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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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Gefüge Wandas war und er zog sich mit hängenden Schultern zurück.
Ich habe es oft bemerkt, dass die größten Despoten die sind, denen das kleinste Hirn zuteil geworden war. Als ob sie auszugleichen versuchten, was ihnen an Denkvermögen nicht gegeben war.
Jedoch war dies bei Kuntz nicht der Fall, denn er war kein tumber Mensch, und er hatte es nicht nötig sich aufzuplustern wie ein werbender Pfau, denn sein Stand in der Feste war gefestigt. Er tat seine Arbeit wohl, und die Herrin hatte keinen Grund zur Klage.
Wenn man jedoch die anderen Bewohner des Hoffs gefragt hätte, hätte das Bild das gemalt werden würde, sicherlich gänzlich andere Züge bekommen.
Vielleicht war Kuntz auch einfach einer dieser Menschen, die sich selbst für geringer halten, als sie es sind, und die schlicht Spaß daran haben, alle die zu treten und zu piesacken, die sich nicht wehren können.
Ein Wolf unter Schafen.
Vielleicht mit kurzen Zähnen, aber ein Wolf.
    Aber es kommt in eines Jeden Leben der Tag, an dem sich zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt wurde.
Es sollten keine sechs Wochen mehr ins Land ziehen, bis wir merkten, dass Kuntz mehr aus Holunder, denn aus Eiche war.
Aber ich will nicht vorgreifen.
In dieser ruhigen Zeit des Hartungs, in der wir uns des Lebens, so wie es war, freuen konnten, kam ein Bote zu uns, der uns mitteilte, dass der Herr der Feste nicht wie gedacht zum Ende des Hornungs 60 erscheinen würde, da er dringliche Geschäfte zu tätigen hätte, die uns nicht näher erklärt wurden.
Aber der puterrote Kopf der Herrin schien mir sehr deutlich etwas zu sagen. Ich, und nicht nur ich, hörte sie in ihren Gemächern toben. Sie schimpfte und wetterte, wie ein Waschweib. Sie warf Gläser und Teller durch ihr Gemach, und sie schien sich nicht beruhigen zu wollen. Oder zu können.
Auch als die Freiin sich Einlass verschafft hatte, wurde ihre Laune kaum besser, jedoch sank ihre Stimme, dass wir nicht alles mitanhören mussten.
Da also nun, auf unbekannten Zeitpunkt hinaus gesehen, niemand von Rang vor Ort sein würde, war es erneut an der Zeit für die beiden Führernaturen, sich zu streiten.
Es war soweit, dass die Freifrau ihre eigene Wut in Zaum halten konnte, bis sie die beiden Diskutierenden wieder einmal trennte.
Dieses Mal, wies sie an, dass der Vogt die Belange innerhalb der Burg betreuen würde, und Leonhardt sich um all das kümmern solle, was sich vor den Mauern der Feste abspiele.
Ein undankbares Geschäft, wie ich es nenne, denn mit so wenigen Kriegern die Feste oder deren Bewohner zu schützen, und dabei die Mauern verlassen zu müssen war eine Aufgabe, die kaum zu stemmen war.
Nun war es so, dass mit dem Boten auch die Seuche zu uns zurückkam. Und ebenso die Wärme, die wir auf eine Art vermisst hatten, die aber auf der anderen Seite wohl auch die Seuchen weckte.
Denn nicht nur die Pestilenz holte aus um uns zu schlagen, sondern auch die Wiederkehrer kehrten wieder.
Oh, welch grausames Wortspiel.
Es war, als wären sie über Christmond und Hartung steifgefroren gewesen und nun, da die Sonne ihre Kraft wiedergewann, erhoben sie sich erneut um uns zu jagen.
    Wie einst der gute Walther von der Vogelweide sang, dass uns der Winter geschadet hat, so war es auch Hermann vom Broich, der uns seine Worte mit düsterer und trauriger Stimme darbrachte.
    Uns hât der winter geschât über al:
heide unde walt sint beide nû val,
dâ manic stimme vil souze inne hal.
saehe ich die megde an der strâze den bal
werfen: sô kaeme uns der vogele schal.

Möhte ich verslâfen des winters zît!
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
weiz got er lât ouch dem meien den strît!
sô lise ich bluomen dâ rîfe nû lît.“
    Ellie stutzte, denn der Text des Sängers war in mittelhochdeutscher Sprache geschrieben, im Gegensatz zu dem sonstigen Latein, was ihr ein erhebliches Maß an Konzentration abverlangte, um es zu übersetzen.
Das Umschalten zwischen zwei Sprachen, von denen keine mehr geläufig ist, war für sie ein echtes Problem.
Aber sie übersetzte den Text, den sie wohl schon irgendwo und irgendwann einmal aufgeschnappt hatte, dem sie aber bis jetzt nie eine tiefere Bedeutung beimaß.
    Uns hat der Winter geschadet überall:
Feld und Wald, die sind beide jetzt fahl,
wo [früher] viele Stimmen fanden lieblich ihren Hall.
Sähe ich doch die Mädchen auf der Straße den Ball
werfen! So käme er uns wieder, der Vögel Schall.
    Könnte ich doch verschlafen die

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