Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
massiv nicht“ , dachte Elvira. Sie war komplett verwirrt und es kostete sie wirklich Kraft, nicht laut zu schreien, sondern sich das letzte Blatt des Testamentum Amadeii herzunehmen und es zu lesen.
Sehr viel Kraft.
„Ende des Bracherts erklang vor dem Tor ein, den Menschen aus Wanda wohlbekanntes, Signal.
Der Freiherr kehrte zurück und wurde überschwänglich begrüßt.
Endlich war die Rettung da. Endlich würde alles besser werden. Endlich dies, endlich das, endlich.
Diese Narren.
Ihre Retter waren schon lange vor Ort und sie hatten ihr Bestes gegeben, um sie am Leben zu erhalten. Ohne Leonhardt, ohne Adelheid, ohne mich, die Recken aus Neuenberge, Jacob, Matthes und all die anderen, wäre Wanda schon lange dem Tode geweiht gewesen.
Desgleichen gilt auch für Hergendorf und die anderen Dörfer umher, die unsere Kämpfer besuchten.
Der Freiherr ritt ein, wie es nur ein Edler kann. Stolz, aufrecht und unnahbar.
Das Gesetz in persona kam in die Feste und sein Blick, der umherging verfinsterte sich sofort, als er schon in der Vorburg die Reste der Scheiterhaufen sah. In der Hauptburg sah er sofort die Umbauten am Lager und sah, dass am neuen Haupthaus keinerlei Fortschritte zu sehen waren, die seiner Abwesenheit entsprochen hätten.
‚KUNTZ!‘, war das erste Wort, was über seine Lippen kam, noch bevor sein Weib ihn begrüßen konnte.
Der Vogt sprang vor und begrüßte seinen Herrn untertänigst.
Er brüllte den Vogt an, was denn hier in Teufels Namen los sei und Kuntz versuchte das Gemüt seines Herrn zu kühlen, in dem er ihm genau schilderte, wie es in den letzten Monaten um Wanda und die gesamte Umgebung bestellt war.
Er stieg von seinem Pferd ab, gab dem verstörten Vogt die Zügel in die Hand und wartete nicht das Ende seiner Schilderung ab, sondern ging forschen Schrittes zum Haupthaus und brüllte ‚WEIB! Zu mir!‘ in einem Ton hinein, der auf einem Excerzierhof üblich gewesen wäre.
Ich kannte den Freiherren schon lange, und seine aufbrausende, ungezügelte Art ebenso.
Aber dennoch war er an diesem Tag derart in Wut, dass ich es nicht wagte ihn zu begrüßen.
Sollten sein Weib und seine Nichte doch dafür sorgen, dass sein Gemüt wieder zu seinem üblichen Zustand fand.
Die Ritter und anderen Bewaffneten, die seinen Tross bildeten – es waren gut Zwanzig an der Zahl, so ich mich erinnern kann- saßen ab und versorgten die Tiere in dem Teil des Stalles, der noch übrig war.
Viele wurden begrüßt und einige nicht, denn ihre Liebsten und Verwandten waren nicht mehr unter uns. Und ebenso suchten auch manche der Menschen in Wanda ihren Erwarteten vergebens, denn wie es hieß hatte Heinrich von Revelen über zehn Männer verloren.
Der Wortschwall, der aus dem Haupthaus zu uns drang, klang kaum ab, und ich hörte nur gelegentlich die sanfteren Stimmen der edlen Frauen dazwischen.
Der Löwenanteil der Zeit, fiel an das Brüllen und Toben des Hausherren.
‚AMADEUS!‘, drang eine Aufforderung nach mir durch eines der Fenster, der ich mich nicht entziehen konnte, wollte oder durfte.
Ich ging eiligen Schrittes hinein und fand den Freiherren mit immer noch wutrotem Kopf in den Gemächern seines Weibes vor.
‚Ihr habt gerufen, Onkel?‘, fragte ich schüchtern. Er war nicht mein Onkel, aber ich war es seit Kindeszeit gewohnt, ihn so zu nennen.
Seine Stimme senkte sich ein wenig und er fragte mich direkt ohne Umschweife:
‚Stimmt etwas von dem, was mir das Weibsvolk hier erzählt?‘
‚Ich befürchte, dass alles wahr ist, was sie erzählen, Onkel. Aber wenn ich erfahren würde, was sie euch zu Ihren gaben, könnte ich es bestätigen‘
‚Sie erzählten von zwei Seuchen die hier toben und dass wir im Hoff die Kranken der Umgebung aufnehmen, bis sie sterben.‘
‚Oder genesen. Ja, da ist in der Tat so.‘
‚Und dass es Auferstandene von den Toten gibt, die uns nach dem Leben trachten? Wer soll denn dieses glauben, Junge?‘
Er nannte mich immer noch Junge, trotz dass ich fast fünfzig Lenze zählte zu dieser Zeit.
Er war nur zweiundzwanzig Jahre älter als ich und Kristina sein zweites Weib, die erheblich jünger war, als er. Etwas, was bei den von Revelens in der Ahnenlinie lag. Alle seien Vorväter hatte mehrere Frauen und auch oft Kinder von diesen, so dass die Geschwister zum Teil weiter auseinander lagen in ihren Jahren als er und ich.
‚Oh, auch das entspricht der Wahrheit. Ich selbst bin dem Tod durch diese Wesen mehrfach nur knapp entronnen. Wenn Leonhardt und seine Mannen nicht gewesen
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