leinen und anderen Stoffen auch Wein, Fleisch, Hühner und Metall brachte. Der Bote, den die Freifrau gesandt hatte, ritt dem Lieferzug voran, wie ein eitler Gockel.
Stolz und voller Selbstsicherheit brachte er die Lieferung ans Ziel, um gesenkten Hauptes davonzuschleichen, nachdem er den Weg des Vogtes gekreuzt hatte.
So stolz der junge Bote auch gewesen war, Kuntz zeigte ihm in wenigen Sätzen, wo sein Platz im

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