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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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sie entweder frei erfunden sind, oder zumindest verändert wurden.
Die einzigen ‚brauchbaren‘ Informationen die ich habe, sind entweder aus dem Testamentum oder aus meinen Träumen.
DAS nenne ich mal eher auf der Stelle treten, oder?“
    „Oh, das könnte zu einer Grundsatzdiskussion ausarten, wer jetzt der größere Versager von uns ist.
Und das hat meine Mutter immer gesagt, sei völlig falsch.“
    Gerd zitierte seine verstorbene Mutter immer in solchen Fällen, wenn er auf etwas Grundsätzliches hinweisen wollte.
Wie eben auf diese grundsätzlich falsche Startbedingung ihrer Diskussion.
    „Stimmt.“, pflichtete Elvira ihm bei. Ihre Gedanken waren auf einmal nicht mehr so dunkel gefärbt, wie noch Minuten zuvor.
Wie auch immer Gerd es angestellt hatte. Sie war beinahe gut gelaunt. Und das musste sie auskosten und vor allem musste sie das auch Gerd spüren lassen.
    „Also was meinst Du? Ausgedehnte Shoppingtour, bis die Läden schließen und dann noch irgendwo einkehren? Klingt das nach ´nem Plan für dich?“, warf sie ihm so fröhlich sie konnte entgegen und setzte ein gekünsteltes Augenklimpern auf.
    „Klingt nach ´nem Plan. Wenn du auch zurück fährst.“, witzelte Gerd und auch seine Stimmung erhellte sich.
    „Also Parkplatz suchen und dann geht’s los.“
    Elvira fand eine Stelle unterhalb der Abtei und stellte den kleinen Corolla ab, mit dem sie schon so lange durch Deutschland kurvte, dass es ihr unmöglich war genau zu sagen, wann sie ihn gekauft hatte.
Sie schritten den kleinen Anstieg in Richtung Abtei hinauf und dann an derselben vorbei, wieder hinunter in Richtung Marktplatz. Dem geplanten Ausgangspunkt ihrer Tour.
Sie sahen im Vorbeigehen St. Servatius, die Kirche, die mit ihrer eigentümlichen Farbe sofort auffällt und stießen dann auf das Getümmel am Markt.
    Sie passierten eine längere Schlange, die sich scheinbar an einem Bäckereistand gebildet hatte und sie sahen Hütten und Buden aller Art.
    „Holde, darf ich euch ein Getränk kredenzen? Nur zwei der Taler, für einen heißen Liebestrunk.“, tönte es an ihr Ohr, und ihr Herz setzte für einen Schlag aus.
Das konnte nicht sein.
Nicht jetzt, und nicht bei Tage.
Nicht einfach so.
    Noch bevor die Waage der Vernunft zu ihren Gunsten ausschlug und sie erkannte, dass das Gehörte kein mittelhochdeutscher Dialekt war, sondern das künstliche Marktsprech, welches den Besuchern eines Marktes vorgaukeln soll, dass sie sich im Mittelalter befänden, antwortete Gerd:
    „Danke, werther Herr. Wir haben keinen Bedarf.“, und direkt danach an Elvira gewandt:
„Ellie, hier ist Weihnachtsmarkt. Ein mittelalterlicher. Du Fuchs. Wusstest du das?“
    Sie schüttelte wortlos den Kopf und schickte sich an, das Gehörte erst einmal zu verdauen. Zu tief saß der Schreck in ihr.
Im ersten Moment hatte sie sich tatsächlich in der alten Zeit gewähnt.
Aber auch ohne zu sehen, wie die Stände aufgebaut waren. Ohne die Menschen zu sehen, die gekleidet waren wie sie, zwischen all denen, die gewandet die Mittelalterillusion erhalten sollen, erkannte sie nur kurze Zeit nach dem ersten Satz, den Missklang in der Sprache.
    Gerd machte einen belustigten und erfreuten Eindruck, während Elvira versuchte ihren Schrecken zu verbergen.
Gerd lächelte wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum und sie blickte analysierend in die Menge.
    Der Markt kam ohne elektrisches Licht aus, was ihm einen wirklich heimeligen Charakter verlieh. Soviel musste sie zugestehen.
Dann aber hörte die Ähnlichkeit zu dem, was sie kannte aber auch schon auf.
Es stank nicht allenthalben nach Tier und Fäkalien, die Schauspieler und –steller hatten zumeist noch alle Zähne im Mund und ihre Gliedmaßen waren nicht entstellt von körperlichen Strafen oder Gebrechen, die wir heute nicht mehr kennen.
Es war ein Schauspiel.
Ein schönes, das von den Besuchern auch sehr gerne angenommen wurde. Aber eben ein Schauspiel.
    Die Kleidung entsprach in groben Zügen dem, was sich der moderne Mensch unter einer mittelalterlichen Ausstattung vorstellte, aber als Elvira auch nach ungezählten Begegnungen noch keinen Mann in Bruche und Beinlingen getroffen hatte, fing sie an sich über sich selbst zu amüsieren.
Wie konnte sie sich so erschrecken beim Eintritt in den Markt?
Der Gedanke, wie wohl die Bedienung am Weinstand reagieren würde, wenn sie ihre Getränke in fehlerfreiem Mittelhochdeutsch bestellen würde, ließ sie schmunzeln und Gerd bezog ihre Miene auf den Gesamteindruck des Marktes.
Dr. von

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