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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Kofferraumklappe, die halb geöffnet war und ihm so einen Blick auf die Welt hinter dem Kofferraum gewährte. Er sah weiße Fliesen, umrandet von schmutzigen grauen Fugen. War er sich denn nicht sicher gewesen, auf einem Schrottplatz zu stehen? Dies hier sah jedenfalls völlig anders aus. Egal!
    Behutsam hob er seinen Kopf und riskierte einen Blick aus dem Kofferraum heraus. Er befand sich definitiv in einem weiß gefliesten Raum. Am Ende des Raumes konnte er ein Tor erkennen. Es war verschlossen. Peter setzte sich auf und betrachtete sein zerschundenes Äußeres. Er war komplett nackt. Seine Haut war von der Hitze aufgedunsen. Nur an den Stellen, an denen die Fesseln saßen, wies sie rote Spuren auf, die sich in einem gleichmäßigen Zopfmuster tief in seine Haut gefressen hatten. Als Nächstes musste er die Fesseln loswerden, sonst würde er keine drei Meter weit kommen! Er hatte diesen Satz noch nicht ganz zu Ende gedacht, als sein Blick auf eine metallische Spitze fiel. Das gab es doch gar nicht. Dort in der Ecke des Kofferraumes lag ein Teppichmesser. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie viele Tage hatte er zusammen mit diesem Messer im Kofferraum verbracht? Warum war er nicht eher darauf gestoßen?
    Zitternd richtete er sich auf die Knie und drehte sich nach vorne, um besser an das Messer heranzukommen. Es steckte in der Ecke fest. Peter hatte einige Mühe, es mit seinen gefesselten Händen hervorzuholen. Nach ein paar Fehlversuchen hielt er das rettende Teppichmesser in seinen schwitzenden Händen. Die Handschellen würde er damit nicht losbekommen, aber dafür die Stricke an seinen Beinen und das ekelhaft stinkende Tuch, welches den Knebel in seinem Mund fixierte. Er machte sich an die Arbeit. Es war anstrengend und er brauchte eine schiere Ewigkeit, bis er seine Beine endlich befreit hatte. Seine Hände bluteten. Er hatte sich bei seinem Befreiungsversuch mehrmals mit der scharfen Klinge in die Haut geschnitten, doch den Schmerz spürte er nicht. Sein ganzer Verstand war darauf fokussiert, sich von diesen Fesseln zu befreien und von diesem unheimlichen Ort fortzukommen. So schnell wie möglich, bevor sein Peiniger wieder auftauchen würde. Eine Welle der Angst durchströmte seinen zermarterten Körper. Du musst Dich beeilen, Peter! Es gibt keine zweite Chance!
     
     
    ...
     
     
    Die Kamera zoomte weiter an den geknebelten Mann heran. Seit fast zwanzig Minuten fummelte er an den Stricken herum. Sein Vorgänger war wesentlich schneller gewesen. Mit diesem hier würde er wohl kaum Schwierigkeiten haben. Was für ein elender Schwächling! Er erinnerte sich deutlich an den Gestank, der jedes Mal aufgestiegen war, wenn er die Kofferraumklappe öffnete. Ein Gestank voller Angst, wie sie nur ein gottloser Sünder verbreiten konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es in der Hölle mehr stank!
    Abermals blickte er prüfend auf seinen Bildschirm. Der Mann mühte sich immer noch ab. Er überzeugte sich anhand der Bilder, dass er noch genügend Zeit für ein Gebet hatte. Danach stand er auf und summte seine Melodie vor sich hin, während er die dicken weißen Kerzen vor dem kleinen Altar anzündete. In wenigen Momenten würde er die Welt von einem weiteren Sünder befreit haben. Jemanden, der in seinen Augen eine Todsünde begangen hatte. Reichtum ohne Arbeit. Das war mindestens genauso schlimm wie der käufliche Erwerb eines Ablassbriefes! Die Menschen hatten vergessen, dass es Gottes Hüter immer noch gab. Keine Sünde blieb ungestraft, auch wenn die moderne Welt den Menschen heute etwas anderes vorgaukelte.
     
     
    ...
     
     
    Endlich! Peter hatte es geschafft sich von den Stricken an seinen Beinen und dem Knebel in seinem Mund zu befreien. Seine Schleimhäute waren völlig ausgetrocknet. Verzweifelt versuchte er zu schlucken, um wenigstens ein bisschen Feuchtigkeit auf seine lederne Zunge zu bringen. Doch es war zwecklos. Egal, darum würde er sich später noch kümmern können. Jetzt musste er erst einmal einen Ausweg aus dieser Hölle finden. Mit letzter Anstrengung hievte er seine steifen Beine aus dem Kofferraum und schlug zunächst unsanft auf dem harten Fliesenboden auf. Seine Knie fingen sofort an zu bluten. Heftig pochte der Schmerz in seinen Kniescheiben. Peter biss sich auf die Unterlippe und versuchte, das Stechen zu ignorieren. Aufstehen und Weglaufen! Er hielt sich am Kofferraum des rostigen Wagens fest und kam mühsam auf die Beine. Fast geschafft. Er richtete seinen Oberkörper auf und stand

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