Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
schlief ein, als die Sonne sich langsam wieder dem Abend zuwandte.
Draußen gab es nur noch Stöhnen und gelegentliches Poltern.
Das Schmatzen und Reißen hatte beinahe völlig aufgehört, und so dachte Clara, dass sie nach der Nacht den Versuch wagen können würden, aus dem Stall zu gehen.
Aber die Krieger kamen ihnen zuvor und nun lag Thomas wieder danieder, den Kopf im Schoß seines Weibes.
Wieder zitterte er und die Schmerzen wurden von Minute zu Minute stärker.
Und er kämpfte dagegen an.
Mit all seiner Kraft, mit all seinem Willen.
Für sein Weib.
Für Clara.
Aber noch vor Truhtesdorf sollte er diesen Kampf verlieren.
Er würde sterben und Clara würde leben.
Seine Clara.
025
Die Sonne erhob sich auf dem Weg nach Truhtesdorf und dennoch waren alle Gespräche auf dem Karren leise wie des Nachts.
Ellie lauschte. Sie lauschte auf das, was Adelheid dachte und sagte. Sie lauschte auf die Worte der Frauen aus Lurdendorp und die des Sängers, der neben dem Karren ging und sich immer wieder über den Rand beugte.
Adelheid hatte Angst. Das spürte Ellie sehr intensiv. Ihr war, als würde das Adrenalin durch ihre eigenen Venen jagen.
Johanna rutschte weg von den beiden Geretteten auf der Ladefläche, als wären sie bissige Tiere.
Barbara murmelte immerzu vor sich hin, und warf den einen oder anderen verstohlenen Blick, in Richtung des Paares.
Ellie beobachtete sehr genau jede Bewegung der Passagiere. Nicht nur der zwei in der Karrenmitte.
Ihr war bewusst, was passieren würde. Nur der Zeitpunkt war ihr noch nicht gewahr.
Aus Angst würden sich die einfachen Leute verbünden und der vermeintlichen Gefahr entgegentreten, weil sie einfach zu besiegen war.
Geschwächt und sterbend, war es ein Leichtes den Schmied vom Karren zu stoßen und sich selbst zu überlassen.
Oder ihm, ohne Gegenwehr befürchten zu müssen, den Schädel einzuschlagen.
Ellie dachte, dass es noch einige Zeit dauern müsste, bis sich die Spirale der Ereignisse soweit zugezogen haben würde.
Aber die ersten Zeichen zeigten sich schon.
Das Tuscheln, die heimlichen Blicke, das Zusammenrücken.
Zeichen der Angst.
Sie fühlte sich hilflos und ohnmächtig, weil sie nicht eingreifen konnte. Sie sah alles mit Adelheids Augen.
Sie spürte ihre Angst, und auch ein großer Teil ihrer Gedanken waren Elvira klar, als wären es ihre eigenen. Aber sie war ausschließlich passiv.
Das Zucken in den Muskeln des Sterbenden nahm zu. Er krampfte immer stärker, gab aber weiterhin keinen Laut von sich.
Es war ein starker Mann, und Elvira bewunderte ihn dafür, dass er sich so unter Kontrolle hatte.
Kurz vor der Ankunft in Truhtesdorf fing Clara an heftiger zu weinen.
Ellie fiel auf, dass ihr Mann sich nicht mehr bewegte. Dabei hatte er sich die letzten Stunden sehr intensiv zappelnd geschüttelt.
Immer wieder waren Anfälle durch ihn gegangen, die er versuchte zu unterdrücken, denen er aber nicht gewachsen war.
Nun jedoch, lag er still da und regte sich nicht.
Elvira verstand, warum die Frau des Schmieds sich schützend über ihn gelegt hatte.
Schluchzend und weinend versuchte sie seinen Tod vor den Anderen zu verbergen, um ihm zu ersparen einfach fortgeworfen zu werden, wie ein totgeborener Welpe.
Warum Adelheid nicht reagierte, konnte sich Elvira nicht erklären. Natürlich hatte auch sie gesehen was in der Mitte des Karrens geschehen war.
Die anderen Weiber waren zu beschäftigt damit zu tuscheln und Ränke zu schmieden, um zu sehen was passierte.
Also saßen sie nun tuschelnd, schweigend und weinend auf dem Karren und rollten langsam gen Truhtesdorf.
Adelheid schwieg weiterhin und starrte vor sich auf den Boden. Vielleicht verstand sie, was in der Frau des Toten vorging und wollte ihr gestatten, ihren Mann vernünftig beizusetzen. Wie es sich gehörte.
Mit Segnungen und einem kleinen Gottesdienst.
Zumindest kam es Elvira so vor, wenngleich sie Adelheids Gedanken in diesem Fall nicht deuten konnte.
Bild um Bild schoss an Elvira vorbei. Einige davon kannte sie, wie den Tod von Hensslin an der Motte.
Andere wiederum nicht, wie das Bild eines kleinen Mädchens das am Wasser spielt und dessen Vater es zu sich ruft.
Die Gefühle die sich Ellie dabei vermittelten wankten hin und her. Mal war es Angst, dann wieder Freude oder schlichte Gleichgültigkeit.
Ellie kam es fast so vor, als wäre ein Potpourri aus Familienidylle und Tod in Adelheids Kopf.
Zu gerne hätte sie sich diesen Bildern verschlossen, aber es ging nicht.
Sie sah all das, was im Kopf der
Weitere Kostenlose Bücher