Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
wie ich war, dass ich in meiner klösterlichen Ausbildung genug gelesen, gesehen und gehört hätte, um zu wissen.
Zu wissen, wie unsere Welt funktioniert. Wie sich die Rädchen, gleich einem Mühlwerk ineinandergreifend, gegenseitig antreiben. Wie sich Lust und Gier in stetem Kampf gegen Frömmigkeit und Gottesfurcht befanden.
Aber auf der kurzen Reise von unserer Lagerstätte nach Hergendorf fiel mir auf, wie wenig ich wirklich ahnte.
Auch, wenn ich nicht überzeugt war, von dem was Luciano mir berichtete.
Auch, wenn ich ihm nicht gänzlich glaubte.
Auch, wenn ich nicht bereit war mein bisher erlerntes Wissen in Frage zu stellen.
Dennoch war der Zweifel gesät.
Und er keimte in mir.
Und als wir in Hergendorf ankamen schlug der Spross seine Wurzeln in den Boden.“
Ellie rieb sich die Augen und grübelte.
Ihr war klar, dass sie das, was Amadeus beschrieb selbst gesehen hatte.
Gesehen, mag das falsche Wort dafür sein, denn es war ja im Traum. Aber dennoch hatte sie es wahrgenommen, als wäre sie selbst anwesend gewesen.
Der Zwischenfall auf dem Friedhof ist passiert?
Wesen die Gräbern entsteigen?
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Ganz und gar nicht.
Natürlich fesselte sie das, was sie las.
Natürlich widmete sie ihm vermutlich zu viel Aufmerksamkeit.
Und natürlich konnte es passieren, dass ihr die Arbeit ins Bett folgte und dort weiter beschäftigte.
Selten, aber es passierte.
Aber das hier war anders. Gänzlich anders. Beängstigend und faszinierend zugleich.
Die Frage war nur: „Was mehr?“
Plötzlich schossen ihr so viele Gedanken durch den Kopf.
„ Was wäre wenn ?“ und „ Wie war es wirklich ?“ gefolgt von „ Wie geht es weiter ?“.
Ein „ Was, wenn er recht hat ?“ blitzte kurz nach einem „ Wie kam es dazu ?“ auf und verlosch gleich wieder.
„Wo ist dieses Dorf?“ und was sie wohl unbewusst am meisten beschäftigte war die Frage „ Wer war dieser Amadeus und wie konnte er so schreiben, dass ich Dinge sehe ?“
Die Antworten lagen vermutlich in den Texten.
Ellie hatte noch eine weitere Rolle in ihrer Kiste, in der sie die Fundstücke aufbewahrte.
Das Pergament, was sie zuletzt las, war nicht einmal zur Gänze beschrieben.
Wieder ein ungewöhnlicher Fakt.
Entweder war der Verfasser reich und/ oder dekadent, wovon aber bei einem Priester nicht auszugehen war, oder er musste unter Druck schreiben. Unter Zeitdruck, oder im Geheimen.
Wer konnte das sagen?
Eine weitere Rolle noch.
Sie schwankte, ob sie noch lesen oder zu Bett gehen sollte.
Ein Blick auf die Uhr gab ihr den letzten Ruck. Noch war Zeit genug.
„ Etwas Müdigkeit bringt dich nicht um “ dachte sie, und nahm einen Schluck aus ihrem Weinglas.
Vorsichtig legte sie das zuletzt gelesene Pergament in die Ruhebox zurück und nahm das letzte vorhandene heraus.
Sie breitete es aus und begann zu lesen.
Sie nahm nicht einmal mehr wahr, wie ihre Augen den Fokus verloren.
Kaum dass sie über die erste Zeile des Textes hinaus war, verschwammen die Buchstaben.
Ihr Körper begrüßte den einsetzenden Sekundenschlaf, und alles in ihr bereitete sich darauf vor in Somnus 11 Arme zu sinken.
Ihr Kopf sank langsam und bedächtig auf die Tischplatte und trotz der Beleuchtung schwanden ihr die Sinne.
Ihre Augen verdrehten sich, schlossen sich und bewegten sich weiterhin.
Ihre Muskeln und Sehen würden ihr die unbequeme Schlafhaltung sicherlich nicht danken, aber die Anstrengungen der letzten Tage waren einfach zu viel.
Nicht einmal die körperlichen Strapazen machten ihr so zu schaffen. Vielmehr waren es die Dinge in ihrem Kopf, die sie so auslaugten.
Arbeiten, graben, schuften, malochen. Das machte ihr nicht viel aus.
Zwar mehr als in jungen Jahren, aber dennoch war selbst schwere körperliche Arbeit nicht in der Lage, sie klein zu kriegen.
Sie wuchs an den Aufgaben.
Jedoch war es scheinbar anders, wenn ihr Kopf keine Ruhe fand.
Nächte ohne Ruhe, Tage voller Probleme und Rätsel?
Das brannte sie langsam aus und ihr Körper holte sich das zurück, was er brauchte.
Oder besser gesagt:
Er versuchte es zumindest.
012
Ellie fand sich nicht wirklich zurecht, dort wo sie war.
Alles schien ihr so unwirklich zu sein. Auf eine Art fremd und doch wiederum vertraut.
Im Licht einer blutrot untergehenden Sonne erschien ihr der Raum fast geisterhaft.
Klein und hölzern mochte es wohl mehr eine Kammer sein, als ein Zimmer.
Kein Kamin war hier zu finden, kein Bett oder Schrank. Lediglich eine Art Pritsche stand in einer Ecke des Raumes im
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