Der Sichelmoerder von Zons
ihrem Ohr weg. Verdammte Störung! Das Fiepen war so laut, dass selbst Jimmy es hören konnte. Es hörte sich wie ein völlig übersteuerter Lautsprecher auf einem Rockkonzert an.
„Hallo?“
„Hallo, Herr Kronberg, sind Sie noch dran?“
Der Ton blieb für ein paar Sekunden aus und Anna konnte die Stimme ihres Kunden nur undeutlich verstehen, dann war die Leitung tot.
„Ich dachte, dein Kunde ist Unternehmer und kein Rockmusiker? Wenn er seinen Laden so schlecht führt, wie die Soundaussteuerung gerade, dann wette ich, dass er Pleite geht.“
Jimmy starrte angestrengt auf seine Facebook-Seite, die er mittlerweile wieder geöffnet hatte. Neugierig geworden, versuchte Anna einen Blick auf seinen Kontakt zu erhaschen, doch als sie sich Jimmys Bildschirm weiter näherte, klickte er die Seite blitzschnell wieder weg. In letzter Sekunde konnte Anna noch das Bild einer Frau erhaschen. Sie kam ihr bekannt vor, doch der Name fiel ihr nicht ein. Gerade wollte sie Jimmy antworten, als ihr IPhone erneut klingelte. Diesmal war es Emily. Sie hatte sich gestern Abend wieder mit Oliver Bergmann verabredet und Anna war schon gespannt auf die Neuigkeiten.
„Tut mir leid, Jimmy. Aber ich muss jetzt los. Wir sehen uns am Freitag!“
Schnell ließ Anna den verdutzten Investmentbanker sitzen und lief zurück in ihr eigenes Büro, wo sie ungestört telefonieren konnte.
...
Oliver blätterte mit gerunzelter Stirn durch die Laborberichte. Dann nahm er sich seine Akte hervor und überflog noch einmal die Unterlagen zu den fünf möglichen Opfern, die für den ersten Fußknochen, den sie gefunden hatten, infrage kamen. Mittlerweile hatte die Hundestaffel auch das erste Feld und die angrenzende Rheinaue abgesucht und noch drei andere Knochenfunde sichergestellt. Der erste Fußknochen, der von einem Liebespärchen gefunden wurde, war höchstwahrscheinlich von einem Hund auf dem angrenzenden Feld aufgespürt und von ihm in den Rheinauen vergraben worden. Die Laborarbeiten waren im vollen Gange. Die zwei vermissten russischen Männer, Dimitri Orlow und Vladimir Tereschenko, kamen zunächst nicht in Betracht. Auch wenn Oliver der russischen Mafia ohne Weiteres die Entsorgung von Leichen mit Hilfe von Salzsäure zugetraut hätte, waren die Laborergebnisse eindeutig. Oliver blätterte weiter. Seine heißeste Spur hatte sich ebenfalls verflüchtigt. Die DNA-Spuren von Markus Heilkamp, dem 49-jährigen Chemiker und Verantwortlichen für die Salzsäuretanks im Chemiepark Dormagen, stimmten nicht mit der DNA des Fußknochens überein.
Es blieben nur noch zwei mögliche Opfer übrig: Peter Schreiner, ein 46-jähriger Kfz-Mechaniker aus einem Opel Autohaus in Dormagen und Peter Hirschauer, der 49-jährige suspendierte Banker, dessen Verschwinden bisher ein Rätsel war. Bei Peter Schreiner gingen sie bisher davon aus, dass er seine Frau verlassen hatte und untergetaucht war. Oliver dachte nach. Eigentlich hatte er sich mit seinem Partner Klaus darauf verständigt, zunächst die weiteren Laborbefunde abzuwarten. Schließlich konnten die neuen Knochenfunde zu jeder der fünf vermissten Personen gehören. Es war nicht auszuschließen, dass es doch noch Übereinstimmungen von DNA-Spuren mit den beiden russischen Männern oder auch zu Markus Heilkamp gab. Doch eine innere Stimme sagte Oliver, dass er sich auf Peter Hirschhauer, den Banker, konzentrieren sollte. Es würde nichts schaden, sein Haus auf DNA-Spuren zu untersuchen. Er würde mit seinem Chef, Hans Steuermark, darüber sprechen. Steuermark konnte es nie schnell genug gehen und Oliver war sich sicher, dass er trotz der mageren Hinweise, wenn man diese überhaupt als solche bezeichnen konnte, einen Durchsuchungsbeschluss erhalten würde. Oliver blickte auf die Uhr. Wo blieb sein Partner Klaus nur? Sie wollten sich doch heute noch diesen Frederick Köppe vornehmen. Das Telefon klingelte.
„Wir haben eine weibliche Leiche an einer Tankstelle an der Landstraße B9 bei Zons gefunden. Kommen Sie schnell!“
...
Er hatte die ganze Nacht schlecht geschlafen. Eine solche Panne war ihm noch nie passiert. Um ein Haar wäre er entdeckt worden! Schon die bloße Erinnerung an die gestrige Nacht ließ ihm einen kalten Schauer über den Leib fahren. Nachdenklich klickte er die Überwachungskameras auf seinem Computer durch. Alles war ruhig. Routiniert überprüfte er die Webseiten, die er regelmäßig besuchte. Bei Facebook hielt er inne. Drei seiner Zielpersonen waren
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