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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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erhaltet. Ihr sollt ihn benutzten, um seinen Seele zu erlösen. Ich kann es nicht.“
    Bei diesen Worten hielt sie ihm einen Dolch entgegen, der zwei kugelähnliche Verdickungen an der Parierstange hatte und eine lang ausgezogene verzierte Klinge besaß.
    „Es ist seine liebste Arbeit, wie er immer wieder sagt. Einer dieser neumodischen Dolche mit einer Klinge, die er immer und immer wieder fein verziert und neu geschmiedet hat. Ich bin nur ein Weib und nicht der Schmiedekunst kundig. Aber ihr wisst sicherlich sein Werk zu würdigen. Und ihr werdet ihn erlösen. Ihr werdet doch, oder?“
    „Ja. Das werde ich, Clara. Das werde ich.“, sagte er sichtlich berührt, und nahm den Dolch in die Hände.
Seine Finger glitten über die fein verzierte Klinge und prüften den Stahl. Keine Kerbe, keine Scharte, nichts, außer einer unglaublichen Schärfe war zu entdecken. Die Spitze war fein und doch stark, der Stahl dick und dennoch nicht zu steif.
Es war ein Prachtstück, das einem hohen Herrn würdig war.
    „Ein Hodendolch.“, murmelte er bewundernd vor sich hin. „Ich hörte von dieser neuen Art Dolch. Ein wunderschönes Stück, Clara. Ich danke euch von Herzen dafür.“
Fast streichelnd rieb er über das schwarze Holz des Griffes, auf dem man kaum erkennen konnte, wie es bearbeitet worden war.
Auch der Griffmacher war ein Meister seines Faches. Und er musste gute Beziehungen haben, denn der Griff war aus teurem und seltenem Ebenholz gefertigt. Einer Holzart, die man über Italien aus den Ländern Afrikas hierher bringen musste. Vielleicht hatte er damit eine Rechnung beim Schmied bezahlt?
Leon würde es nicht erfahren, und es war im auch einerlei.
    Er ritzte sich mit der Spitze in die Handfläche und drückte einen Tropfen Blut hervor, den er auf die Klinge rieb.
Elvira vermutete, dass er den Dolch nicht mit dem Blut seines Machers weihen wollte, denn was Clara ansprach war ein Stich in den Schädel des Toten.
    Er kniete sich neben den Leichnam und sah Clara an, die ihm unter Tränen zunickte.
Leon beugte sich vor und verdeckte mit seinem Körper das Schauspiel. Er wollte es der Witwe nicht zumuten mitanzusehen.
Als er sich erhob und die blutige Klinge abwischte, senkte er demütig den Kopf und auch ihm rannen Tränen aus den Augen.
Ellie fragte sich, wie zwiegespalten Leon wohl war. Einerseits war er der harte Führer, der unangenehme Entscheidungen zu fällen hatte. Dann wiederum war er der einfühlsame und verständnisvolle Mann, der weinend am Leichnam eines für ihn fast Unbekannten stand.
    Matthes und Karolus trugen den Schmied in Richtung seines Grabes. Das Blut, das aus seinem Ohr tropfte, hinterließ eine Spur im Gras und während Amadeus weiterhin fromme Worte zitierte, verschmolz das Licht der Sonne zu einem gleißend hellen Strahlen und alles wurde unscharf.
Die Konturen der Rotte verschmolzen mit denen der Menschen die in ihr Standen, das Zwitschern der Vögel verstummte langsam und Elvira von Rensdorf erwachte.
    Ihr Kissen war voller Blut, der Mund war trocken und klebrig und die Blutspur in ihrem Rachen schmeckte fürchterlich.
    Sie war verwirrt und erleichtert zugleich. Erleichtert wach geworden zu sein und verwirrt durch das Gesehene und Gefühlte.
    Sie hatte immer noch Angst. Vor dem, was weiter geschehen würde.
Mit ihr, mit Adelheid, Clara, Leonhardt, Jacob, Karolus und all den anderen.
    Mittlerweile verschwammen die Grenzen zwischen Realität und Traum immer mehr. Soweit, dass sie kaum mehr unterscheiden konnte zwischen dem was sie gesehen, gefühlt oder gelesen hatte.
Sie zwang sich aufzustehen.
Sie musste reden.
Mit Gerd.
Einfach reden und sich den Kopf wieder etwas freier machen.
    Wie sie ihren Gerd kannte, würde der gleich wieder vor ihrer Tür stehen und das Holz auf Festigkeit prüfen.
Und dieses Mal hatte sie keine Ausrede. Nicht schon wieder.
Ihr war auch nicht wirklich danach, sich wieder ins Bett zu legen und zu träumen.
Sie war sich sogar unklar darüber, ob sie überhaupt noch mehr wissen wollte, von all dem was passiert war, oder noch passieren würde. Je nachdem welchen Punkt man als Jetzt definierte.
Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie nicht das unstillbare Verlangen danach alles zu erfahren.
Zum ersten Mal war sie geneigt, sich mit dem zufrieden zu geben, was sie schon wusste.
Auch wenn es nur ein Moment war, der sich wie eine kühle Abendbrise auf der Haut bemerkbar machte, so war es doch so.
    Sie zweifelte.
    Also ging sie ins Bad um sich zu säubern.
Gerd sollte sie nicht

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