Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
ein Ton, der weder Widerspruch duldete, noch irgendeine Art von Diskussion zuließ.
„Geht das auch etwas leiser, Herr Wiesner? Mir platzt hier gleich der Schädel.“, flachste sie Gerd an.
„Was zum Henker glaubst du, wer....“, griff der sie direkt an und brach seinen Satz sofort ab, als er Elvira erblickte.
„Ellie? Du hier?“, war seine ungläubige Reaktion auf ihr Auftauchen.
Gerds Zögern gab dem armen Opfer seiner Disziplinierung die Möglichkeit zum Rückzug.
Langsam rückwärts schleichend, entfernte sie sich aus seinem Gesichtsfeld.
„Was ist los, G? Was hat Jenny angestellt, dass du sie so zusammenfaltest?“, fragte sie.
„Zwei Pergamente eingerissen, weil sie mal wieder völlig in Gedanken war. Ich weiß nicht, ob wir auf Dauer mit so einer ungeschickten Träne arbeiten können. Ja, ich weiß. Du magst sie und sie ist auch clever und, und, und. Aber trotzdem. Was sie mit den Händen aufbaut, reißt sie hinten rum wieder ein. Und hier manchmal buchstäblich.“
„Pergamente? Das ist natürlich echt übel. Ich werde mal mit ihr reden. Nicht auf die Art wie du vielleicht, aber trotzdem reden.
Die Kleine hat schon genug geheult, wie du vielleicht gemerkt hast.
Aber vielleicht mal so von Frau zu junger Frau mit Aufzeigen von Konsequenzen. Vielleicht kapiert sie das dann ja.
Sie hat bestimmt noch eine Chance verdient. Und rauswerfen können wir sie ja immer noch.“
Gerds Wut war beinahe verflogen. Zumindest war sein Blutdruck schon langsam wieder auf dem Weg in den Normalbereich und sein Puls deutlich unter 120 gesunken.
„Aber, wie kommt’s dass du hier bist, Ellie?“
„Oh, das hat mehrere Gründe. Zum einen muss ich raus aus dem Zimmer und an die Luft.
Ich kann nicht mehr schlafen und vielleicht hilft mir der Sauerstoff hier draußen.
Noch dazu bekommt mir das viele Schlafen wohl nicht so.“, spielte sie auf ihr Nasenbluten an.
„Zum anderen muss ich dir noch was erzählen und erklären. Und das wollte ich nicht am Handy, und nicht erst heute Abend tun.“
„Verstehe. Scheint Dir ja wichtig zu sein, das Ganze. Ich habe allerdings auch noch etwas entdeckt, was dich interessieren dürfte Frau Doktor.“
Der Bann war gebrochen. Die Verwendung ihres Titels in der Anrede zeugte von guter – oder zumindest steigender – Laune bei Gerd.
Elvira nahm die Sonnenbrille ab und schaute Gerd blinzelnd an.
„Gott, du siehst ja schrecklich aus, Ellie!“, rutschte es Gerd raus.
„Du solltest wohl doch eher im Zimmer bleiben, wie es mir scheint.“
„Nein Gerd. Das sollte ich jetzt gerade nicht.“, antwortete sie ernst. Sie verwendete das für sie eher förmliche und unübliche ‚Gerd‘ statt des gewohnten ‚G’s unterbewusst. Aber es war einfach passender, wenn man zu Kreuze kriechen musste.
„Setzen wir uns?“, fragte sie eher rhetorisch und nahm gleich auf einer der Bänke in der Nähe der Ruine Platz.
Gerd setzte sich dazu und spitzte die Ohren.
„Wie fange ich an? Hmmm... Also zunächst mal ich hatte heute früh keine Kopfschmerzen.
Ich weiß, dass es ziemlich unkollegial ist und war, aber ich habe mir quasi frei genommen.“
„Ach? Du meinst, du hättest das nötig? Mich anzulügen um einen Tag Off zu gehen? Du hast ´nen ziemlich dicken Knall, gute Frau. Weißt du das eigentlich?“
Man merkte die Unbill in Gerds Stimme, die mehr Enttäuschung darüber verriet, so unehrlich behandelt worden zu sein, als Elvira erwartet hatte.
„Ja. Nein. Ich meine...“
Sie war verwirrt und wollte auf alle Fragen gleichzeitig antworten.
„Lass mich raten. Das Buch, oder?“
„Ja. Leider. Und es wird noch dicker.“
„Danke, mir reicht das schon. Das war grade wie ein Tritt.
Du hättest auch einfach nen Ton sagen können. Wir sind ja keine Angestellten. Hey, ICH bin’s: Gerd.“
„G, ich bin derzeit nicht mehr ganz klar im Kopf. Fällt Dir das nicht auf?“, bettelte sie um Verständnis. Etwas, was er ihr noch vor kurzem einfach gegeben hatte.
„Das Buch verändert mich. Ich kriege Nasenbluten davon. Hörst du? Nasenbluten.
Ich träume ganze Passagen, die ich weder gelesen noch gehört habe, bevor ich sie im Buch finde.
Ich fühle es mittlerweile, wie einzelne Personen denken und fühlen. Ich spüre Gefühle, als wären sie meine. Es ist nicht nur das Erträumen eines Codeschlüssels.
Ich bin ein Teil dieser Geschichte. Und das macht mich irre, G. Irre!“
Der entsetzte, ungläubige Blick in Gerds Gesicht sprach Bände.
Er konnte zu keiner Antwort finden. So sehr er sich
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