Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
mir dachte.
Ich erkannte einen tiefen Biss in ihrem Oberarm, und musste angewidert wegschauen.
Hanna stieß mich voran und wir schlichen lautlos weiter, bis wir an die Pforte St. Bonifaz traten.
Die Tür war verschlossen, jedoch nicht verriegelt und wir traten ein.
Wimmernd saß Johann in einer Ecke vor dem Durchgang zur Küche und hielt sich das Bein. Er war verletzt, das konnte ich auch ohne viel Licht erkennen.
‚Johann, was ist mit Dir passiert?‘, fragte ich, und ahnte erneut was die Antwort sein würde.
‚Grethlein Schürcher. Sie kam in meine Zelle und biss mich im Schlaf‘, antwortete er unter Tränen des Schmerzes und der Gewissheit dessen, was kommen würde.
Hanna schloss die Tür leise und kam näher.
‚Bruder Johann?‘
Er nickte nur und sah sie an.
‚Lasst mich das einmal sehen.‘, forderte sie ihn auf, und er nahm die Hand und das Stück blutgetränkten Leinens zur Seite, mit der er seine Wade abgedeckt hatte.
Hanna zischte durch ihre Zahnstümpfe und sagte etwas Fluchendes.
‚Wann ist das passiert? Heute?‘
‚Gestern schon, aber ich konnte mich nicht selbst versorgen. Grethlein hängte ich im Wirrwarr der Kirchengänge ab, und konnte sie dann aussperren. Aber mein Bein konnte ich nicht recht verbinden.
Im Hof sind diese Wesen und die Verbände sind im anderen Teil.‘
‚Habt ihr schon Fieber?‘, fragte sie ihn erneut und sie fühlte seine Stirn.
‚Ein wenig. Ich schwitze viel, aber das kann auch die Angst sein.‘
‚Ihr werdet sterben, Johann.‘, sprach Hanna die Wahrheit über seine Zukunft aus.
‚Ich wüsste nicht wie ich euch helfen sollte, und das Fieber frisst euch schnell auf. Schneller als ihr euch denken könnt.
Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihr wieder aufsteht und euch Menschen wie uns sucht, um sie ebenso zu beißen.‘
Johann nickte wissend. Er kannte den Verlauf der Seuche genauso gut, wie die wirre Hanna auch.
Später hätte sie ihn sicherlich erschlagen. Aber zu dieser Zeit war das undenkbar. Für uns beide.
Niemand hatte das Recht Leben zu nehmen, außer dem Lehensherren während der Rechtsprechung.
In Zeiten des Krieges gab man dem Feind den Tod, aber einem Bruder?
Auch wenn Johann kein Bruder gewesen wäre. Hanna hätte ihn niemals erlöst von dem was ihn erwartete.
So ließen wir ihn sterbend zurück, während ich in der Küche nach etwas zur Gegenwehr suchte.
Ein großes Fleischhauermesser, und ein Hammer, mit dem man das Fleisch mürbe schlug mussten reichen.
So machten wir uns auf in Richtung Wanda.
Der Himmel färbte sich langsam von nächtlichem Schwarz zu wunderschönem morgendlichem Blau, und wir waren unterwegs.
Langsam.
Leise und vorsichtig.
Aber wir waren unterwegs!“
Ellie merkte nicht, wie sie von einem Lesen in ein Träumen überglitt.
Sie lag im Bett, gegen die Kopfseite gelehnt und das Pergament in ihrer Hand lag auf einem Brett, was es ihr einfacher machte es ausgebreitet vor sich zu halten.
Ihr Kopf nickte immer wieder weg und Buchstaben und die Realität verwischten mit dem Irrealen und ihren Träumen.
Fast wie ein Aquarell verschwommen die Farben der Texte mit einem Sonnenaufgang, den sie in ihrem Inneren vor sich sah.
Sie war in Hergendorf.
018
Ellie sah sich nicht einmal um, als sie gewahr wurde, dass sie nicht in ihrem Zimmer war.
Ihr war es einerlei ob sie sich in einer Traumwelt befand, oder nicht.
Wissen.
Sie würde mehr wissen.
Sie erkannte eine Frau, deren blondes Haar in dreckigen Strähnen von ihrem Kopf hing.
Nachdem, was sie gelesen hatte, musste das wohl die „wirre Hanna“ sein, denn sie trug ein Beil mit sich und schlich, die Schatten der Gasse ausnutzend, der aufgehenden Sonne entgegen.
Kaum größer als Elvira und ähnlich schlank gebaut, soweit man das unter der recht zerlumpten Kleidung erkennen konnte, schien sie sehr behände zu sein.
Ellie nahm einen weiteren Schatten wahr, der sich in geringer Distanz zu dem ersten bewegte.
In gleicher Geschwindigkeit und in konstantem Abstand.
Sie vermutete, dass dieser Schatten wohl eine Kutte tragen würde, und sie behielt Recht.
Sie sah eine Klinge aufblitzen und konnte förmlich die Angst des Mannes riechen.
Amadeus. Es musste wohl Amadeus sein, den sie zwar sah, aber nicht wirklich ausmachen konnte.
Das ungleiche Paar rannte eine Strecke, und hielt dann wieder inne.
Ellie sah, aus einer über den beiden schwebenden Perspektive, wie ein humpelndes Wesen den Weg in Richtung der Zwei eingeschlagen hatte.
Sie konnte sie nicht
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