Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
schon bei ihrem Digestif war. „Ja. Schrift anders. Ja. Stimmt. Ein anderer Verfasser. Das dachte ich auch“ stimmte er zu, nachdem er sich sortiert hatte.
„Und die Schrift kommt mir sehr bekannt vor. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das die Schrift eines gewissen Priesters aus Blaubach, dessen Werk wir grade einpacken und sichten.“
„ Und lesen, und uns darüber wundern, und in dessen Bann wir gezogen werden, und das uns verrückte Dinge träumen lässt. “ dachte sie, ohne es auszusprechen.
011
Endlich kam Elvira zur Ruhe.
Der Stress des Tages fiel von ihr ab und nun, nach dem abendlichen Essen, war es ihr möglich sich wieder mit den Texten des Amadeus zu befassen.
Sie war immer noch äußerst verwirrt, wegen Gerds Fund. Diese Wand würde gewiss noch etwas offenbaren, sobald sie geöffnet sein würde. Aber bis dahin gab es noch genug andere Rätsel zu lösen.
Hergendorf, Wanda, die Lagerlisten, das lose Blatt mit den kryptischen Einträgen und vor allem dieses ominöse Testamentum.
Was mochte es damit auf sich haben?
Wie löste es solch komische Träume aus und warum ausgerechnet bei ihr?
Sie schob diese Gedanken beiseite und suchte nach der Stelle in den Schriften, an welcher sie las als Gerd sie zum Frühstück abholte und aus ihrer Konzentration riss.
Ihre Blicke eilten über die Buchstaben und blieben am letzten Satz hängen den sie gelesen hatte....
„Er ließ sich nicht besonders darüber aus, wie es dazu kam, dass sie zu dritt den Friedhof beschreiten wollten, aber das Zittern in seiner Stimme verriet mir schon am Anfang seiner Erzählung, dass es nicht einfach nur irgendein Besuch war.
Es war das erste Mal, dass die Italiener auf Wiederkehrer trafen. Hagen führte sie in der sich ankündigenden, aufgehenden Sonne in den Kirchgarten und hieß sie lauschen.
Lauschen nach den Geräuschen, die sich in der morgendlichen Ruhe so gut vernehmen ließen.
Ein Kratzen und Klopfen drang an ihr Ohr und die Neugier siegte über die Furcht.
Die Südländer taten das Ungeheuerliche.
Sie störten die Ruhe der Gebetteten.
Und sie wurden gestraft.
Auch wenn Luciano und ich den Rest des Weges nach Hergendorf in einem Disput darüber lagen, ob man in diesem besonderen Fall die Ruhe der Toten stören dürfe, so konnte er mich nicht von meinem Glauben abbringen, dass er schlicht falsch lag.
Und die Strafe, die beide Männer traf, schien mir nur gerecht zu sein.
Nur um ihre Neugier zu stillen, machten sie sich daran eines der Gräber zu öffnen.
Aber der Herr sandte ihnen eine Prüfung in Gestalt eines Wiederkehrers.
Nicht aus dem Grab, an dem sie sich zu schaffen machten.
Nein, aus einem anderen kroch er heraus und versuchte einen der Männer zu erhaschen.
Um Haaresbreite nur entging Michele dem Biss eines halb verfallenen Etwas, dass seiner letzten Stätte entstieg.
Der Anblick muss wohl fürchterlich gewesen sein.
Derart erschütternd und beängstigend zugleich, dass Signore Saltonato auch nach Wochen und Monaten der Reise nicht in der Lage war, ohne stockende Stimme davon zu berichten.
Das Wesen kroch durch den Boden und befreite sich selbst aus der Kälte des Grabes.
Es versuchte gänzlich zu entrinnen und griff nach den Herren aus Mailand, um sie zu verspeisen, wie er sagte.
Selbst als sich das Wesen selbst zerriss, weil sein Rumpf sich nicht befreien ließ, ließ seine Gier nicht nach. Es schein keine Schmerzen zu spüren, sondern nur Verlangen.
Michele war verdammt dazu, regungslos und erstarrt sein Schicksal anzunehmen, jedoch erschlug der Schmied das Wesen kurz bevor der Händler zur Speise wurde.
Die graue Strähne in Lucianos Haar und Micheles Schweigen sind die Zeugen dieses Vorfalls.
Denn wie er sagte war sein Haar zuvor gänzlich pechfarben und Michele zwar ein eher ruhiger Geselle, aber nicht von solcher Schweigsamkeit wie seinerzeit, als ich ihn kennenlernte.
In sich gekehrt und mit einem Blick, der fast als traurig zu bezeichnen ist.
Das Klacken der Zähne sei ihm eingebrannt, der Anblick der Fratze ihm unvergesslich.
Der entsetzte Blick seines Freundes, der wie zur Salzsäule erstarrt nicht handeln konnte, verfolge ihn des Nachts.
Und das Geräusch, als der Schmied das Wesen erschlug, sei ihm unauslöschlich.
Das knirschend hohle Knochenbrechen, könne er nicht mehr abschütteln.
Jedes Mal, wenn er ein ähnlich klingendes Geräusch vernahm, sah er erneut wie Hagen seinen Freund rettete und wie diesem Tränen der Angst und der Scham aus den Augen rollten.
Ich dachte, vermessen
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