Der Sichelmoerder von Zons
könnte der Bruderälteste das viele Gold haben?“
„Vielleicht hat er seine eigenen Schützenbrüder bestohlen und das Gold aus der Schützentruhe entwendet.“
„Dafür hätte er jedoch die drei Schlüssel gebraucht.“
Josef nickte zustimmend, entgegnete jedoch:
„Vielleicht hat er das Gold schon vor längerer Zeit gestohlen.“
Bastian sah Josef erstaunt an und schlug sich auf die Schenkel.
„Das ist möglich! Er hat es gestohlen und der Fahnenträger Benedict Eschenbach hat es bemerkt. Vielleicht hatte er vor, alle drei Schlüssel zu entwenden, damit er die Schützentruhe öffnen und selbst nachsehen konnte. Sicher wollte Huppertz das verhindern und hat ihn sofort aufgehalten, als der erste Schlüssel in Eschenbachs Besitz gelangte.“
Wernhart richtete sich erschrocken von seinem Lager auf.
„Du meinst er hat ihn umgebracht?“
„Es könnte sein.“
Aufgeregt begann Bastian in sein Notizbuch zu schreiben. Er wollte diese Gedanken unbedingt festhalten, um nichts zu vergessen. Bisher hatte er nicht die geringste Spur entdeckt, die ihn zu Benedicts Mörder führen könnte. Das war sehr ärgerlich, denn schließlich war der alte Jacob ja mehr oder weniger Zeuge des Mordverbrechens geworden. Doch leider hatte auch er nicht mehr als einen schwarzen Schatten gesehen. Für Mord gab es immer einen Grund und endlich hatte Bastian ihn gefunden. Deshalb hast du ihn nicht gemeldet! In diesem Moment fiel es Bastian wie Schuppen von den Augen. Er hatte sich die ganze Zeit gewundert, warum Huppertz den Einbruch von Wernhart in sein Haus nicht einfach der Stadtwache gemeldet hatte. Jetzt war Bastian alles klar. Er wollte nicht, dass der Fall untersucht wurde. Dann würde man die vielen Goldgulden in seinem Haus finden und er müsste eine Menge unangenehmer Fragen beantworten. Bastian stöhnte innerlich auf. Es war ein Wunder, dass er Wernhart nicht sofort getötet hatte.
„Du hast verdammtes Glück gehabt“, sagte Bastian an Wernhart gerichtet. Dieser nickte und blickte Bastian wissend an.
„Ich weiß, mein Freund. Ich wäre entweder im Juddeturm oder wie Benedict unter der Erde gelandet, wenn ich nicht direkt über das Gold gestolpert wäre.“
Plötzlich öffnete sich die Tür und Margarete, Josefs Eheweib, trat mit rotgeweinten Augen ein. Sie sah sich kurz um und lief dann direkt schluchzend auf Josef zu.
„Conrad ist verschwunden! Ich habe mit dem Abt Ludwig von Monheim gesprochen. Seit Tagen ist er nicht mehr im Kloster Knechtsteden gesehen worden. Oh mein Gott. Ihm ist etwas ganz Schreckliches zugestoßen!“
Sie hielt sich die Hände vor das Gesicht und versuchte, ihre Tränen vor Bastian und Wernhart zu verbergen. Josef nahm sie tröstend in die Arme und blickte Bastian dabei hilfesuchend an. Bastian erhob sich und ging einen Schritt auf Margarete zu.
„Ich versichere Euch, dass wir so bald wie möglich nach Conrad suchen werden. Bestimmt ist ihm nichts geschehen und er taucht unversehrt wieder auf.“
„Aber die Frau vom alten Jacob ist auch seit drei Tagen verschwunden. Findet Ihr das nicht merkwürdig? Fast ist es so, als würde Dietrich Hellenbroich wieder sein Unwesen treiben.“
Bastian zuckte bei diesem Namen zusammen. Das konnte nicht sein. Der Puzzlemörder würde nicht nach Zons zurückkehren. Selbst wenn, was Bastian vollkommen ausschloss, würde er sich nur auf junge Mädchen konzentrieren. Dies traf weder auf Conrad noch auf das Eheweib vom alten Jacob zu.
„Hört zu Margarete“, erwiderte Bastian, “der alte Jacob war noch nicht einmal bei mir. Sein Weib ist schon des Öfteren heimlich zu ihrer Tochter verschwunden. Ihr selbst wisst doch am besten, dass es um die Ehe der beiden nicht gut bestellt ist. Wenn Jacob der Überzeugung wäre, dass ihr etwas zugestoßen sei, hätte er mich längst aufgesucht.“
Margarete schluchzte jetzt viel lauter und sah Bastian verärgert an.
„Er wollte nur noch heute abwarten. Glaubt mir Bastian, hier stimmt etwas nicht.“
„Wenn er Morgen zu mir kommt, werde ich mich darum kümmern. Ihr habt mein Wort!“
...
Huppertz war außer sich. Dieser Trottel von Wilhelm war auch wirklich für nichts zu gebrauchen. Da sollte er nur für ein paar Stunden auf den gefangenen Wernhart aufpassen und ließ sich dann selbst überrumpeln. Wilhelm saß geknebelt und gefesselt an seinem Küchentisch und weinte wie ein kleines Mädchen. Was war er doch nur für ein Schwächling.
„Was geht hier vor sich?“, fragte Huppertz wütend.
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