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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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Sie waren zu sehr versunken in ihre Schriften, die sie studierten und kopierten.
Der Abt begrüßte mich wortkarg und rief mich tags darauf zu einem Gespräch, in dem ich ihm schildern musste, was geschehen war, denn man hatte mich für tot gehalten.
Der Bote aus Wanda, der gesandt wurde, hatte Blaubach nie erreicht.
Ich erklärte dem Abt, warum ich in Wanda bleiben musste für so lange Zeit.
Ich sprach mit den Worten des Freiherren zu Wanda und erzählte ihm mit bunten Phrasen, wie sehr das Krankenlager in diesem Ort von Nöten war und das niemand anderes sich so sehr wie ich auf den Glauben an Gott gestützt habe, und deshalb der Richtige war, um dort Dienst zu tun.
Ich erwähnte sogar die Italiener, denen nicht einmal die Nähe zu den Gebeinen der heiligen drei Könige, Linderung verschafft hatte.
Ich erfand ein Märchen über meinen fehlenden Finger, den ich statt durch Karolus, durch einen tobenden Hund verloren hatte, denn dass ich an der linken Hand nur mehr vier Finger hatte, fiel dem Abt sehr wohl gleich auf.
Aber er merkte nicht, wie weit weg ich an diesem Tage von Gott wirklich war.
Meine Zweifel warfen mich zu dieser Zeit fast täglich auf die eine oder andere Seite des Glaubens oder Unglaubens.
Erstaunt blickte der Abt mich an, und er begrüßte mich daraufhin erneut zurück in Blaubach. Dieses Mal jedoch ehrlich und herzlich.
    Nun, da ich alt bin, und auch in gewisser Art weiser und gelehrter geworden.
Nun erkenne ich so vieles, was mir damals verborgen blieb.
    Ich erkannte damals nicht, dass ich es war, der die beiden Wellen auslöste, die durch Blaubach gingen.
Denn es starben im Abstand einiger Jahre mehrere der Brüder an einem Fieber, dass ich nur zu gut kannte.
Heute weiß ich es, dass ich es war, der ihnen die Krankheit brachte.
Denn obwohl ich selbst nicht daran erkranken konnte, so war ich doch derjenige, der sie sehr wohl weiterzugeben vermochte.
Beide Male war es mein Blut, das meine Brüder umbrachte und auch wieder auferstehen ließ.
Denn ich war unrein.
Gezeichnet von Satan oder einer anderen Kreatur, die sich unserem Heil entgegenstellt.
Über zwanzig Jahre sind seit dem in unser schönes Rheinland gezogen und ich erinnere mich jetzt besser daran, als ich es jemals tat.
Ein einziger Tropfen meines Blutes, der in den Kelch mit Wein floss.
Ein einziger Tropfen, der den Messwein vergiftete und dafür sorgte, dass acht meiner Brüder den Tod der Wiederkehrer erlitten.
Ein einziger Tropfen der sich aus meinem Finger quälte und den silbernen Rand des Bechers hinunterrann. Ein einziger Tropfen, brachte den Tod zu meinen Brüdern.
Ich brachte ihn.
Qualvolles Sterben und Hilflosigkeit unseres Frater medicus, waren das, was ich dem Kloster gab.
Ich versuchte immer wieder Bruder Paulus darauf hinzuweisen, dass ich diese Krankheit kenne, aber er wies mich von dannen und schwor auf das Gebet, von dem ich wusste, dass es nutzlos sein würde.
Keiner der acht, überlebte den dritten Tag und das einzig Gute, dass ich mir zuschreiben darf ist, dass ich Bruder Paulus überreden konnte, die Leidenden fest zu binden.
Als sie wiederkehrten, bot sich den Brüdern ein unbekanntes Bild des Grauens, das ich schon hunderte Male gesehen hatte.
Der Abt entschied schließlich, dass nach meinem Wort zu handeln sei, da ich die Krankheit kannte, und so brannten die Brüder Tags darauf, vor der Mauer Blaubachs.
Meine Tränen flossen so stark, dass man mit ihnen den lodernden Scheiterhaufen hätte löschen können.
    Und nun, muss ich noch kurz vor meinem Lebensabend trauernd bekennen, dass ich erneut meine Unreinheit verbreitete.
Fast einen Monat ist es nun her, und ich finde kaum Worte dafür.
Augustus, der Bruder, der uns unsere Wunden pflegte, versorgte mit seinen alten, rissigen Händen, die meinen, welche ebenso aussahen.
Die Blasen von der Arbeit im Garten öffnete er und ich dachte nichts dabei, bis ich sah, dass er ebensolche Wunden besaß, und sich der wässrig blutige Inhalt der meinen, über seine Hände ergoss. Er zuckte kurz, sehr kurz.
So kurz, dass es jeder Andere für Nichts gehalten hätte, vielleicht für das senile Zittern, dass so viele von uns befiel.
Aber ich sah es dennoch, durch meine alten Augen.
Die Krankheit fraß sich innerhalb eines Tages durch ihn hindurch.
Erst war es nur ein Unwohlsein, dann eine Wärme die immer stärker wurde und zu einem Feuer heranwuchs, dass ihn zu verbrennen schien.
Ich hörte Bruder Augustus in seiner Zelle, neben meiner, schreien und stöhnen vor Schmerz. Ich

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