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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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holländischen und schwedischen Kolonien nach Westen erstreckte, bis sich die Grenzlinien in dem seltsamen Land jenseits des Mizzipy verliefen. Es war, als sei die Karte zum Leben erwacht, und er hatte die Menschenflut geschaut, die in der Neuen Welt eintraf. Gute Puritaner, loyale Kirchenmänner und seriöse Kaufleute gingen alle nach New England; Papisten, Royalisten und Taugenichtse aller Art begaben sich in das rebellische Sklavenland von Virginia, Carolina und Jacobia, die sogenannten Kronkolonien. Die Sorte von Leuten, die dann, wenn sie erst einmal ihren Platz gefunden hatten, für immer dort blieben.
    Doch nach Pennsylvania gingen andere Menschen: Deutsche, Holländer, Schweden und Hugenotten flohen aus ihren Heimatländern und verwandelten die Kolonie Pennsylvania in einen Abfallkübel, gefüllt mit dem schlimmsten menschlichen Abschaum des Kontinents. Und was noch schlimmer war – sie blieben nicht dort. Diese törichten Leute gingen in Philadelphia an Land, stellten fest, daß die besiedelten – Thrower nannte sie nicht die »zivilisierten« – Teile Pennsylvanias für sie zu übervölkert waren und begaben sich gen Westen ins Land der Roten, um sich dort eine Farm aufzubauen. Was tat es schon, daß der Lordprotektor ihnen ausdrücklich untersagte, sich dort anzusiedeln! Was scherten sich solche Heiden schon um das Gesetz! Land war es, was sie begehrten, so als würde der bloße Besitz von Erde einen Bauern gleich zu einem Edelmann machen.
    Dann hatte sich Throwers Vision von Amerika aus dem Düsteren ins wahrhaft Finstere verwandelt. In seiner Vision sah er vorher, wie der König von Frankreich jenen abscheulichen korsischen Obristen Bonaparte nach Kanada entsenden würde, wo seine Leute von der französischen Festungsstadt Detroit aus die Roten aufwiegeln würden. Die Roten würden über die Siedler herfallen und sie vernichten; zwar mochten sie nur Abschaum sein, doch immerhin waren sie überwiegend englischer Abschaum, und die Vision von der wilden Brutalität der Roten ließ Throwers Haut sich zusammenziehen.
    Doch selbst wenn die Engländer siegten, würde das Amerika westlich der Appalachees niemals christliches Land werden. Entweder bekämen es die verdammten papistischen Franzosen und Spanier, oder die ebenso verdammten heidnischen Roten behielten es, oder die heruntergekommenste Sorte von Engländern siedelte dort und würde sich um Christus und den Lordprotektor einen Teufel scheren. Somit würde ein weiterer Kontinent dem Herrn Jesus Christus verlorengehen. Es war eine solch grauenhafte Vision gewesen, daß Thrower laut aufgeschrien hatte, in dem Glauben, daß niemand ihn in seinem kleinen Zimmer würde hören können.
    Aber es hatte ihn doch jemand gehört. »Das ist ein Lebenswerk für einen Gottesmann«, hatte eine Stimme hinter ihm gesagt. Thrower war sofort erschrocken herumgefahren; doch die Stimme war sanft und warmherzig gewesen und das Gesicht alt und gütig. Thrower hatte sich sofort keinen Augenblick lang mehr gefürchtet, trotz der Tatsache, daß Tür und Fenster fest verschlossen gewesen waren, so daß kein Mensch in seine Kammer hätte eintreten können.
    Da er glaubte, daß dieser Mann zu jener Offenbarung gehörte, die er soeben geschaut hatte, sprach Thrower ihn respektvoll an. »Mein Herr, wer immer Ihr sein mögt, ich habe die Zukunft Nordamerikas geschaut, und mir erscheint sie wie ein Sieg des Teufels.«
    »Der Teufel siegt überall dort«, hatte der Mann erwidert, »wo Gottesmänner den Mut verlieren und ihm das Feld überlassen.«
    Dann war der Mann plötzlich verschwunden.
    In diesem Augenblick hatte Thrower gewußt, was sein Lebenswerk sein würde. In die Wildnis Amerikas zu kommen, eine Landkirche zu bauen und den Teufel in seinem eigenen Land zu bekämpfen. Er hatte drei Jahre gebraucht, um das Geld aufzutreiben und die Erlaubnis seiner Vorgesetzen in der Schottischen Kirche einzuholen, doch nun war er hier, die Pfähle und Balken seiner Kirche hoben sich, ihr weißes und nacktes Holz wies gegen den dunklen, barbarischen Wald, aus dem man es gehauen hatte.
    Natürlich blieb es nicht aus, daß angesichts eines derart großartigen Werks auch der Teufel davon Notiz nahm. Und ganz offensichtlich war der wichtigste Anhänger des Teufels in Vigor Township Alvin Miller. Auch wenn all seine Söhne am Bau des Kirchenhauses halfen, wußte Thrower doch, daß dies nur Faiths Werk war. Die Frau hatte sogar zugegeben, daß sie im Innersten ihrer Seele der Church of Scotland

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