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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Oliver Bergmann hörte sich durch den Ohrhörer fremd und verzerrt an. Im Augenwinkel nahm sie eine männliche Gestalt war. Sie drehte den Kopf und bemerkte, dass es nicht Jimmy war. Gleich würde es hier von Bankern und ihren Kunden nur so wimmeln. Obwohl sie schon etliche Kundenveranstaltungen im „Swissôtel“ in Neuss besucht hatte, fragte sie sich wiederholt, ob es richtig war, sich als Lockvogel zur Verfügung zu stellen.
    Nicht, dass sie nervlich nicht in der Lage wäre, das hier durchzustehen. Doch sie erinnerte sich nur allzu deutlich an ihren Besuch in Jimmys Wohnung. Er war groß, sportlich und vor allem ein Technikfreak. Jeder Zentimeter seiner Wohnung wurde von Überwachungskameras beobachtet. Außerdem besaß Jimmy Nerven wie Stahlseile. Er war Investmentbanker und zockte mit Millionen, ohne dabei unruhig zu werden. Er hatte Instinkt. Jagdinstinkt. Und irgendetwas in Annas Inneren warnte sie davor, diesen Mann zu unterschätzen. Sicher würde er ihren Plan schnell durchschauen und nicht so einfach in die Falle tappen.
    Sie bemerkte plötzlich, dass ihr Puls raste. So ruhig wie möglich setzte sie sich auf einen der Barhocker und bestellte sich einen Piña Colada, ihren Lieblingscocktail. Sie trank einen großen Schluck und nahm genüsslich wahr, wie sich die kalte Flüssigkeit den Weg durch ihre Speiseröhre bahnte und der Alkohol anschließend seine beruhigende Wärme in ihrem Körper entfaltete. Ihre Nackenmuskeln entspannten sich ein wenig. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass der Spuk in spätestens drei Stunden überstanden war. Sie musste nichts weiter tun, als hier zu sitzen, an ihrem Cocktail zu nippen und auf Jimmy Henders zu warten. Sobald er auftauchte, würde die Polizei zuschlagen und ihn festnehmen.
     
     
    ...
     
     
    Zwei Stunden später saß Anna immer noch an der Bar. Ein lästiger Kunde hatte sich zu ihr gesellt und redete seit fast einer Stunde ununterbrochen auf sie ein. Es war ein schleimiger alter Herr, welcher sich mächtig ins Zeug legte, um Eindruck zu schinden. Sein Altherrenparfüm verpestete die Luft und Anna hatte wirklich Mühe, sitzen zu bleiben. Am liebsten wäre sie einfach aufgestanden und gegangen. Sie hasste es, wenn Kunden versuchten, mit ihr zu flirten. Sie war schließlich Bankberaterin und keine Mitarbeiterin eines zwielichtigen Begleitservices.
    Es war jetzt kurz vor Mitternacht und bisher hatte sich Jimmy Henders nicht blicken lassen. Heimlich sah sie sich um. Am anderen Ende des Saales entdeckte sie Oliver Bergmann. Lässig stand er inmitten einer Menschentraube und unterhielt sich scheinbar angeregt. Er hatte sie den ganzen Abend keine einzige Sekunde aus den Augen gelassen. Er registrierte ihren Blick und zwinkerte ihr unauffällig zu. Ein plötzliches Vibrieren in ihrer Handtasche ließ Anna zusammenzucken. Verwundert hielt ihr gealterter Gesprächspartner in seiner Rede inne und starrte sie an. Anna kramte in ihrer Handtasche und holte ihr Handy hervor. Auf dem Display erkannte sie eine SMS von Jimmy.
    „Kannst du mich in der Tiefgarage treffen? Warte im Auto auf dich. Parkplatz 205. LG Jimmy.“
    Der Knopf in ihrem Ohr knackte und Oliver Bergmanns Stimme ertönte: „Wenn irgendetwas ist, dann sage es jetzt einfach laut.“
    Anna blickte ihren immer noch stummen Gesprächspartner an und sagte: „Ich habe eine SMS bekommen. Von einem Freund, namens Jimmy. Er möchte, dass ich mich mit ihm in der Tiefgarage treffe. Parkplatz 205.“
    Ihr unfreiwilliges Gegenüber lächelte enttäuscht. „Was soll das bedeuten, meine Dame? Wollen Sie mich jetzt etwa verlassen, nachdem wir uns gerade erst richtig kennengelernt haben?“ Seine rechte Augenbraue zuckte dabei verärgert und sein Mund war zu einem schmalen Strich verzogen.
    „Es tut mir sehr leid, Herr ...“, Anna versuchte sich krampfhaft an seinen Namen zu erinnern.
    „Hans von Fels“, half er ihr aus und streckte ihr seine Hand entgegen. Anna ergriff sie und hob erneut an: „Herr von Fels. Es war sehr nett, mit Ihnen zu plaudern. Wenn Sie geschäftliche Fragen haben, können Sie mich gerne anrufen.“ Mit diesen Worten hielt sie ihm ihre Visitenkarte vor die Nase, warf ihm ein erlöstes Lächeln zu und entfernte sich mit schnellen Schritten von dem lästigen Gesprächspartner. Hoffentlich hatte er nach dieser Abfuhr keine Fragen mehr an sie. Anna schüttelte grimmig ihren Kopf. Was bildete sich dieser Typ überhaupt ein. Nur weil er ein „von Fels“ war und - im wahrsten Sinne des Wortes - vor

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