Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Schatten.
Warme, stickige Luft schwebte im Zimmer. Es schien sommerlich zu sein. Vielleicht ein Erkerraum?
Oder weit oben, unter dem Dach?
Vier Personen befanden sich neben ihr selbst darin und schwiegen sich mehr oder minder an.
Wie beiläufig nahm Elvira wahr, dass sie sich wohl erneut in einer längst vergangenen Zeit aufhielt.
Dass sie wieder in ihren Träumen einherwandelte.
Eine der zwei Frauen trug ein Gebende 12 und ihre Kleidung war aus gutem Leinen gewirkt.
Schmuck zierte ihre Hüften und ihre Finger waren beringt.
Auch ihre Haltung ließ vermuten, dass sie nicht aus armem Hause stammte.
Sie hielt die zweite Frau und den jüngeren der Männer an den Händen, und hockte einen kleinen Kreis bildend auf dem Boden.
Ihre Köpfe waren gesenkt und ihre Haltung verriet Demut.
Die zweite Frau war unwesentlich älter aber deutlich einfacher gekleidet. Nicht schlecht oder gar abgenutzt oder zerlumpt.
Nur einfach.
Ein Schapel 13 zierte ihren Kopf und ihre sauberen Schuhe ließen Ellie zu dem Schluss kommen, dass es sich wohl um Dienerschaft oder jemand Bäuerliches handeln musste, der in Sonn- oder gar Feiertagskleidung gewandet war. Elvira schätzte sie auf Anfang ihrer Zwanziger Jahre, jedoch ließen sie Ihre roten, verweinten Augen viel älter erscheinen.
Der Mann in ihrer Runde schaute immer wieder verstohlen in der Kammer umher. Fast so, als sei er noch nie hier gewesen.
Als er aufblickte erkannte die Archäologin wie jung er war. Wenn er denn schon ein Mann war, so konnte er es unmöglich schon lange sein.
Auch er trug Kleidung eines niederen Menschen. Lediglich ein einfacher Gürtel zierte seinen Bauch und seine Bruche 14 schien alt zu sein. Beinlinge fehlten ihm zur Gänze und auch Schuhwerk trug er keines.
Der zweite Mann – ebenfalls inmitten seiner Zwanziger- stand wortlos am einzigen Fenster des Raumes und starrte in Richtung der untergehenden Sonne.
Sein Blick wanderte hektisch von Punkt zu Punkt, als würde seine Aufmerksamkeit immer wieder auf etwas anderes gelenkt.
Er legte die Hände auf den Fensterrahmen und atmete tief durch. Breitschultrig stand er im Gegenlicht. Für damalige Verhältnisse war er recht groß gewachsen. Ellie schätzte ihn auf gut sechs Fuß.
Er trug einen arg benutzten Gambeson 15 und an seinem Gürtel hing ein leerer Köcher quer auf dem Rücken. An seiner Seite baumelte ein schwerer Hammer in einer Lederschlaufe.
Ellie erkannte Verkrustungen, die nicht aussahen, als seien sie Rost. Es schien ihr getrocknetes Blut zu sein, aber dessen war sie sich nicht sicher.
„Man hört sie. Selbst hier oben.“ tönte seine raue, sonore Stimme durch den Raum.
Keine Antwort.
Schweigen.
Von draußen klang ein leises Stöhnen durch das Fenster herein, auf das sich wohl die Aussage des Mannes bezog.
„Selbst hier oben.“ sprach er erneut, mehr zu sich selbst, als zu jemand Anderem.
Er drehte sich um und blickte in den Raum. Sein Gesicht war ebenso verschmutzt, wie seine Kleidung.
Unruhig, blickte er im Raum umher. Er maß die Tür ab und schritt auf die Dreiergruppe zu. Langsam.
Bedächtig.
„Wir sollten uns nicht länger hier aufhalten. Wir sind hier nicht sicher. Freiin 16 ? Hört ihr mich?“
Ellie nahm wahr, dass sich die Lippen der Freiin bewegten. Sie betete mit den zwei anderen.
Leise konnte sie das eine oder andere Wort vernehmen, aber trotzdem war es mehr ein Gemurmel als klare Worte.
In dem Gemurmel der Drei erkannte sie den Hirtenpsalm aus dem Buch der Psalme....
„Der Herr ist mein Hirte. Mir wird es an nichts mangeln.“
Der Kopf der Dame wippte in der Melodie ihres Textes. Rhythmisch, passend zu ihrer Satzmelodie bewegten sich die Köpfe der drei Betenden. Ihre Hände so fest ineinander gekrallt, dass ihre Knöchel weiß schienen.
„Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
Und sie erkannte auch das Blut auf dem Kleid der Edlen. Spritzer, die sich überall auf dem Stoff befanden. Fein verteilt, aber doch deutlich zu sehen
„Freiin Katterein. Hört ihr mich? Wir sollten hier verschwinden!“
Keine Antwort außer dem Stöhnen, das von außen hereinklang und dem leisen Gebet.
Ein Wiehern durchbrach die Monotonie. Hufgeklapper und Waffenklirren.
Jemand war draußen im Kampf.
Der Mann ging zurück zum Fenster und schaute erneut hinaus.
„Heeeeh. Du Wahnsinniger. Verschwinde!“ rief er aus dem Fenster. Aber scheinbar ohne Erfolg.
Ellie wandte sich dem Fenster zu. Sie schwebte wieder sanft durch den
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