Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Schmied: Seid willkommen auf unserem Gefährt und unter dem Schutz der Männer von Hergendorf.“
Matthes ließ die Zügel schlagen und das Zugpferd zog an.
Endlich bewegte sich der Karren wieder. Einerseits war es den Lurdendorpern unwohl bei dem Gedanken an ihre Mitreisenden, andererseits waren sie froh wieder in Bewegung zu sein und der Zorn Freiin hatte eine ganz eigene Wirkung auf die Leute.
Wenn Katterein von Hergendorf auch eine kleine und zierliche Person war, so war es ihr Vater Adalbert in keiner Weise.
Und er war bei weitem auch nicht so friedliebend und wenig nachtragend wie seine Tochter.
Sollte sie ihm erzählen, was hier geschehen war, so wären die nächsten Tage und Wochen sicher nicht die angenehmsten im Leben der Unfreien. Gewiss nicht.
Als der Zug endlich in Bewegung kam und in Richtung Osten rollte, sahen die Reiter seitlich noch etwas.
Kurz vor dem letzten Teich am Ende des Dorfes, stolperte ein winkender und humpelnder Mann auf sie zu.
Ihnen war gleich bewusst, dass es kein Wiederkehrer sein konnte, denn er winkte nicht nur, statt einfach die Arme zu heben, sondern rief auch nach ihnen.
So ließen sich die Krieger Zeit und trabten gemeinsam dem Mann entgegen.
Dies war der Grund, warum sie auf den letzten der Untoten in Eschmar treffen sollten, denn Hansz – so der Name des Mannes der ihnen hilfesuchend entgegenstolperte- wurde verfolgt.
„Herren! Helft mir. Greift ein, sonst…“, keuchte er unter Anstrengung.
„…sonst bin ich des Todes, wie die Anderen.“
Er deutete hinter sich, als wenn ein Drache hinter ihm her wäre. Seine vor Furcht aufgerissen Augen sagten Leon, dass hier irgendetwas nicht stimmte, und er hielt sein Pferd an.
Er nahm den Bogen vom Rücken und saß ab. Zu Fuß, war er treffsicherer als vom Pferderücken aus. Und wenn es, wie hier, die Zeit zuließ, so saß er lieber ab.
Er schritt sodann dem Mann entgegen und legte im Gehen den ersten Pfeil auf.
Seine Bogenhand schloss sich um den Eibenstock und die Rundungen des Holzes fanden ihre Stelle in der Handfläche, wie schon so viele tausend Male zuvor.
Die Finger der Pfeilhand legten sich auf die Sehne und spannten sie kaum merklich vor. Nur soweit, dass seine Kuppen merkten wo sie waren. Der Pfeil zeigte noch gen Boden, aber beide Hände waren jederzeit bereit, sich in die Kampfstellung zu heben.
All dies machte Leonhardt unterbewusst. Es war seine Leidenschaft, seine Berufung, seine Aufgabe.
Er war Bogenschütze mit Leib und Seele. Er war es immer und würde es immer sein.
„Wer seid ihr?“, bellte Leonhardt dem Mann entgegen.
„Nur ein Knecht, Herr. Ein alter noch dazu, der schon lahm ist. Hansz ist der Name.“
Der Kopf des Knechts wanderte immer wieder furchtsam nach hinten. Irgendetwas verfolgte ihn, oder er versuchte Leon zu täuschen.
Leons Bogen hob sich.
Jacob ritt langsam weiter um einen Blick hinter den Mann zu werfen.
Aber noch bevor Jacob sah, was sich da hinter dem Knecht befand und ihn wohl gerne zum Frühstück verspeist hätte, rief Leonhardt:
„Runter! Auf den Boden. Sofort!“ und schoss.
Der Pfeil wand sich unter der Last, die die Sehne ihm aufdrängte.
Er bog sich durch und drückte die Spitze in Richtung des Zieles.
Die Wurfarme des Bogens streckten sich und der Pfeil nahm Fahrt auf. Das Surren der Sehne begleitete den Abschuss und in einer federnden Bewegung, rauschte das Geschoss davon.
Nach wenigen Fuß begradigte sich der Flug und der Pfeil drehte sich der Länge nach um sich selbst.
All das kannte Leonhardt aus vielen, vielen Schüssen. Er wusste genau, wie man das Verhalten ausgleicht. Er kannte der Einfluss von Wind und Regen auf den Flug.
Er kannte den optischen Druck, den ein Hindernis ausübt auf das Zielen, so dass man einen Mann neben einem Baum schwerer trifft, als einen auf dem Feld.
Und so war es auch hier.
Der Untote, den Jacob erst sah, als der Pfeil ihn fast erreicht hatte, stolperte vorwärts im Schatten einer Linde.
Leon konnte nicht genau zielen, da der Knecht ihm teils die Sicht versperrt hatte, und so traf der Pfeil das gierige Wesen nur in die Brust, aber stoppte dessen Stolpern bis zum Stillstand.
Da der Pfeil den Knecht nur wenig verfehlt hatte, und das auch nur, weil Leon ihn gewarnt hatte, warf sich dieser flach auf den Boden, nachdem die Federn an ihm vorbeigezischt waren.
Der zweite Pfeil hatte freie Bahn und fand sein Ziel genau.
Leonhardt wusste wohin er zu schießen hatte, und er tat es mit lang anerzogener Genauigkeit.
Noch während sich der Untote in
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