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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Beginn der Folter reden würde. Aus seiner Sicht war er ein Feigling. Bastian hoffte, dass Johannes recht behielt. Hastig erklomm er die letzten Stufen und stieß dann kraftvoll den dicken eisernen Riegel zur Seite. Mit einem Schwung schlug die Tür auf. Bruder Ignatius lag in einer Ecke auf dem Bauch, den Kopf zwischen seinen kräftigen Oberarmen verborgen. Um ihn herum lagen vereinzelte Strohhalme, die sich von seinem Lager gelöst hatten.
    „Steht auf und sagt uns, was wir wissen wollen!“ Bastian legte einen drohenden Unterton in seine Stimme, um Bruder Ignatius Angst vor der bevorstehenden Folter zu machen. Doch dieser reagierte nicht. „Wenn Ihr Euch bei drei nicht umgedreht habt, landet Ihr direkt im Kessel mit dem siedenden Öl. Es ist schon alles für Euch hergerichtet.“
    Immer noch zeigte Ignatius keine Reaktion. Pfarrer Johannes runzelte die Stirn und schüttelte den Gefangenen an der Schulter. Ignatius bewegte sich nicht. „Er ist ganz kalt!“, mit diesen Worten drehte Pfarrer Johannes den Körper zu sich herum. Weißer getrockneter Schaum bedeckte den Mund und sah aus, wie geschlagenes Eiweiß. Ignatius` Augen waren geschlossen. Er atmete nicht mehr und seine Wangen waren hohl. „Oh nein, dieser verdammte Bastard hat sich vergiftet!“ Angewidert stand Pfarrer Johannes auf und trat einen Schritt zurück. Bastian stürzte sich auf den Toten und schüttelte ihn mit der ganzen Wut, die sich in seinem Inneren aufgetürmt hatte. „Wacht auf Ihr gottloser Teufel. Ihr könnt Euch nicht einfach davonstehlen!“ Doch Ignatius war tot und rührte sich nicht mehr.
    „Woher hatte er das Gift?“ Die pure Verzweiflung war aus Bastians Stimme zu hören. Seine Kleider hatte man gründlich durchsucht und ihm weggenommen. Ignatius hatte nur noch ein zerlumptes Wams aus groben Leinen am Leib. Pfarrer Johannes ging auf den Toten zu und öffnete seinen Mund. Dann winkte er Bastian zu sich. „Seht hier, er hatte mehrere vollkommen hohle Zähne. Genug Platz um das Gift zu verstecken. Haben Eure Wachen seinen Mund nicht untersucht?“
    „Doch, aber anscheinend waren sie nicht gründlich genug! Sonst hätten sie es ja finden müssen.“ Wütend schlug Bastian mit der Faust gegen die harte Mauer der Zelle. Seine Fingerknöchel begannen zu bluten, doch er bemerkte es nicht. Wie sollte er jetzt den Leichnam von Heinrich finden? Er hatte doch schon das ganze Labyrinth durchsucht. Als wenn Pfarrer Johannes seinen Gedanken lesen konnte, sagte er: „Ich werde Euch helfen, ihn zu finden. Zwar bin ich nicht mehr so schnell wie Ihr, mein junger Freund, aber dafür werden wir umso gründlicher sein.“
     
     
    ...
     
     
    Drei Wochen später kannten sie jeden einzelnen Stein des unterirdischen Labyrinths. Mehrfach durchsuchten sie die schmalen verschlungenen Gänge, doch sie blieben ohne Erfolg. Etliche Male probierte Bastian, den Weg von Bruder Ignatius zu rekonstruieren, aber es gelang ihm nicht. Es musste eine geheime Kammer geben oder Ignatius hatte es doch geschafft, die Leiche aus dem Labyrinth zu schaffen. Sie konnten jedenfalls nichts finden. Selbst die kleine spartanische Kammer von Ignatius im Kloster Knechtsteden suchte Bastian bis in den kleinsten Winkel immer wieder ab, aber bis auf eine Namensliste mit den Sündern, auf der auch der Name des Fahnenträgers Benedict Eschenbach auftauchte und einem Duplikat der Karte des Labyrinths, war die Kammer leer. Wie genau Ignatius an die Karte kam und wie er den Zugang zum Labyrinth entdeckte, blieb weiterhin unklar. Pfarrer Johannes vermutete, dass Ignatius ihn schon vor Jahren belauscht hatte, als sein Vorgänger im Pfarramt ihm das Geheimnis des Erzbischofs von Saarwerden übergab. Schließlich war Ignatius sehr häufig in der Kirche und half seinem Bruder regelmäßig.
    „Wir müssen das Labyrinth versiegeln, Bastian. Die Leute werden langsam argwöhnisch. Wir verschwinden für mehrere Stunden am Tag und niemand weiß, wo wir hingehen und was wir tun. Früher oder später wird uns jemand folgen und das Geheimnis entdecken.“
    Bastian schüttelte missmutig den Kopf. „Wir müssen erst meinen Bruder finden. Ich habe ihm ein Versprechen gegeben und ich muss es einlösen. Ich werde Heinrich im Kloster Knechtsteden begraben. So versteht doch, Pfarrer Johannes, ich kann nicht einfach so aufgeben.“
    „Mein lieber Bastian, Ihr gebt nicht einfach so auf. Seit Wochen kriechen wir wie die Ratten durch die Finsternis auf der Suche nach Heinrich. Doch wir konnten noch nicht

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