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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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online. Er klickte auf das Bild einer hübschen Brünetten. Das Foto vergrößerte sich und smaragdgrüne Augen lächelten ihn an. Noch so eine Sünderin dachte er und spürte, wie die kalte Wut in ihm hochkam. Ob sie wohl genauso schwach war, wie die letzte Sünderin, die er mit Gottes Gnade durchs Fegefeuer gehen ließ? Ein weiteres grünes Licht blinkte auf. Da war der nächste Todsünder online. Geld schläft nie! Aber Gott auch nicht!
    Er legte seine Hand auf die Bibel und sprach ein Gebet. Mit geschlossenen Augen murmelte er lateinische Worte vor sich hin. Dann begann er, eine Melodie zu singen. Eine Melodie, wie sie seit hunderten von Jahren immer wieder in Gottes Hallen ertönte. Er begann sich ein wenig zu entspannen. Wieder fiel sein Blick auf den Monitor. Alles lag verschlafen in der Morgendämmerung. Wenn er Glück hatte, würde sein Geheimnis nie entdeckt werden.
    Abermals durchfuhr ihn ein Schauer bei dem Gedanken an die letzte Nacht. Er hatte alles perfekt vorbereitet. Der Ort, an dem er Gottes Urteil vollstreckte, war ruhig. Niemand verirrte sich nachts dorthin. Doch in der letzten Nacht war es anders. In dem Moment, in welchem er dieser gottlosen Sünderin mit seiner goldenen Sichel die Kehle durchtrennte, störte ihn plötzlich lautes Gegröle direkt neben ihm. Wie vom Donner gerührt, ließ er die Leiche fallen und schlich sich fast schon ängstlich an das kleine Fenster der Waschanlage. Fensterscheiben klirrten. Betrunkene Jugendliche brüllten herum und posaunten ihre pubertierenden Sprüche laut in die stille Nacht hinaus.
    Offensichtlich hatten sie es auf den Alkohol in der Tankstelle abgesehen. Dann ertönte schlagartig die Alarmanlage mit einem ohrenbetäubenden Kreischen. In diesem Augenblick beschloss er, zu verschwinden. Er schaffte es gerade noch, die wichtigsten Spuren zu vernichten, bevor die Polizei mit grellen, blau blinkenden Lichtern eintraf, um dem Tumult ein Ende zu setzen. Die Leiche versteckte er in einer Bodennische, in der sich normalerweise Werkzeug für die Autoreinigung befand. Er musste sie ein wenig quetschen, doch sie war klein und zierlich genug, um schließlich ganz in die Nische hineinzupassen. Mit ein wenig Glück würde sie bis zur nächsten Nacht unbemerkt bleiben. Dann könnte er zurückkehren und sie für immer entsorgen. Sollte die Leiche doch entdeckt werden, würde er schleunigst verschwinden müssen. Aber er hatte vorgesorgt. Sünder gab es überall auf der Welt und so könnte er seiner Berufung auch an einem anderen Ort als diesem nachgehen.
     
     
    ...
     
     
    „Schau mal her, Anna! Ist das nicht großartig?“, stolz schwenkte Emily drei uralte Schlüssel vor Annas Nase hin und her.
    „Wo hast du die denn her?“
    „Ich habe sie aus dem Stadtarchiv. Sie waren versteckt und lagen ganz weit hinten in einem uralten Kästchen. Der alte Stadtarchivar hat mich ganz alleine recherchieren lassen und da habe ich sie entdeckt.“
    Hastig blätterte Emily in den alten Notizen von Bastian Mühlenberg herum. Ihr schlanker Finger glitt über die Zeilen und hielt dann in der Mitte des Blattes an. Angestrengt versuchte Emily die Notizen zu entziffern. Sie war so aufgeregt, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren. Ihre Wangen waren mit einer rosigen Farbe überzogen. Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht und Emily strich sie mit einer schnellen Bewegung zurück. Im Geiste sah sie bereits ihre neue Reportage für die Rheinische Post vor sich. Sie spürte, dass diese drei uralten, unscheinbaren Schlüssel eine große Bedeutung hatten. Die Journalistin in ihr witterte eine aufregende Story mit der Enthüllung eines uralten Geheimnisses, welches im Laufe der Jahrhunderte vergessen worden war.
    „Wolltest du mir nicht von deiner Verabredung mit Oliver erzählen?“
    Anna lehnte sich etwas gelangweilt an den Heizungskörper, der vor dem Fenster in Emilys Schlafzimmer angebracht war. Sie konnte an diesen drei Schlüsseln nichts Besonderes finden. Ganz im Gegenteil. Sie wollte lieber nicht wissen, welche Tür sie öffneten. Sie stellte sich einen schmierigen Spind vor, in welchem der alte Stadtarchivar Fotos aus dem Playboy oder womöglich aus noch schlimmeren Magazinen, aufbewahrte. Nein, das wollte sie sich wirklich nicht vorstellen. Aber Emily reagierte gar nicht auf ihre Frage. Sie hatte sämtliche Unterlagen auf ihrem Bett und auf dem Boden davor ausgebreitet und las angestrengt. Dann blickte sie kurz zu Anna auf:
    „Aus diesen Notizen werde ich nicht

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