Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
was sie sehen und fühlen musste, fasste er in wenigen Absätzen zusammen, als sei gerade dieses schrecklichste Erlebnis von allen, dieses „Grauen in seiner schlimmsten Form“ wie er es umschrieb, etwas, was er im Gegensatz zu seinen sonstigen Gewohnheiten möglichst geschwind abhandeln wollte.
Der Text war, verglichen mit denen davor, kümmerlich klein und Ellie verstand nicht, weshalb er so verkürzt war.
Das Sterben des Schmieds wiederum war ausführlich wie sie es gewohnt war.
Vielleicht deshalb, weil Amadeus es als Teils seines Priestertums verstand Trost zu spenden und dafür zu sorgen, dass die Seelen auch dahin kämen wo sie laut seiner Lehren hingehörten.
„ Amadeus erwähnte aber mit keinem Wort den Dolch, den Leonhardt dem Schmied in den Schädel stach. Seltsam .“, dachte sie
„ Er hätte es zumindest sehen müssen, genau wie ich auch. Erwähnt es aber nicht.“
Das Grübeln währte nur kurz. Dann folgten ihre Augen wieder der ihr so bekannten Federführung des Priesters.
Sie überflog die Buchstaben rasend schnell, bis sie an eine Stelle kam, deren Inhalt ihr unbekannt schien:
„Jacob hieb mit der Schaufel auf das kleine Holzkreuz, was wir dem Schmied aus kleinen Schwartlingen 27 zimmerten.
Wir nahmen Platz auf dem Karren, jeder für sich. Schweigend.
Wir ließen das kleine Holzkreuz hinter uns zurück und richteten den Blick nach vorne.
Die Weiber auf dem Karren verfielen weder in Streit, noch in andere Art von Gesprächen. Sie schwiegen entgegen ihrer Natur bis wir Wissem erkennen konnten.
Niemand sprach ein Wort. Teils aus Trauer, teils aus Scham oder aus schierer Teilnahmslosigkeit wie bei der Handwerkerstochter.
Sie benahm sich ohnehin seltsam, seit wir Lurdendorp verlassen hatten und ihr Blick hatte etwas Unergründliches bekommen. Nicht stets, aber dennoch oft genug, dass es nicht nur mir auffiel.“
Ellie zuckte zusammen bei diesen Worten.
Sie hatte eine Menge erwartet zu lesen, aber das definitiv nicht.
Kurz schossen ihr eine Reihe von Gedanken durch den Kopf, die aber nicht lange genug verweilten, um sich festzusetzen oder gar zu wachsen.
Die Neugierde war wieder einmal größer, als alles was sie sonst bewegte.
„Auch Leonhardt schien mir zu erkennen, dass in Adelheid etwas vorging, was uns verborgen blieb.
Ich dachte bei mir, ob sie vielleicht ein weiteres Opfer dieser Seuche sein würde. Ob sie bereits Besitz von ihr ergriffen hatte.
Welcher Art, die Pestilenz auch sein mochte.
Aber auch Tage nach der Reise gen Truhtesdorf verfiel sie keinem Fieber und so verwarf ich diesen Gedanken als töricht.
Matthes lenkte den Karren sicher und wir kamen ohne eine weitere Störung unseres Weges in Truhtesdorf an.
Jacob ritt uns voraus um uns anzukündigen und wir verloren ihn aus dem Blick.
Truhtesdorf liegt am Rande eines Waldes, der sich weit nach Osten erstreckt und der große Flächen voller Heideland beherbergt.
Die Häuser und Hütten der Waldarbeiter findet man verstreut am Waldesrand, der sich immer weiter zurückzieht.
Die Töpfereien in Ulgass 28 benötigen eine Menge an Feuerholz, und dadurch sind so viele der Arbeiter hier, in den Handel mit Holz verstrickt.
Kaum zwei Meilen 29 entfernt von Wanda wähnten wir uns in Sicherheit, wohl wissend, dass sich der Tod, in welcher Form er uns auch gesandt werden würde, einholen konnte. Schneller als uns lieb war.
Es war bereits wohl nach der Non, oder fast zur Vesper, als wir dort ankamen. Die Sonne stand nicht mehr so hoch, wie noch einen Monat zuvor, aber dennoch war uns ausreichend Licht gegönnt, um Jacobus in vollem Galopp auf uns zu preschen zu sehen.
Er hieb der armen Rosie immer wieder die Fersen in die Flanken, um sie anzutreiben und winkte uns schon von weitem zu:
Leon stoppte unseren Zug und wir warteten, was uns Jacob berichten würde.
Aber wir brauchten keinen Bericht von dem zurückkehrenden Krieger.
Wir sahen genug als wir näher kamen und unser Mut sank.
Blutbespritzt waren er und sein Pferd gleichermaßen. Unverletzt wohl beide, aber dennoch unverkennbar blutbefleckt.
Außer Atmen hieß er uns mit der flachen Hand auszuharren, bis er wieder zu Sprache kam.
‚Weiter. Wir müssen weiter.‘ stammelte er unter Atemnot heraus.
‚Wissem ist belagert von den Untoten. Und auch Truhtesdorf in direkter Nähe ist voller Wiederkehrer. Ich sah sie umher stolpern, schon auf dem Weg zur Burg. Noch vor dem Tor der Vorburg, das offen steht. Ob noch jemand in der Burg ist, vermag ich nicht zu sagen.‘
‚Wie viele?‘, fragte
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